Essen. . Planer und Architekten sollen sich Gedanken zur Neugestaltung rund ums Regattahaus am Baldeneysee machen. 2020 könnte neu gebaut werden.

Es ist nun schon einige Jahre her, dass der international anerkannte Landschaftsarchitekt Andreas Kipar auf einer Bürgerversammlung im Regattahaus seine Visionen eines „Entwicklungskonzeptes Baldeneysee“ präsentierte und der Stadt dabei folgendes ins Stammbuch schrieb: „Die Promenade an der Regattastrecke hat den Charme der 60er und 70er Jahre, das reicht nicht mehr.“

Kipars Zustandsbeschreibung war damals so zutreffend wie heute, trotz eines neuen Anstrichs, den die Tribüne im vergangenen Jahr erhalten sollte. Aber mit ein bisschen Farbe ist es nun mal nicht getan. Diese Erkenntnis ist bei den Verantwortlichen im Rathaus nicht neu, aber inzwischen weiter gereift. So weit, dass die Stadt nun die Neugestaltung des gesamten Regattabereichs am Nordufer des Sees angeht. Planungsamtsleiter Ronald Graf formuliert das Ziel so: „Wir wollen den Baldeneysee wieder zur guten Stube der Stadt Essen machen.“ Noch in desem Monat soll der Rat der Stadt den Startschuss geben.

Gewünscht wird „neue Strahlkraft für den gesamten Baldeneysee“

Der erste Schritt ist ein Wettbewerb; zehn Planungsbüros sollen sich konkrete Gedanken darüber machen, wie das „gestalterische Potenzial“ des Areals zwischen dem Gelände des Etuf im Westen und den Bootshallen neben dem Regattahaus im Osten wieder „Strahlkraft für den gesamten Baldeneysee“ gewinnen kann; so formuliert es die Fachverwaltung selbst. Auch wenn die Gedanken frei sind, macht diese sehr wohl Vorgaben. Das Ensemble aus Tribüne, Regattahaus und Regattaturm soll in jedem Fall erhalten werden. Letztere wird als denkmalwürdig eingestuft. Lediglich Anbauten am Regattahaus gelten als verzichtbar.

Das Regattahaus soll stehen bleiben, Anbauten gelten allerdings als verzichtbar.
Das Regattahaus soll stehen bleiben, Anbauten gelten allerdings als verzichtbar. © Stefan Arend

Ob die Tribüne aus den 1930er Jahren einem Neubau weichen muss oder zu einem Landschaftsbauwerk umgestaltet wird, ist nicht ausgemacht. Eine Sanierung ist jedenfalls überfällig. „Ob man will oder nicht, da muss man ran“, sagt Franz-Josef Ewers, der als Baldeneysee-Manager die Fäden zusammenhält. 1000 bis 1800 Sitzplätze sowie 600 bis 800 Stehplätze soll die neue Tribüne bieten. Gewünscht wird zudem ein Siegerpodest unmittelbar davor oder auf dem Wasser. Gedankenspiele gibt es auch für einen Neubau mit Büros für die Weiße Flotte und den Olympiastützpunkt, mit einem Bistro und öffentlichen Toiletten und gegebenenfalls mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Mehr als 70 Veranstaltungen gibt es am See zwischen April und September

Das gesamte Areal soll den Ansprüchen all jener genügen, die am See Erholung suchen oder Sport treiben, sei es in ihrer Freizeit oder professionell. Schließlich finden jährlich zwischen April und September mehr als 70 teils internationale Wettkämpfe am Baldeneysee statt. Nicht nur dann geht es am Ufer zuweilen drunter und drüber. Schönes Wetter an Wochenenden genügt, damit die Massen an den See strömen. Auch auf den Parkplätzen herrscht dann dichtes Gedränge. Gesucht werden alternative Lösungen, so Planungsamtschef Graf. Sei es ein Parkhaus oder ein Parkdeck, das eventuell von der Lerchenstraße angefahren werden könnte. Aber das bleibt der Fantasie der Wettbewerbsteilnehmer überlassen.

Was sie sich haben einfallen lassen, soll noch in diesem Jahr, nach der politischen Sommerpause, vorgestellt werden. Einen Baubeginn hält die Verwaltung in 2020 für möglich. Dabei ist noch völlig offen, was das Ganze die Stadt kosten wird. Seemanager Franz-Josef Ewers ist optimistisch, dass es am Geld nicht scheitern wird. Ob die Stadt eventuell gar Fördergelder generieren könnte, bliebe abzuwarten. „Erst einmal müssen wir wissen, was wir wollen.“ Dass alles in einem Abwasch umgesetzt wird, hält Ewers angesichts der vielen Veranstaltungen und der intensiven Nutzung des Seeufers ohnehin für unwahrscheinlich. Realistischer sei da ein „Baukastensystem“. Man muss ja nicht alles auf einmal machen.

Ewers ist auf jeden Fall voller Hoffnung, „dass wir eine wunderbare Anlage bekommen – moderner und vor allem schöner“.