Essen. . Patienten fotografieren verdächtige Stellen auf ihrer Haut und laden die Bilder über eine App hoch. Kurz darauf gibt es eine Ferndiagnose.

Es klingt ebenso kurios wie fortschrittlich: Patienten können neuerdings ihre Hautkrankheiten über eine Ferndiagnose mittels Smartphone von einem Arzt checken lassen. Das sieht dann so aus, dass sie zu Hause auffällige Stellen wie Muttermale, verdächtige Pickel oder Ekzeme an ihrem Körper fotografieren und die Bilder über ihr Handy an einen Experten schicken.

Die Diagnose landet spätestens 48 Stunden danach auf dem Handy. Ohne langen Vorlauf für einen Termin beim Facharzt, ohne Sitzerei im Wartezimmer und ohne viel Aufwand. „AppDoc“ heißt die App, die dies möglich macht. Das kleine Computerprogramm für das Smartphone ist in Zusammenarbeit mit der Universitäts-Hautklinik Essen auf den Markt gebracht worden.

Interessant auch bei sensiblen Geschlechtskrankheiten

Fast zweihundert Menschen haben diese neue Form der Ferndia­gnose in den wenigen Wochen, in denen die App läuft, bereits genutzt. „Viele Patienten kennen das Problem, dass sie auf einen Termin beim Facharzt lange warten müssen“, sagt Funktionsoberärztin Dr. Wiebke Sondermann von der Klinik für Dermatologie am Essener Uniklinikum. Ihnen könne die App helfen, Ungewissheit schneller zu beseitigen und eine erste Einschätzung zu erhalten, ob die Hautveränderung nun gefährlich ist oder eher nicht. Das könne ein Vorteil gerade für Menschen sein, die nicht besonders mobil sind, oder auch für Menschen mit sensiblen Problemen wie beispielsweise Geschlechtskrankheiten. „Über die App können sie sich anonym Rat holen“, sagt Sondermann.

Die Idee zu der Ferndiagnose stammt von ihrem ehemaligen Kollegen Dr. Titus Brinker, der früher an der Essener Uniklinik gearbeitet hat und heute in Heidelberg praktiziert. „Eigentlich lag die Entwicklung einer solchen App nahe“, sagt Wiebke Sondermann. Hautspezialisten wie sie und Titus Brinker bekämen in ihrem Alltag ohnehin häufig Bilder von Bekannten mit der freundlichen Bitte um eine kleine Diagnose zugeschickt.

Pro Fall kostet die Hautanalyse 35 Euro

„Manches lässt sich tatsächlich leicht anhand von Fotos diagnostizieren. Warzen zum Beispiel oder bestimmte Ausschläge“, sagt die Essener Ärztin. In Fällen, die digital nicht eindeutig zu beurteilen sind, und bei behandlungsbedürftigen Hautveränderungen bleibt den Patienten der Arztbesuch aber weiterhin nicht erspart. Dann bekommen sie den Hinweis, sich persönlich bei einem Arzt vorzustellen.

Als erste Landesärztekammer hat Baden-Württemberg „AppDoc“ genehmigt. Wiebke Sondermann, die sich um die wissenschaftliche Analyse kümmert, rechnet damit, dass weitere Bundesländer in Kürze nachziehen werden. Genutzt werden kann das Angebot aber bereits jetzt von Patienten deutschlandweit. Pro Fall kostet die Hautanalyse pauschal 35 Euro. Zurzeit sind zwei Dermatologen damit beschäftigt, die eingeschickten Fotos auszuwerten. Weitere Ärzte, so Wiebke Sondermann, seien bereit, mit einzusteigen, wenn die App größere Kreise zieht.

Die Hilfe ist für iPhone und Android erhältlich

„AppDoc“ kann auf iPhones und auf Android-Handys kostenfrei heruntergeladen werden. Das Angebot gibt es auch über die Webseite
www.online-hautarzt.net

Der Nutzer muss drei Fotos von seiner Hautveränderung einschicken und einen kleinen Fragebogen beantworten. Er bleibt dabei anonym und muss keinen Namen angeben.