Essen/Mülheim. . Durchbruch: Die Emschergenossenschaft kann nach fünf Jahren ein Überlaufbecken zwischen Essen und Mülheim bauen – trotz eines geschützten Vogels.

Die Wasserralle, ein gefährdeter und geschützter Vogel, hat an der Stadtgrenze zwischen Essen und Mülheim fünf Jahre lang verhindert, dass ein Überlaufbecken für den Borbecker Mühlenbach gebaut werden kann. Doch jetzt zeichnet sich eine Wende ab.

Wie die Emschergenossenschaft am Freitagmorgen mitteilte, hat die Bezirksregierung jetzt eine Baugenehmigung erteilt, damit womöglich schon im Frühjahr mit der Errichtung des Überlaufbeckens am Frohnhauser Weg zwischen Essen und Mülheim begonnen werden kann. Das unterirdische, 9500 Kubikmeter große Becken wird benötigt, damit der Borbecker Mühlenbach renaturiert werden kann.

Der Borbecker Mühlenbach wird renaturiert.
Der Borbecker Mühlenbach wird renaturiert. © Emschergenossenschaft

Das ganze Projekt ist Teil der gigantischen Emscher-Renaturierung, bei der aus alten, so genannten Köttelbecken wieder naturnahe Gewässer werden.

Ein erstes Ausweich-Quartier brachte offenbar nichts

Die Wasserralle (Rallus acquaticus) war 2013 an der Stelle entdeckt worden, an der das Becken gebaut werden soll. Der Vogel gilt als gefährdet und steht deshalb auf der Roten Artenschutz-Liste. Die bisherigen Versuche, den Vogel dauerhaft umzusiedeln, schlugen offenbar fehl: Im Winkhauser Tal, auf Mülheimer Stadtgebiet, hatte die Emschergenossenschaft in diesem Sommer ein Ausweichquartier geschaffen, konnte aber nicht nachweisen, dass sich die Wasserralle dort brütend niedergelassen hat.

Um diesen Beleg zu erbringen, schleicht sich ein Ornithologe in die Nähe des scheuen Vogels und spielt Stimmen der Wasserralle ab. Antwortet sie sofort, bedeutet das, dass sie brütet – die Antwort kann man als „Geh’ bloß weg!“ interpretieren.

Zweites Ausweich-Quartier wird gebaut

Mit der Ankündigung, ein zweites Ausweich-Quartier errichten zu wollen, hat sich die Emschergenossenschaft jetzt die Baugenehmigung gesichert: „Das ist die letzte Maßnahme, die wir der Wasserralle anbieten können“, erklärte Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, am Freitagmorgen. „Damit ist der Start der Bauarbeiten gesichert, und die Ausschreibungen laufen bereits.“

Hier wohnt die Wasserralle, dort will die Emschergenossenschaft aber ein Becken bauen.
Hier wohnt die Wasserralle, dort will die Emschergenossenschaft aber ein Becken bauen. © Emschergenossenschaft

Das neue Ersatz-Quartier für die Wasserralle soll im Bereich der ehemaligen Kleingartenanlage Böhmerstraße in Frohnhausen entstehen. Für den Bau des Überlaufbeckens veranschlagt die Emschergenossenschaft drei Jahre. Errichtet werden ein Abwasserkanal von der Königsberger Straße bis zur Nöggerathstraße auf Essener und Mülheimer Stadtgebiet sowie ein Regenüberlaufbecken am Frohnhauser Weg in Mülheim. Für den Kanal entstehen neun Schächte, die sechs bis 15 Meter in die Tiefe reichen.

Für das neue Ausweich-Quartier müsse die Emschergenossenschaft diesmal nicht nachweisens, dass sich der Vogel dort auch wirklich niedergelassen hat. „Ob die Wasserralle jetzt umzieht oder nicht, bleibt ihr überlassen“, sagt Abawi. „Mehr können wir für den Vogel nicht tun.“