Borbeck. . Die Wasserralle blockiert weiterhin den Baubeginn des Rückhaltebeckens am Borbecker Mühlenbach. Erst wenn der Vogel brütet, rollen die Bagger an.

Die Wasserralle (Rallus acquaticus) und der Borbecker Mühlenbach scheinen sich zu einer unendlichen Geschichte zu entwickeln. Der scheue, seltene und geschützte Vogel, 2013 am Frohnhauser Weg entdeckt, blockiert weiterhin den geplanten Bau eines unterirdischen, 9500 Kubikmeter großen Regenrückhaltebeckens durch die Emschergenossenschaft. Der Bau ist ein Teil der Emscherrenaturierung, für die rund 5,2 Milliarden Euro veranschlagt werden. Solange die Wasserralle ihr Revier am Frohnhauser Weg hatte, konnten die Bagger nicht anrollen.

Eine Wasserralle tappte in die Kamerafalle

Also wurde nach einem Ausweich-Revier gesucht. Das wurde knapp 800 Meter entfernt, im Winkhauser Tal, auf Mülheimer Stadtgebiet gefunden. „Es wurde mit den entsprechenden Pflanzen ein Lebensraum angelegt, den die Wasserralle offenbar auch angenommen hat“, sagt Pressesprecher Michael Steinbach. Ein Tier ging nämlich in die Kamerafalle eines Vogelkundlers. Allein, das reicht noch nicht, um einer Umsiedlung zu genügen. Der Erfolg wird daran gemessen, dass gebrütet wird.

Warten auf die Antwort aus dem Röhricht

Wie prüft man bei einem solch scheuen Federvieh, ob es brütet? „Von Zeit zu Zeit setzt sich ein Ornithologe ins Gebüsch und spielt über sein Smartphone den Revierruf der Wasserralle ab“, erklärt Michael Steinbach die Vorgehensweise. Der Clou: Nur wenn ein Paar brütet, antwortet es mit einem entsprechenden Ruf. „Das soll dann wohl soviel heißen wie: Hau bloß ab!“, so Steinbach. Bisher ward diese rüde Zurückweisung aus dem Röhricht im Winkhauser Tal allerdings noch nicht vernommen. Viel Zeit bleibt nicht mehr, zumindest nicht in diesem Jahr. Die Brutzeit der Wasserralle dauert von April bis August.

Nicht das erste Bauhindernis

„Das bringt den Emscherumbau nicht ins Schleudern“, sagt Michael Steinbach. Es sei nicht das erste Bauhindernis, das sich bei diesem Groß-Projekt in den Weg stelle. Das sei ärgerlich, „aber es ist erklärtes Ziel, beim Emscherumbau die Artenvielfalt zu stabilisieren“.

Während die Bagger am Frohnhauser Weg nicht anrollen können, müsse der Bauablauf umgesteuert werden, so der Pressesprecher. Soll heißen: Die finanziellen Mittel für das Rückhaltebecken werden zunächst an einer anderen Stelle des „Großprojekts Emscherumbau“ eingesetzt. Wenn die Bagger irgendwann beginnen können, wird mit etwa sechs Monaten Bauzeit für das Rückhaltebecken gerechnet.

Kein fester Zeitrahmen für das Monitoring vereinbart

Einen festen Zeitrahmen für das Monitoring, für die Beobachtung der Wasserralle, wurde zwischen Emschergenossenschaft und Bezirksregierung als zuständige Landschaftsbehörde nicht vereinbart. Aufgrund der Erfahrungen bei anderen Projekten ging man davon aus, dass drei Jahre reichen würden. Die drei Jahre laufen demnächst ab.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Es wird wohl noch länger dauern.

>>> Ruf der Küken erinnert an Laute eines Ferkels

Die 25 bis 30 cm große Wasserralle wiegt 100 bis 190g.
Flügelspannweite: 40 bis 45 cm.

Sie hat einen kurzen Schwanz und einen leicht nach unten gebogenen, rötlichen Schnabel. Kopfseiten, Kehle, Hals und Brust sind schiefergrau bis graublau.

Die Küken sind schwarz und haben einen hellen Schnabel. Der Ruf erinnert an die Laute eines Ferkels (Quelle: Wikipedia).