Essen. . Der Amokfahrer von Bottrop stammt aus Essen-Borbeck. Dort soll er in der Silvesternacht auf Menschen an einer Bushaltestelle losgefahren sein.
Das Wartehäuschen an der Schloßstraße ist mit Flatterband abgesperrt. Nur wenige hundert Meter weiter, am Rabenhorst, stehen ebenfalls Polizisten am Straßenrand und warten auf die Kollegen der Spurensicherung. Einige Anlieger haben auswärts den Jahreswechsel gefeiert und kehren gerade nach Hause zurück. Nur langsam spricht sich am Neujahrsnachmittag in Borbeck herum, dass der Stadtteil, dass die ganze Stadt wenige Stunden zuvor womöglich nur knapp einer schweren Amoktat entgangen ist.
Polizei stoppt den Fahrer am Rabenhorst
Es begann in Bottrop. Dort soll ein Mann nach Mitternacht mit seinem Mercedes gezielt auf Menschen losgefahren sein – aus Fremdenhass. Es gab vier Verletzte. Danach, das bestätigt die Polizei, habe er in Borbeck ähnliche Absichten im Sinn gehabt. Unter anderem an der Haltestelle Stensbeckhof/Schloßstraße. An der Frintroper Straße wurde ein leichtverletzter Mann gemeldet. Ein Auto war ihm über den Fuß gefahren. Der Amokfahrer? Die Polizei geht davon aus. Möglich, dass er seinen Heimweg nutzen wollte, um seine Attacken fortzusetzen. Er wohnt wohl in der Nähe, heißt es. Am Rabenhorst konnte die Polizei den 50-Jährigen gegen 1 Uhr schließlich stoppen, bevor sich weiteres Unheil ereignete.
„Das gibt es doch nicht“, sagt eine Anliegerin der Schloßstraße. Sie ist fassungslos. Am Nachmittag bringt sie gerade ihren Müll raus, als sie die Polizei sieht. „Da denkt man immer, dass hier so etwas niemals passieren würde.“ In der Nacht selbst habe sie nichts mitbekommen, um 1 Uhr habe sie geschlafen. Doch um halb eins sei sie noch vor der Tür gewesen – keine hundert Meter von der Bushaltestelle entfernt. Zu diesem Zeitpunkt muss sich der mutmaßliche Täter gerade von Bottrop aus auf den Weg nach Borbeck gemacht haben.
Die Anwohner sind entsetzt
An der Haltestelle Stensbeckhof ist auf den ersten Blick nichts beschädigt. Die Reste vom Silvesterfeuerwerk liegen am Nachmittag hinter dem rot-weißen Absperrband auf dem Boden herum, so wie an vielen Stellen in diesem bürgerlichen Wohnviertel. Nur wenige Menschen sind auf der Straße. Ein paar Ecken weiter, am Rabenhorst, ergibt sich ein ähnliches Bild. Polizisten stehen vor Mehrfamilienhäusern. Hier hatte ein Streifenwagen den mutmaßlichen Täter in der Nacht stoppen können.
Gegenüber beugt sich eine Frau aus dem Fenster einer Wohnung im Erdgeschoss. „Was ist denn hier los?“, fragt sie und zeigt auf die Streifenwagen. – Dann wird sie nachdenklich. „Ich bin letzte Nacht von Blaulicht wach geworden. Aber Silvester ist das ja nichts Ungewöhnliches. Ich dachte noch: Hoffentlich versperrt niemand der Feuerwehr den Weg.“ Niemals, sagt sie dann, hätte sie geahnt, was der wahre Grund für den Alarm gewesen sein muss.