Essen. . Im Essener Stadtgebiet stehen ausreichend Unterkünfte für Wohnungslose bereit. Der Ansturm auf Schlafplätze bleibt bislang aus

Ende Februar platzte die Notübernachtungsstelle in der Lichtstraße noch aus allen Nähten. Aufgrund der eisigen Kälte suchten viele Wohnungslose eine warme Bleibe. Selbst die Notbetten des Hauses, welches das Diakoniewerk im Auftrag der Stadt betreibt, reichten nicht mehr aus, um alle Schutzsuchenden unterzubringen. Um niemanden abweisen zu müssen, wich man erstmals auf das Flüchtlingsheim an der Papestraße aus, das sich nur wenige hundert Meter entfernt von der Schlafstelle befindet.

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Auch in diesem Winter ist das Flüchtlingsheim als Ausweichstelle fest eingeplant, doch bislang blieb der große Ansturm aus, meint Petra Fuhrmann von der Wohnungslosenberatung im Sozialzentrum an der Maxstraße. „Für diese Jahreszeit ist es momentan verhältnismäßig ruhig. Wir haben uns früh mit der Stadt in Verbindung gesetzt und sind, was Schlafplätze angeht, für den Winter gewappnet.“

1800 Klienten mit etwa 18.000 Übernachtungen im Jahr

Petra Fuhrmann ist Bereichsleiterin Ambulante Gefährdeten- und Wohnungslosenhilfe beim Diakoniewerk Essen.
Petra Fuhrmann ist Bereichsleiterin Ambulante Gefährdeten- und Wohnungslosenhilfe beim Diakoniewerk Essen. © Vladimir Wegener

Fuhrmann geht allerdings davon aus, dass die Zahl der Übernachtungen und der Schutzsuchenden im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben ist und in den kommenden Wochen auch nicht weiter steigen wird. „Wir sprechen auch weiterhin von etwa 1800 Klienten, die über das Jahr verteilt bei uns übernachten“, sagt Fuhrmann.

Das mache etwa 18.000 Übernachtungen im Jahr. An der Lichtstraße finden 58 Menschen Platz, mit Notbetten sogar 68. Männer und Frauen werden zusammen auf getrennten Etagen untergebracht. Derzeit sind etwa zwei Drittel der Betten belegt.

Bei eisigen Temperaturen draußen „Platte machen“

„In der Weihnachtszeit kommt es vor, dass viele Wohnungslose über die Feiertage noch bei Freunden oder der Familie unterkommen“, weiß Petra Fuhrmann. Dennoch gebe es immer wieder Menschen, die selbst bei eisigen Temperaturen draußen weiter „Platte machen“. Ihre Streetworker hätten da „ein Auge drauf“. Man könne aber niemanden dazu zwingen, sich in eine Notunterkunft zu begeben.

Neben der professionellen Betreuung von Wohnungs- und Obdachlosen, sorgen ehrenamtliche Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Borbeck dafür, dass bei Minusgraden niemand draußen auf der Straße frieren muss. In einem 50 Quadratmeter großen alten Armeezelt auf dem DRK-Gelände am Wolfsbankring finden bis zu 16 Menschen Platz; bei Bedarf aber auch deren tierische Begleiter. „Immer wenn die Temperaturen auf Minus fünf Grad fallen, öffnen wir unser Zelt“, sagt Bereitschaftsleiterin Elke Zbiera. „Wir haben stets die Warnwetter-App vom Deutschen Wetterdienst im Blick. Im Notfall haben wir immer mindestens zwei Helfer vor Ort.“

„Das Hilfsnetzwerk für Obdachlose in Essen funktioniert sehr gut“

Helfer von „Essen packt an“ unterstützen das Angebot, sammeln Obdachlose ein, kümmern sich um eine warme Mahlzeit oder sammeln Spenden. Gerade Schlaf- und Rucksäcke werden immer gebraucht, sagt Elke Zbiera. Wer ins Kältezelt nach Borbeck kommt, erhält außerdem von der Ruhrbahn ein kostenloses Ticket, um nächsten Tag kostenlos mit Bus und Bahn weiterfahren zu können. Den Service gibt es seit Jahren.

„Insgesamt funktioniert das Hilfsnetzwerk für Obdachlose in Essen sehr gut“, betont Petra Fuhrmann von der Wohnungslosenhilfe. Die Kapazitäten seien ausreichend. „Viel wichtiger ist, dass die verschiedenen Akteure sich untereinander abstimmen.“

>>> ADRESSEN UND RUFNUMMERN

Neben der Notübernachtungsstelle Lichtstraße in der Innenstadt, der DRK-Kältehilfe in Borbeck, gibt es noch den Raum 58, Niederstraße 12-16. Hier finden obdachlose Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren eine Unterkunft. Die Stadt plant außerdem eine Notschlafstelle nur für Frauen, die über 15 bis 20 Plätze verfügen soll. Diese soll allerdings erst im Winter 2019/2020 eingerichtet werden, wo ist noch unklar.

Bei eisiger Kälte ist auch die Aufmerksamkeit der Bürger gefragt: Wer einen obdachlosen Menschen in Not entdeckt, sollte Polizei oder Feuerwehr benachrichtigen. Das DRK bietet zudem eine 24-Stunden-Hotline, die unter 22 22 22 zu erreichen ist.