Essen. . Riesiger Laden rappelvoll: Zu Besuch in einem Café, das dem Mann gehört, der die Essener Traditionsbäckerei Lindner übernommen hat.

Der Dezemberhimmel an diesem Vormittag ist grau verhangen, Autos rauschen über die Krayer Straße zwischen Tankstelle und Autobahn-Auffahrt. Doch wer das Café „Nur Pastanesi“ betritt, dem glänzen golden die Fladenbrote entgegen. Willkommen beim neuen Eigentümer des Essener Traditionsbäckers Lindner, der nach 64 Jahren in die Insolvenz rutschte – und jetzt von diesem türkischen Gastro-Betrieb übernommen wurde.

Die Nachricht, die Montag bekannt wurde, löste ein unerwartetes Echo aus: „Die Kunden fragen sehr viel, was sich ändern wird“, berichtet Senior-Chefin Klara Lindner. Einerseits war sofort die Rede davon, dass das Angebot in den vier Lindner-Filialen in Holsterhausen und Rüttenscheid bestehen bleibt, andererseits sind Veränderungen angekündigt; auch türkische Backwaren sollen ins Programm aufgenommen werden. Mehr weiß derzeit niemand.

Geschäftsgespräche bei schwarzem Tee

Wer mehr erzählen könnte, ist Sami Altintop, türkischstämmiger Geschäftsmann aus Mülheim, ein Mann Anfang 50 mit randloser Brille und gewinnendem Lächeln: „Ich informiere Sie, sobald wir die Änderungspläne konkret haben“, sagt er freundlich und widmet sich wieder seinen Geschäftspartnern. Zu viert sitzen deutsche und türkische Männer an einem Tisch im Café „Nur Pastanesi“ bei schwarzem Tee und süßen Brötchen, es geht offenbar um bauliche Änderungen in den Lindner-Betrieben.

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Altintop betreibt mehrere GmbHs, darunter auch die „Nur Pastanesi“-Cafés, zwei in Dortmund und dieses eine in Kray, und von Café kann eigentlich keine Rede sein: Das riesige Ladenlokal beherbergte mal einen Coop-Supermarkt, dann einen Chinesen, und jetzt, Mittwochmorgen um kurz nach zehn, ist fast jeder Tisch besetzt, 90 Prozent spricht hier Türkisch. Es gibt, neben Backwaren, die berühmten Süßspeisen namens Baklava, und im Buffet-Bereich liegen frisches Gemüse und Salate und Oliven bereit. Tatsächlich haben das jetzt erstaunlich viele Gäste schon auf dem Teller, es ist halb elf am Vormittag. Um’s kurz zu machen: Sieht alles sehr gut aus.

Buffets sollen auch bei Lindner Einzug halten

Von einem Buffet hatte auch die Familie Lindner gesprochen, es solle Einzug halten in ihre Filialen, denn bei Lindner holten sich die Kunden nicht nur frische Brötchen, sondern beliebt bei den Senioren war und ist auch der täglich wechselnde Mittagstisch.

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Altintop, so ist zu erfahren, betreibt nicht nur die Bäckereien, sondern auch eine Tochterfirma, die sich auf bauliche Änderungen in Bäckereien spezialisiert hat. Vielleicht ist dies ein Grund, warum er bei Lindner zugeschlagen hat und nicht die großen Back-Ketten der Region. Und bauliche Änderungen, so viel Ehrlichkeit muss erlaubt sein, hatten die Lindner-Filialen nötig – wer genau in die Ecken sah, dem blieb kaum verborgen, dass zuletzt in das Familienunternehmen nicht mehr viel investiert werden konnte.

Das Insolvenzverfahren läuft übrigens nach der Übernahme seinen geregelten Gang. Im Februar gibt es einen Gerichtstermin.