Essen-Altenessen. . „Rettet St. Johann Baptist“ heißt Altenessener Initiative. Sie kämpft gegen die Contilia-Krankenhauspläne und für den Erhalt der Pfarrkirche.

In der katholischen Altenessener St. Johann Baptist-Gemeinde formiert sich der Widerstand gegen den geplanten Kirchenabriss zugunsten eines Neubaus des Marienhospitals durch die Contilia Gruppe. Gleichzeitig bemüht sich die Gemeinde auf ihrer Homepage um die Beantwortung von Fragen, die in der hochemotionalen Pfarreiversammlung am vergangenen Mittwoch unbeantwortet geblieben waren.

Am Freitag kamen rund 35 Gemeindemitglieder im Kolpinghaus zusammen. Ihre Initiative heißt „Rettet St. Johann“. „Dabei handelt es sich um einen bunten Querschnitt der Gemeinde“, berichtet Tobias Urban. Der 38-jährige Bankkaufmann war Mitglied des alten Kirchenvorstands und trat aus Protest gegen die Abrisspläne zurück. Er ist nicht verwandt mit dem gleichnamigen Gemeindemitglied, das jetzt in den Kirchenvorstand gewählt worden ist und Mitglied des Jugendleitungsteams ist.

Nicht genügend Kandidaten auf der Wahlliste

Als ersten Schritt legt die Initiative jetzt Einspruch gegen die Kirchenvorstandswahl vom 18. November ein. Sie beantragt die Wiederholung und gleichzeitig die Aufhebung des Beschlusses zum Verkauf von Grundstück und Kirchengebäude. Begründung: Die Wahlordnung (Paragraf 6.2) verlange, dass mindestens ein Kandidat mehr aufgestellt sein muss, als Mitglieder zu wählen sind. Nachdem zwei der zehn ursprünglichen Kandidaten wegen des Contilia-Konflikts ihre Kandidatur zurückgezogen hatten, standen nur noch acht Gemeindemitglieder auf dem Wahlzettel. Tobias Urban: „Dann hätte man nur sieben Kandidaten wählen lassen dürfen oder noch einen neunten Kandidaten finden müssen.“ Offenbar habe man vergessen, in die Statuten zu gucken.

Außerdem habe der Kirchenvorstand „bewusst und gewollt Informationen zum beabsichtigten Verkauf von Kirche und Grundstück vor der Wahl der Gemeinde vorenthalten“: „Eine rechtzeitige Information hätte einen maßgeblichen (und vom Kirchenvorstand nicht gewünschten) Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt.“ Dass man die Gemeinde nicht informiert habe, sei „eine gravierende Verletzung demokratischer und rechtsstaatlicher Wahlgrundsätze“.

Grundstück war eine Schenkung

Protest vor der Kirche St. Johann Baptist.
Protest vor der Kirche St. Johann Baptist. © André Hirtz

Laut Initiative ist der Grundstücksverkauf generell nicht möglich, weil einst der Altenessener Bürger Johannes Lindemann die Kirche der Gemeinde als „unveräußerliches Eigentum“ geschenkt habe.

Die nächste Versammlung findet am Freitag, 7. Dezember, 18 Uhr, im Kolpinghaus, Kolpingstraße 16, statt. Tobias Urban: „Dort werden wir der Gemeinde den Prozess aus unserer Sicht darstellen und die Pfarrversammlung am 12. Dezember vorbereiten. Wir möchten gerne Fragen der Gemeinde sammeln und dem Bistum vorab schriftlich zur Beantwortung geben.“

>>> Gemeinde gibt 31 Antworten auf 31 Fragen

Die Kirchengemeinde gibt auf ihrer Homepage (www.johannbaptist.de) 31 Antworten auf Fragen aus der Pfarrversammlung, zum Beispiel zum zeitlichen Ablauf: „Erst im Sommer 2018 ist die Contilia auf den Kirchenvorstand zugegangenen mit der Frage, ob dieser einem Verkauf der Pfarrkirche zugunsten eines großen Krankenhausneubaus auf dem gesamten Gelände von Marienhospital und Kirche zustimmen würde. Konkret konnte sich der Kirchenvorstand erstmals am 30. August 2018 mit dem Thema befassen.“

Gleichwohl wurde die Gemeinde unter dem Motto „Die Pfarrei im Gespräch“ noch am 18. September eingeladen, „an der Weiterentwicklung unserer Pfarrei in den Sachausschüssen mitzuarbeiten“. Ex-Kirchenvorstand Tobias Urban: „Da bin ich aus Protest weggeblieben. Die Sitzung fand wider besseren Wissens statt, das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“

In der Gemeinde St. Hedwig, deren Kirche auch vom Abriss bedroht ist, wartet man derweil seit langem auf neue Informationen. Ob die Kirche erhalten bleibt, sei „im Moment noch völlig offen. Wenn St. Johann Baptist aufgegeben wird, müssen die Gremien der Pfarrei alle Standortfragen noch einmal neu diskutieren“.

Laut Bistumssprecher Ulrich Lota ist es Dompropst Thomas Zander nun wichtig, „mit allen Beteiligten vor Ort gute, sachliche und zielführende Gespräche zu führen“.