Essen-Altenessen. . Rund 700 Menschen machen ihrem Ärger vor und in der Pfarrkirche St. Johann Baptist Luft. Erklärungsversuche für den Krankenhaus-Neubau scheitern.
Der geplante Abriss der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Altenessen zugunsten eines Neubaus des Marienhospitals schlägt hohe Wellen. In einer hitzigen Protestversammlung in und vor der Kirche machten am Mittwochabend rund 700 Gemeindemitglieder ihrer Enttäuschung teilweise lautstark Luft. Die Kirche sollte im Rahmen des Pfarrentwicklungsprozesses eigentlich erhalten bleiben. Doch die Pläne des Krankenhausbetreibers Contilia schufen dann – für viele Menschen völlig überraschend – eine neue Lage.
Auch in der zweieinhalbstündigen Versammlung kam für den Abriss niemals wirklich Verständnis auf. Die Argumente der Contilia Gruppe, die das 4500 Quadratmeter große Grundstück nach eigenen Angaben dringend für den Neubau benötigt („der Zeitdruck ist enorm“), wurden von den allermeisten Versammlungsteilnehmern nicht als plausibel angesehen.
Dompropst wurde als „Totengräber“ beschimpft
Mögliche Grundstück-Alternativen in der Nachbarschaft, so eine Kritik, seien nicht ernsthaft in Erwägung gezogen worden. Dompropst Thomas Zander, der die Gemeinde seit Oktober kommissarisch leitet, wurde als „Totengräber“ beschimpft, und auch die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands (KV), Anja Dommershausen, hatte einen schweren Stand.
Mehrheitlich hatten die kirchlichen Gremien Ende Oktober den Verkauf des Geländes beschlossen für den Fall, dass die Contilia Gruppe in Zukunft auch alle weiteren Baugenehmigungen erhält und es zu einem Neubau kommen kann. Laut KV-Mitglied Christoph Gühmann habe man sich in den Verhandlungen schweren Herzens geeinigt – auf einen Kaufpreis von 1,1 Millionen Euro, obschon das gesamte Areal auf lediglich 600.000 Euro taxiert worden sei.
Tenor der Kritiker: Es gehe nur ums Geld
Zander, Dommershausen und auch Contilia-Vorstandssprecher Dirk Albrecht mussten sich harsche Vorwürfe gefallen lassen. Letztlich, so der Tenor bei den Kritikern, gehe es nur ums Geld. Ein intaktes Gemeindeleben werde geopfert. „Wir fühlen uns belogen und betrogen, verraten und verkauft“, rief ein Gemeindemitglied.
Contilia sagt zu, auch Alternativen zu prüfen
Bis zum Treffen am 12. Dezember will die Contilia Gruppe Alternativvorschläge aus den Reihen der Kirchengemeinde prüfen – etwa ob ein Areal Richtung Karlsplatz trotz unterirdischen Bunkers nicht für einen Krankenhaus-Neubau infrage kommen könne.
Es kam auch die Frage auf, ob nicht acht- statt nur sechsgeschossig gebaut werden könne. Dann könnte die Kirche eventuell erhalten bleiben. Als Option ins Spiel gebracht wurde auch eine Fläche zwischen Gladbecker Straße und Daniel-Eckard-Straße.
Gegen die teilweise beleidigenden persönlichen Beschimpfungen aber, die es im Eifer des Gefechts und auch im Vorfeld in sozialen Netzwerken gegeben hatte, verwahrte sich ein Großteil der Protestierenden ausdrücklich.
Da noch etliche Fragen offen blieben, ist für den 12. Dezember eine weitere Info-Veranstaltung geplant. Sehr wahrscheinlich wieder ab 19.30 Uhr in der Kirche. Bis dahin wollen die Kritiker ihren Protest „in organisatorische Formen gießen“.