Essen. . Im Prozess um die Autoattacke in der Stahlstraße guckt das Essener Schwurgericht Videos. Denn auch im Bordellbezirk hängen Überwachungskameras.
Offenbar gibt es kaum noch Bereiche, die auf Videokameras verzichten. Selbst im Bordellbezirk der Stahlstraße hängen die Geräte. Zum Schutz der Damen, heißt es. Am Mittwoch profitiert jedenfalls das Schwurgericht von den gespeicherten Bildern. Zu sehen ist im Saal, wie der Angeklagte Alexandru C. Anlauf nimmt, um mit seinem Ford Mondeo das Haus Nr. 56 zu rammen.
Versuchten Totschlag wirft die Anklage ihm vor. Der 24-Jährige soll sauer gewesen sein, weil seine dort als Prosituierte arbeitende Freundin untergetaucht war. Denn sie soll Angst vor seinen Schlägen gehabt haben. Mehrfach soll Alexandru C. am 22. Mai die Damen in der Stahlstraße nach ihrem Aufenthaltsort gefragt haben. Dann drohte er: „Wenn ihr nicht sagen wollt, wo sie ist, zerstöre ich euren Puff.“ Schließlich machte er die Drohung wahr. Eine 67 Jahre alte Wirtschafterin wurde schwer verletzt, kann heute noch nicht arbeiten.
Prostituierte aus der Stahlstraße sagen aus
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Am Mittwoch, zweiter Prozesstag, hört das Gericht Augenzeugen aus der Stahlstraße. Die Wahrheitsliebe ist nicht bei allen ausgeprägt. Einer 50 Jahre alten Prostituierten drohen Richter Jörg Schmitt und Staatsanwältin Birgit Jürgens mit einem Strafverfahren wegen Falschaussage. Sie schwächt einiges ab, wenn es um die Gewaltattacke ihres rumänischen Landsmannes geht.
Ihr sollen mal 10.000 Euro von der Freundin des Angeklagten angeboten worden sein, wenn sie falsche Angaben über die Absicht von Alexandru C. macht. Die Freundin, Anna heißt sie mit „Künstlernamen“, bestreitet das.
Freundin des Angeklagten verneint Schläge
Die 21-Jährige, die von ihm geschlagen worden sein soll, bezeichnet sich als seine „Geliebte“ und betont: „Wir sind ein Paar. Er liebt mich und hat das damals aus Eifersucht gemacht.“ Dass er sie geschlagen habe, weil sie zu wenig Geld verdiente? Sie verneint.
Andere Frauen aus der Stahlstraße hatten das Gegenteil behauptet. Eine Wirtschafterin, 58 Jahre alt und aus Gelsenkirchen, formuliert ihre Antworten oft herzerfrischend. Etwa wenn sie den Unfall schildert und sich nach der Ortskenntnis von Richter Jörg Schmitt erkundigt: „Ich weiß ja nicht, wie gut Sie die Stahlstraße kennen?“ Eine Antwort erspart Schmitt sich.
24-Jähriger rast mit Auto in Essener Bordell