Essen. . Ein 24-Jähriger hat mit seinem Auto ein Essener Bordell gerammt. Ein Liebesdrama oder eine Strafaktion im Rotlichtmilieu? Das Motiv ist unklar.
Der Mann, der am 22. Mai wutentbrannt ein Bordell an der Essener Stahlstraße gerammt und eine Frau schwer verletzt hatte, hofft auf Milde. Denn er habe niemanden töten wollen, sagt Alexandru C. am Montag vor dem Essener Schwurgericht. Doch Staatsanwältin Birgit Jürgens wirft dem 24-Jährigen versuchten Totschlag vor, weil er bei seiner Attacke mit schlimmsten Folgen hätte rechnen müssen.
Ein Liebesdrama oder doch eine Strafaktion im Rotlichtmilieu? Klar ist in diesem Fall nur, was geschehen ist, nicht aber das Motiv. In seinem Heimatland Rumänien hatte der Angeklagte Anfang des Jahres eine junge Frau kennengelernt. Offenbar soll sie erzählt haben, dass sie seit mehreren Jahren als Prostituierte arbeite.
Beide hätten sich ineinander verliebt, er habe sie mit nach Deutschland genommen, berichtet der 24-Jährige. Dort hätten sie in einer Chipsfabrik gearbeitet, doch der Lohn sei ihr zu niedrig gewesen. Alexandru C.: „Sie brauchte Geld, um sich den Traum eines Bio-Hotels zu erfüllen.“ Deshalb habe sie wieder als Prostituierte gearbeitet, erst in einem FKK-Club in Recklinghausen, dann in der Essener Stahlstraße. „Ich war damit nicht einverstanden.“
Er beschleunigte voll und krachte mit dem Wagen in den gläsernen Vorbau
Am Morgen des 22. Mai, er hatte die Nacht zuvor durchgefeiert, habe er sie von der Stahlstraße abholen wollen. Doch sie sei nicht da gewesen. Ihr Zimmer habe so ausgesehen, als sei sie verschwunden. Mehrfach habe er am Vormittag nach ihr gefragt, doch keine der anderen Frauen habe ihm etwas gesagt.
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Da will er immer wütender geworden sein. Gegen Mittag, rund 1,3 Promille Alkohol hatte er im Blut, fuhr er mit seinem Ford Mondeo in den Rotlichtbezirk. Er beschleunigte voll und krachte gegen den gläsernen Vorbau des Hauses 56.
Dort stand eine 67 Jahre alte Wirtschafterin, die von herabfallenden Bauteilen nach hinten geschleudert wurde und eine Treppe herabfiel. Sie erlitt einen komplizierten Beinbruch, musste fünf Wochen im Krankenhaus liegen, kann auch heute nicht mehr arbeiten. “Er hat mein Leben versaut”, sagt sie.
Zeuginnen berichteten der Polizei, dass er seine Freundin geschlagen habe
Alexandru C. gibt über seinen Verteidiger Michael Wolff eine Erklärung ab. Er habe niemanden töten oder verletzen wollen. Vor der Fahrt habe er die anderen Frauen auch gewarnt: „Wenn ihr nicht sagen wollt, wo sie ist, dann zerstöre ich euren Puff.“
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Er habe die Frau geliebt und sei wütend gewesen, dass sie nicht da war. Er habe gehofft, dass sie nach seiner Aktion mit dem Auto zu ihm gekommen wäre. Kein Wort davon, dass er finanziell von ihr abhängig war. Bei der Polizei soll er mal gesagt haben, er lebe von ihren Einnahmen.
Es gibt Zeuginnen, die bei der Polizei gesagt haben, dass er seine Freundin immer wieder geschlagen habe. Deshalb habe sie zurück nach Rumänien gewollt. Am Tattag soll sie sich 60 Euro von einer anderen Prostituierten geliehen haben, um das Busticket zu bezahlen. Drei weitere Tage hat das Schwurgericht angesetzt, um den Fall aufzuklären.
24-Jähriger rast mit Auto in Essener Bordell