Essen. Mit hohem Aufwand werden rund um die Villa Hügel in Essen frühere Baum-Karrees neu angelegt, überwucherte Wege und sogar ein Teich rekonstruiert.

Der Park der Villa Hügel wirkt auf den ersten Blick sehr klassisch, so als hätte es in den fast 150 Jahren seines Bestehens nie große Änderungen gegeben. Das allerdings täuscht, vor allem die großen Rasenflächen sind eher ein Produkt der 1960er Jahre, als die Garten- und Park-Moden in Richtung offen und weit tendierten. Ursprünglich war der Hügelpark sehr viel kleinteiliger, und genau dieser Charakter wird derzeit teilweise wiederhergestellt. Noch bis in den Sommer laufen dazu umfangreiche Bauarbeiten auf dem gesamten Gelände.

Die gleiche Stelle auf einer alten Postkarte: Links die Bäume, im Vordergrund der Springbrunnen, der nicht mehr neu ersteht. Die Wege aber schon.
Die gleiche Stelle auf einer alten Postkarte: Links die Bäume, im Vordergrund der Springbrunnen, der nicht mehr neu ersteht. Die Wege aber schon. © Hist. Archiv Krupp

Auffallendstes Details ist wohl die Pflanzung von 49 Bäumen hinter der Villa Hügel in Richtung Ruhrtal. Auf alten Fotos und Postkarten ist zu sehen, dass dieses quadratische Baum-Karree sehr alt ist und offenbar den voluminösen Baukörper des Haupthauses zitieren soll. Es ist eine Linden-Art, die nach Auskunft des Leiters der Gartenabteilung, Bernhard Heimath, kleinwüchsig bleibt, so dass der Ausblick von der Villa in Richtung Tal nicht vollkommen zuwächst. „Später wollen wir hier noch Bänke aufstellen“, sagt der 56-Jährige. Besucher hatten öfter moniert, dass es an der Südseite des Parks an Sitzmöglichkeiten mit Schattenschutz mangelt.

Alles kann im Hügelpark nicht wiederhergestellt werden - das würde den finanziellen Rahmen sprengen

Nicht rekonstruiert werden die aufwendigen Springbrunnen, die auf der historischen Postkarte zu erkennen sind. „Wir können nicht alles so wiederherstellen, wie es einmal war, das würde unseren finanziellen Rahmen sprengen“, betont Thomas Kempf, Mitglied im Vorstand der Krupp-Stiftung, der Villa und Park gehören. Zudem sei kritisch zu fragen, welchen historischen Zustand man rekonstruieren wolle. Denn auch die Springbrunnen habe es nicht von Anfang an gegeben.

Einer der vielen neuen Spazierwege im Ostteil des Hügelparks. Im Hintergrund die Zentrale der Krupp-Stiftung, in früheren Zeiten Gästehaus der Familie Krupp von Bohlen und Halbach.
Einer der vielen neuen Spazierwege im Ostteil des Hügelparks. Im Hintergrund die Zentrale der Krupp-Stiftung, in früheren Zeiten Gästehaus der Familie Krupp von Bohlen und Halbach. © STEFAN AREND

Ansonsten ist die Stiftung aber durchaus zu einigem Aufwand bereit. So werden mehrere Kilometer Parkwege von hässlichem Asphalt befreit und wieder in sogenannte „wassergebundene Wege“ umgewandelt, die weit eher zum entspannten Flanieren und Spazieren einladen als harter Straßenasphalt. „Solche Wege müssen natürlich gepflegt werden“, sagt Heimath. Dem weichen, sandigen Belag setzen Wind und Wetter zu, daher ist öfter eine Erneuerung nötig. Im Großteil des Parks und an abschüssigen Stellen bleibt aber alles beim Alten, eben weil der Aufwand im Rahmen bleiben soll. Wer übrigens jeden Weg des Parks begehen wollte, wäre einen Tag unterwegs: Aneinander gereiht sind es 25 Kilometer.

Rund 30 große Bäume wurden im Hügelpark im Zuge der Arbeiten gefällt

Im Ostteil des Hügelparks (wenn man vor der Villa steht links) werden derzeit zudem eine ganze Reihe historischer Wege neu angelegt, die in den 1960er Jahren aufgegeben und jahrzehntelang von Erde und Rasen überdeckt waren. „Für die Besucher des Parks wird es hier ganz neue Möglichkeiten geben“, sagt Kempf.

Auf einigen der rekonstruierten Abschnitte hatten sich mittlerweile Bäume angesiedelt, die die Gärtner anders als Büsche und Unkraut zumeist beließen. Das Entfernen, so Heimath, wäre des Guten zu viel gewesen. Rund 30 größere und noch weitere kleinere Bäume sind jedoch im Osten des Parks gefällt worden, weil der Waldcharakter rund um das Haus der Krupp-Stiftung nicht mehr gewünscht war.

Die Teich-Baustelle. Das Bassin war meterhoch mit Erde und Laub bedeckt und musste erst freigeschaufelt werden. Vorne alte Ziegel zum Begrenzen der Wege.
Die Teich-Baustelle. Das Bassin war meterhoch mit Erde und Laub bedeckt und musste erst freigeschaufelt werden. Vorne alte Ziegel zum Begrenzen der Wege. © STEFAN AREND

Außer den Wegen selbst, waren auch die alten Wegebegrenzungen und Wasserabflüsse in diesem stark überwucherten Teil des Parks noch vorhanden und konnten fast alle rekonstruiert und nutzbar gemacht werden. Zudem kamen frühere Beete der Hügelgärtnerei wieder original zum Vorschein, die einen fast klösterlichen Eindruck hinterlassen. Hier ist also ein altes Stück Hügelpark wirklich wiedererstanden.

Ans Tageslicht kam ferner ein alter Teich, der demnächst gespeist werden soll – und zwar mit Regenwasser von den Dächern der Häuser auf dem Gelände, das hier dann per Rohrleitung mündet. Unsicher ist aber, ob der teils gemauerte, rund 100 Jahre alte Teichgrund noch dicht ist. Die Bauleute wollen das demnächst testen. Ein Abdichten mit Plastik würden die Denkmalschützer nicht so gerne sehen.

Zu den Kosten des Umbaus wollte Stiftungsvorstand Kempf keine Angaben machen. Klar ist aber: Noch bis weit ins Frühjahr sind Teile des Hügelparks eine Baustelle.

Info: Hügel-Gärtnerei hat sieben feste Mitarbeiter

Immerhin sieben feste Mitarbeiter hat die Abteilung Hügel der Thyssenkrupp-Gärtnerei. Für einen Park von insgesamt 27 Hektar Größe (zum Vergleich: das ist gut ein Drittel des Grugaparks) und 4500 Bäumen ist das keineswegs sonderlich üppig. Bei Bedarf werden noch private Gartenbaubetriebe hinzugezogen.

  • Gemessen an früheren Zeiten ist dieser Personalaufwand allerdings gering. Vor dem Ersten Weltkrieg, teilweise auch noch danach, glich der Hügel einem Hofstaat mit mehreren Hundert Beschäftigten. Zwei Dutzend davon, schätzt der Leiter des Historischen Archivs Krupp, Ralf Stremmel, dürften Gärtner gewesen sein.