Essen. . Der Chef der Essener Tafel, Jörg Sator, findet deutliche Worte: Sollte das Dieselfahrverbot kommen, dann will er „den Laden dicht machen“.

Der Vorsitzende der „Essener Tafel“, Jörg Sartor, droht mit der Schließung der karitativen Einrichtung, sollte das vom Verwaltungsgericht Gelsenkirchen angeordnete Fahrverbot für Dieselfahrzeuge tatsächlich umgesetzt werden und die Tafel keine Ausnahmegenehmigung erhalten. „Dann machen wir den Laden dicht“, sagte der 61-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. 22.000 Bedürfte in dieser Stadt würden dann nicht länger mit Lebensmitteln versorgt.

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Die Bundesautobahn 40 in Essen Frohnhausen am Donnerstag, 15. November 2018 , durch die in Troglage geführte Autobahn ist die Luft dort besonders schlecht , , Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Von Michael Mücke, Wolfgang Kintscher und Franz Wilmsen

Laut Sartor verfügt die Essener Tafel für den Transport von gespendeten Lebensmitteln über sechs Kühlfahrzeuge der Marke Mercedes Sprinter und zwei weitere Transporter. Die Fahrzeuge seien zwischen zwei und fünf Jahre alt und erfüllten lediglich die Euro-Normen 4 oder 5. Laut Gerichtsbeschluss dürfen Euro-4-Diesel ab Juli 2019 in 18 Essener Stadtteilen nicht mehr fahren, Euro-5-Diesel ab September. Auch für die A 40 soll zwischen den Anschlussstellen Essen-Frohnhausen und Gelsenkirchen-Süd.

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Die Essener Tafel mit Sitz im Huttroper Wasserturm an der Steeler Straße läge mitten drin in der „Verbotszone“. Sollte das Land NRW in nächster Instanz mit seiner Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster scheitern, dürfte die Tafel-Flotte nicht mehr fahren.

Elektrofahrzeuge wären für die Tafel zu klein

„Nach meinen Recherchen sind unsere Autos technisch nicht nachrüstbar“, sagt Sartor. Für einen Kühltransporter zahlt die Tafel 42.000 Euro. Der Vorstand habe bereits erwogen, Elektro-Transporter der Deutschen Post zu erwerben. Die umweltfreundlichen Kastenwagen „würden zu uns passen“, ist Sartor überzeugt. Doch seien die Wagen deutlich kleiner. „Dann brauche ich nicht sechs Fahrzeuge, sondern zwölf und doppelt so viele Fahrer und Beifahrer.“

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Von Wolfgang Kintscher, Michael Mücke und Franz Wilmsen

Sartor zeigt zwar Verständnis für die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, der Politik in Berlin wirft er aber Totalversagen vor. Ihm persönlich gehe es nicht nur um die Essener Tafel. Dieselfahrverbote seien ein Schlag ins Gesicht für alle Ehrenamtlichen, die ein Dieselauto nutzen und sich kein neues Auto leisten können.

Sartor fährt selbst privat einen Diesel, einen VW Tiguan, Euro-4-Norm und wohnt in Altenessen. „Ich dürfte noch nicht einmal aus der Garage fahren.“ Sollte das Fahrverbot kommen, will sich der Tafel-Chef zur Ruhe setzen. „Dann bewache ich die Couch.“