Essener Westen. . Am Wochenende wählen katholische Gemeinden ihre Gremien neu. In St. Josef Frintrop und St. Antonius Abbas Schönebeck herrschte echter Wahlkampf.
Im Normalfall finden die Wahlen der Kirchenvorstände und der (Pfarr-)Gemeinderäte in den katholischen Gemeinden keine große Resonanz. Die Wahlbeteiligung ist meistens gering. Am kommenden Wochenende wird es in der ein oder anderen Gemeinde und Pfarrei sicherlich anders sein. Denn die Diskussionen über die Aufgabe von Kirchen hat die Gläubigen aufgeschreckt und aufgerüttelt.
Initiative hofft auf hohe Beteiligung
Nirgendwo prallten die unterschiedlichen Ansichten heftiger aufeinander als im Konflikt zwischen der Pfarrei St. Josef in Frintrop und der Gemeinde St. Antonius Abbas in Schönebeck. Die Initiative „Wir sind Abbas“ rührt auf ihrer Facebook-Seite seit Wochen die Werbetrommel zur Teilnahme an den Wahlen. „Der eventuell drohende Abriss der Kirche hat die Gemeinde zusammengeschweißt. Sicher mit ein Grund für die reibungslose Kandidatensuche“, schreibt sie am Mittwoch in einer Presseinformation.
Den 17-köpfigen Pfarrgemeinderat St. Josef bilden künftig sieben Kandidaten aus der Gemeinde St. Josef, sechs aus St. Antonius Abbas und ihrer Filialkirche St. Franziskus sowie vier aus St. Paulus. Anders ist es beim Kirchenvorstand, der immer nur zur Hälfte neu gewählt wird, um die Kontinuität zu gewährleisten. Hierfür gibt es nur eine Liste – die Kandidaten mit den meisten Stimmen sind gewählt.
Waghalsige und Umdenker gesucht
Anders als in den Nachbarpfarreien wie etwa St. Dionysius in Borbeck oder St. Antonius in Frohnhausen, die sachlich informieren, greifen die Frintroper tief in die Wortkiste, um das Interesse zu wecken. So werden ausdrücklich „Wegweiser, Aufgeschlossene, Waghalsige und Umdenker“ als Kandidaten gesucht. Sogar eine Wahl-Extraausgabe des Gemeindeblattes „Lichtblicke“ wurde produziert.
Dass das Verhältnis zwischen St. Josef und St. Antonius Abbas weiterhin nicht frei von Empfindlichkeiten ist, macht die kurzfristig beschlossene frühere Schließung des Wahllokals im Jugendheim von St. Antonius Abbas deutlich. Es schließt bereits um 13 Uhr und damit eine halbe Stunde eher als ursprünglich angekündigt. „Es bleibt somit am Sonntag nur eine einzige Stunde für die Wahl“, stellt „Wir sind Abbas“ verärgert fest und fügt spitz hinzu: „Ob die Vorgabe dieser nun wirklich knapp bemessenen Zeit durch den in St. Josef tagenden Wahlausschuss wirklich erforderlich war, oder ob sie aus ,taktischen’ Gründen erfolgte, sollte, im Sinne der angestrebten Gemeinsamkeit, noch geklärt werden.“
Der offen ausgetragene Streit vor knapp einem Jahr hatte auch die Politik alarmiert. Die Bezirksvertretung richtete – auch vor dem Hintergrund der Schließungen von St. Herrmann-Josef, St. Maria Immakulata und der Ev. Kirche Gerschede – das „Dialogforum Kirchenschließungen“ ein. Denn es sei „wichtig, dass es einen wirklichen Dialog der Kirchen mit der Verwaltung oder der Bürgerschaft über die weiteren Maßnahmen und Planungen gibt“.
Dialogforum tagt erst 2019 wieder
Beim bisher einzigen Treffen im Juli kamen die Ämter Planen, Bauen und Soziales der Stadtverwaltung, die Kirchengemeinden, die Sozialverbände sowie die Bürger- und Verkehrsvereine zusammen. Initiator Thorsten Drewes (Grüne): „Meine Absicht war nicht, auf Entscheidungen Einfluss zu nehmen, sondern zu sehen, welche Bedeutung die Kirchenschließungen auf die Stadtteilentwicklung haben.“
Das zweite Dialogforum soll im 1. Quartal 2019 stattfinden.
>>>>>Frintroper Pfarrer erwartet keine Wahlüberraschung
In keiner Essener Kirchengemeinde hat der Pfarreientwicklungsprozess zu solch einer heftigen Auseinandersetzung geführt wie in Schönebeck und Frintrop. Die Gemeinde St. Antonius Abbas wehrt sich vehement gegen den geplanten Abriss ihrer Kirche. Vor den sonntäglichen Wahlen zum Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat äußert sich Wolfgang Haberla, Pfarrer von St. Josef in Frintrop.
Herr Pfarrer, am Wochenende werden in den katholischen Pfarreien Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Nach den vielen Diskussionen über die Zukunft der Gemeinde St. Antonius Abbas im Frühjahr: Was erwarten Sie von dieser Wahl?
Haberla: Es sind Kandidaten da und die Wähler werden entscheiden.
Hat denn die Auseinandersetzung neues Interesse an der Arbeit in kirchlichen Gremien geweckt?
Das wird sich an der Arbeit der Gewählten zeigen. Sie werden in den Kirchenvorstand und den Pfarrgemeinderat von St. Josef gewählt, nicht in den Gemeinderat von Antonius Abbas. Der Pfarrgemeinderat ist ein Gremium, das die Belange der ganzen Pfarrei im Blick halten muss.
Wie schätzen Sie derzeit des Leben in Ihrer Pfarrgemeinde St. Josef ein?
Es ist bunt und vielfältig, anders als früher. Weil große Teile von Antonius Abbas größeres Interesse an der Gemeinde zeigen als vorher.
Was erwarten Sie vom neuen Pfarrgemeinderat?
Er wird sich ganz neu finden müssen. Es gibt kaum Kandidaten, die schon im bisherigen Rat waren. Diesmal ist es auch eine direkte Pfarrgemeinderatswahl, vorher wurden die Mitglieder von den Gemeinderäten delegiert.
Wird es für Sie ein spannender Wahlsonntag?
Überraschungen sind eigentlich nicht möglich, weil nur wenig mehr Kandidaten zur Wahl stehen als es Sitze gibt.
Wird denn die Wahlbeteiligung höher als früher?
Die Wahlbeteiligung ist immer relativ niedrig. Allerdings ist die Anzahl der Briefwähler diesmal sehr hoch. Es sind über 130 Anträge auf Briefwahl eingegangen.