Essen. Auf dem Essener Weihnachtsmarkt steht erstmals eine Tanne aus Plastik – das sorgt für heftige Diskussionen. Ein Pro und Contra.

Pro: Der neue Weihnachtsbaum hat eine Chance verdient

WAZ-Redakteur Martin Spletter.
WAZ-Redakteur Martin Spletter.

Von Martin Spletter

Die Aufregung ist groß, aber man sollte dem neuen, künstlichen Baum eine Chance geben und erst mal warten, wie die Skulptur überhaupt wirkt, wenn sie komplett von den Holzhütten des Weihnachtsmarktes umgeben ist.

Wer schon jetzt den Plastik-Baum in Schimpf und Schande verurteilt, der hat offenbar vergessen, welchen traurigen Eindruck der echte Baum im Jahr 2017 machte, weil er vom Transport so arg zerrupft worden war – Reparaturversuche mit nachträglich angebrachten Ästen wirkten da leider ziemlich unbeholfen.

Es muss auch die Frage erlaubt sein, ob der Transport von 18 Meter langen Ungetümen in Zeiten hoher Sicherheits-Auflagen (Polizei-Eskorte!) durch verwinkelte Stadtteile überhaupt noch zeitgemäß ist.

So gesehen: Kunststoff hin oder her – Leute, gebt Euch einen Ruck und öffnet Euch mal für Neues! Auch beim Weihnachtsmarkt. (von Martin Spletter)

Contra: Im nächsten Jahr bitte wieder ein richtiger Baum

Frank Stenglein, Redaktionsleiter der WAZ Essen.
Frank Stenglein, Redaktionsleiter der WAZ Essen.

Von Frank Stenglein

Die Essen Marketing-GmbH will manches ändern, und das ist dringend nötig – etwa auf dem arg eingefahrenen Weihnachtsmarkt. Man muss dabei aber Fingerspitzengefühl entwickeln, um zu erspüren, wo besser alles beim Alten bleibt.

Über Jahre war es ein schönes Ritual, einen großen Nadelbaum in einem Essener Privatgarten zu schlagen und ihn auf dem Willy-Brandt-Platz für seine letzte Mission aufzustellen. Das war authentisch, weil damit oft eine kleine lokale Geschichte verbunden war. Und ein solcher Baum war eben Natur, verströmte selbst am zugigen Tor zur Innenstadt eine gewisse Behaglichkeit, wozu auch die imponierende Größe beitrug.

Mag im letzten Jahr beim Transport einiges schief gegangen sein – das ist kein Grund eine bewährte Weihnachtstradition aufzugeben und stattdessen auf eine billig wirkende Plastik-Attrappe zu setzen. Und von „grüner Hauptstadt“ haben wir jetzt noch gar nicht geredet. Also, im nächsten Jahr bitte wieder ein richtiger Baum!