Essen. . Erstmals gibt es auf dem Essener Weihnachtsmarkt keine echte Tanne, sondern einen Plastikbaum. Schon beim Aufbau erntet er Spott und Häme.

Der neue Christbaum auf dem Willy-Brandt-Platz hat erhebliche Diskussionen unter Bürgern und Passanten ausgelöst. Erstmals hat der Veranstalter des Weihnachtsmarktes, die Essen Marketing GmbH (EMG), einen Baum aus Kunststoff aufgestellt und auf eine echte Tanne verzichtet. Die elf Meter hohe Kunststoff-Skulptur steht mitten auf dem Willy-Brandt-Platz und hat einen Durchgang. In Internet-Netzwerken wie Facebook hagelt es seit der Aufstellung kritische bis hämische Kommentare.

„Grüne Hauptstadt Essen mit einem Weihnachtsbaum aus Plastik! Es ist nicht zu verstehen, was sich die Stadtverantwortlichen hier wiedermal geleistet haben“, schreibt beispielsweise Werner Silbermann. Und Sina Schlägel kommentiert: „Das kann man nicht als Weihnachtsbaum bezeichnen, das ist ein Witz.“ So und ähnlich äußert sich die große Mehrheit der Internetnutzer seit Mittwochmorgen. Eher vereinzelt gibt es auch Verteidiger, und Martin Schmitz kann dem Kunststoff zumindest etwas Gutes abgewinnen: „Eigentlich ist das Ding ein ganz wunderbares Symbol dafür, was Weihnachten heutzutage bedeutet: Kommerz und Plastikmüll.“

EMG will mit dem Plastikbaum neue Wege gehen

So hatte es die EMG allerdings nicht gemeint. „Wir wollen mit diesem Baum neue Wege gehen“, sagt Sprecherin Ina Will. „Es war in den letzten Jahren immer schwerer, einen geeigneten, echten Baum zu finden.“ In den Vorjahren hatte man stets Bürger gesucht, die eine mindestens zwölf Meter hohe Tanne in ihrem Garten stehen haben und diese loswerden wollten. Die Kosten für Fällung und Transport übernahm jedes Mal die EMG.

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Im Advent 2017 machte der damalige Tannenbaum auf dem Willy-Brandt-Platz Probleme, denn durch den Transport aus dem Privatgarten bis zur Innenstadt war das Gewächs stark beschädigt worden, viele Äste waren abgebrochen. Schnell war von „Deutschlands hässlichstem Tannenbaum“ die Rede. Die EMG half notdürftig mit neu befestigten Ästen nach, doch das brachte wenig. Dieser Vorgang allein sei aber nicht der alleinige Grund gewesen, nun auf einen künstlichen Baum zu setzen: „In den letzten Jahren ist auch der Transport immer schwieriger und kostspieliger geworden“, so Will. Verzögerungen beim Aufbau der echten Tanne waren die Folge.

Erste Politiker haben sich in die Diskussion eingemischt

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Der künstliche Baum mit funkelnden LEDs soll das „neue Wahrzeichen des Willy-Brandt-Platzes werden“, sagt EMG-Chef Dieter Groppe. Die Entscheidung für das künstliche Grün sei auch eine konzeptionelle: Da der Weihnachtsmarkt für seine Lichtinstallationen bekannt ist, bekomme nun auch der Willy-Brandt-Platz ein „neues und lichtbezogenes Gesicht“. Mit der Plastiktanne sei auch eine neue Gruppierung der Weihnachtsstände verbunden. „Die Kundschaft wird den Willy-Brandt-Platz noch mehr als Platz wahrnehmen“, meint Schausteller Richard Müller.

Angesichts der Wucht der Kritik im Internet haben sich auch erste Politiker in die Diskussion eingemischt: Als „völlig falsches Signal“ wertet die Ratsgruppe Tierschutzpartei/Bürgerliche Alternative die Entscheidung der EMG für einen Plastikbaum. Und auch EBB-Ratsherr Wilfried Adamy hält den Kunst-Baum für eine Zumutung.

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