Essen.. Der Zombiewalk lockt jedes Jahr zu Halloween tausende verkleidete Untote nach Essen. Volontärin Katrin Simoneit wird zum Zombie und läuft mit.
Als gestandener Angsthase mache ich genau um solche Veranstaltungen sonst eigentlich einen Bogen. Doch als kleine Schocktherapie lasse ich mich zum diesjährigen Zombiewalk mal in einen waschechten Untoten verwandeln um hoffentlich die Furcht vor den verkleideten Gestalten zu verlieren. Während ich mich noch frage worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe, baut Marie ihre Schminkutensilien auf; Reihen voller Wasser- und Alkoholfarben, Schwämmchen, Latex und Flaschen voll (Kunst-)Blut.
„Ich verwandle dich heute in einen richtig schönen, modrigen Zombie“, erklärt die 22-jährige Dortmunderin mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Meine Sorge lindert das allerdings nicht unbedingt. Trotzdem legt die Grafikdesign-Studentin beherzt los. Eine weiße Basis soll als Grundlage für etliche Narben, Risse und Blutspuren dienen.
Großes Schminken vor dem Zombiewalk Essen
Ein paar Zombies in spe sind auch schon da. Jährlich treffen sich schon Stunden vor dem Grusel-Marsch viele Menschen am Viehofer Platz, um sich dort von 10 Make-Up-Künstlern in die grausigsten Gestalten verwandeln zu lassen. Von der kleinen Brandwunde bis zum großen Effekt-Make-Up lassen sie viele Zombieherzen höher schlagen.
Als nächsten Schritt geht es ans Latex. Marie baut mir damit verschiedenen Wunden ins Gesicht. Ihre Faszination für Horror hat sie schon lange. „Mit 16 habe ich angefangen, mich auch für das Schminken zu interessieren. Die Verwandlung ins Extreme finde ich besonders spannend. Ich glaube, dass jeder Mensch auf seine Weise schön ist – und dann kann ich ihn hässlich machen“, grinst sie.
Mit Latex werden die Wunden gezaubert
Seit drei Jahren stellen sie und ihre beiden Freundinnen Tess und Julia ihren Tisch beim Zombiewalk auf. Fans haben die Drei auch schon. Während meine Lippen mit Latex und Küchentüchern „aufgeschnitten“ werden, stellt sich schon der Nächste an. Er hat mit seinem Make-Up von Marie im letzten Jahr einen Wettbewerb gewonnen, deshalb muss sie auch dieses Mal unbedingt wieder ran.
Transformation gleich Faszination
Langsam ist mein Gesicht nicht nur ziemlich weiß, sondern auch von tiefen Narben und abstehenden Beulen durchzogen. Dann geht es an die Bemalung. Mit Alkohol mischt Marie genau die Farben, um die ich sonst eher einen Bogen im Schminkkasten mache; Grün, rot und schwarz. Passanten gucken verwirrt in unsere Richtung und lächeln verunsichert. Doch noch habe ich keine Ahnung, wie ich eigentlich aussehe. Zwischendurch kommen Künstler von anderen Tischen vorbei und fragen, womit man denn arbeite. „Wir kennen uns untereinander und tauschen gerne mal Tipps aus“, erklärt Marie seelenruhig, während sie mir mit Blutpaste und Kunstblut den letzten „Schliff“ verpasst.
Die Drei werden noch den ganzen Tag beschäftigt sein, auch lange nachdem der Zombiewalk um 18 Uhr gestartet ist. „Das ist zwar schade, aber das Schminken macht Spaß. Die Transformation ist das Spannendste. Viele Leute, die sonst eigentlich nichts mit dem Thema zu tun haben, finden schnell in ihre Rolle.“
Als frische Untote geht’s dann zum Zombiewalk
Nach über einer Stunde ist es soweit und ich darf mich im Spiegel betrachten. Marie hat ganze Arbeit geleistet. Als voll entwickelter Zombie erkenne ich mich zwar kaum wieder, fühle mich aber ungewohnt wohl als wandelnde Tote. So schnell kann mich heute jedenfalls niemand das Fürchten lehren. Was als Zombie übrigens besonders viel Spaß macht: Die Kollegen in der Redaktion zu erschrecken...