Essen. . Anne Spaeter inszeniert im Grillo-Theater „Der Zauberer von Oz“. Das Stück führt sein Publikum seit 118 Jahren in eine fantastische Welt.
Regisseurin Anne Spaeter hält viel von Veränderungen. Deshalb mag sie Dorothy, die vom Wirbelsturm von zu Hause fortgetragen wird. In „Der Zauberer von Oz“ muss sie an der Erfahrung einer Reise wachsen, bevor sie zurück kann. Autor Lyman Frank Baum schickte dieses starke Mädchen 1900 mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen an ihrer Seite in eine fantastische Welt und schrieb damit das wohl erste amerikanische Märchen. Regisseurin Anne Spaeter, die bereits mit „Kunst“ und dem „Wunschpunsch“ einprägsame Aufführungen schuf, inszeniert es als Familienstück im Grillo-Theater.
Eigene Bühnenversion mit Humor
Weltweit bekannt wurde „Der Zauberer von Oz“ mit unzähligen Theaterstücken, Musicals, Balletten, einer Oper, Comics und Filmen - der beliebteste der mit Judy Garland von 1939. Doch Anne Spaeter ist das Buch und der Film erst jetzt über den Weg gelaufen. „Es gibt nicht viele, die den Stoff mit 40 kennenlernen“, sagt Anne Spaeter. Dafür kennt sie ihn nun in- und auswendig und 20 Bühnenfassungen dazu. Letztendlich schrieb sie ihre eigene Version mit einer modernen Sprache, mit Humor und Situationen, in denen Dorothys Gesellen zeigen können, dass das, was sie sich am meisten wünschen, bereits in ihnen steckt: Verstand, Herz und Mut.
Aus Baums facettenreichem Roman hat Anne Spaeter manches hervorgehoben, bleibt aber dem Original treu. „Er hat einmal die Behauptung aufgestellt, dass es zu Hause am schönsten ist, egal, wie grau es ist. Daher ist das Thema Reise, sich in der Fremde zu begegnen, sich auf etwas Neues einzulassen, so spannend. Und dass man gemeinsam stärker ist. Es geht um die schöne Botschaft, genau hinzusehen, und ein Plädoyer gegen Vorurteile“, erklärt Anne Spaeter. Gesellschaftspolitische Anspielungen auf Flüchtlingsströme macht sie bewusst nicht. Die schwingen allenfalls leise mit.
Bühnenzauber im Grillo-Theater
Anne Spaeters Bühnenversion des Klassikers „Der Zauberer von Oz“ hat im Grillo-Theater am 10. November, 16 Uhr, Premiere. Es gibt noch Restkarten.
Es wirken mit: Julia Friede als Dorothy, Sabine Osthoff als Tante und in Hexenrollen, Rezo Tschchikwischwili als Onkel und Zauberer von Oz, Gregor Henze als Vogelscheuche, Michael Del Coco als Blechmann, Stefan Diekmann als Löwe sowie Linus Twardon, Aless Wiesemann u.a. als Mampfer, Apfelbäume, Kalidas, fliegende Affen.
42 weitere Vorstellungen werden gespielt, 14 für Familien und 28 für Schulklassen.
Karten unter: 8122 200 oder www.theater-essen.de
Es ist ihr wichtig, dass die kleine Reisegesellschaft Abenteuer als Team besteht. Dafür hat sie mit ihren langjährigen Mitstreitern Fabian Lüdicke (Bühne), Anne Koltermann (Kostüme) und Dominik Dittrich (Musik) an einem Strang gezogen: Bögen mit gelben Blumendrucken führen zu ständigem Wandel. „Es gibt viele bewegliche Teile. Einiges kommt vom Schnürboden, einiges erscheint aus der Versenkung oder auf der Drehbühne. Wir lassen ein Haus fliegen. Es gibt einen Dschungel, den Hexenwald oder die Smaragdstadt mit Spiegelboden“, so die Regisseurin, die für brenzlige Begegnungen mit den Drachenkreaturen Kalidas, mit den Flugaffen oder der Hexe Makkaba sorgt. Das alles wird begleitet und mitgestaltet von Musik. „Dominik Dittrich hat neue Lieder für die Figuren geschrieben. „Somewhere Over The Rainbow“ ist also nicht dabei: „Der Film hat eine andere Interpretation.“
Anne Spaeter weiß das kontinuierliche Arbeiten an Häusern wie dem Grillo-Theater und zugleich Veränderungen zu schätzen. Die aus Kiel stammende Wahlberlinerin lernt gerade, Synchronbücher zu schreiben und damit Synchronregie. „Mit 40 etwas ganz Neues zu lernen – ich merke schon, wie mich das belebt“, sagt sie. Vielleicht läuft ihr dabei auch Dorothy über den Weg, die sich seit 118 Jahren immer wieder erneut auf die Reise begibt.