Essen. . Für die Kaltluftversorgung ist das Gelände des Flughafens Essen/Mülheim unverzichtbar. Klimaexperten raten, Freiflächen zu erhalten.

Das Gelände des Flughafens Essen/Mülheim ist für eine Bebauung und damit für eine städtebauliche Entwicklung nur bedingt geeignet. Das gilt insbesondere für das Teilstück auf Essener Stadtgebiet, das etwa ein Drittel des 130 Hektar großen Areals ausmacht. Denn Kaltluft, die dort entsteht, ist für die Versorgung dicht bebauter Randbereiche der Mülheimer Innenstadt mit Frischluft unverzichtbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine klimatische Untersuchung im Auftrag der Stadt Mülheim.

Klimaexperten des Bochumer Büros „K.Plan Klima. Umwelt. Planung“ hatten von Juni bis Oktober an fünf Messstellen Daten zur Lufttemperatur, zum Luftaustausch und zu den Windverhältnissen erfasst, anhand derer sie Aussagen zum Stadtklima und zu den Folgen einer möglichen Bebauung treffen. Dabei wies die Messstation auf dem Flughafen tagsüber die geringste Temperatur auf. Da das Gelände sehr gut belüftet ist, heizte sich die Luft dort weniger stark auf. Im Verlauf der Nacht bildet sich auf der Rasenfläche Kaltluft, die in tiefere Bereiche abfließt. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Klima im angrenzenden Rumbachtal und, sofern genügend Kaltluft abströmt, auch auf das der Mülheimer Innenstadt.

Auch von einer Bebauung entlang der Lilienthalstraße raten die Klimaexperten ab

Gutachten bestätigt Erkenntnisse aus den 1990er Jahren

Das vorliegende Klimagutachten bestätigt Erkenntnisse, die bereits in den 1990er Jahren gewonnen wurden. Damals waren deutliche Temperaturunterschiede zwischen dem Flughafen-Gelände und der Mülheimer Innenstadt nachgewiesen worden.

Auf dem Flughafen-Areal wurde diesmal eine durchschnittliche Temperatur von 15,9 Grad gemessen, am Rande der Mülheimer City waren es 17,6 Grad.

Die Klimaexperten raten deshalb dringend dazu, Freiflächen des Flughafen-Areals im Einzugsgebiet des Rumbachtals zu erhalten. Auch von einer Bebauung am nordöstlichen Rand des Flughafens entlang der Lilienthalstraße raten die Experten ab, würde eine solche das Rumbachtal doch komplett von der Kaltluftzufuhr abschneiden. Heute schon gelange nur bei idealen Wetterlagen genügend Kaltluft in die Randbereiche der Mülheimer Innenstadt.

Mehr Kaltluft entsteht auf der mit rund 90 Hektar weitaus größeren Freifläche im westlichen Teil des Flughafengeländes. Diese fließt allerdings ins Ruhrtal ab. Eine Reduzierung der Kaltluft hätte wahrscheinlich kaum nachweisbare Auswirkungen, so die Gutachter, da es im Ruhrtal genügend Freiflächen gibt.

Das Klimagutachten soll eine Grundlage für einen städtebaulichen Wettbewerb sein

Was folgt aus den Empfehlungen für die künftige Nutzung des Flughafens? Zunächst stehen weitere Gutachten aus: zur Entwässerung und zur verkehrlichen Erschließung des Geländes. Alle drei Expertisen sollen als Grundlage dienen für eine Machbarkeitsstudie und für einen städtebaulichen Wettbewerb. Maßgebliche Verbände sollen im weiteren Verfahren beteiligt werden, heißt es. Umwelt- und Naturschützer dürften die Klimastudie wohl mit besonderem Interesse zur Kenntnis nehmen. Wünschenswert wäre ein Mix aus je einem Drittel Gewerbe, Wohnen und Grün, so das Ergebnis dreier Workshops, die sich mit der Zukunft des Flughafens befasst haben. „Wo welches Drittel liegen wird“, sagt der Leiter des Stadtplanungsamtes, Ronald Graf, „muss man sehen“.