Essener Norden. . Die Pläne des Entsorgers Harmuth für eine Klärschlammverbrennung stoßen in Bürgern und Politik auf Kritik. Die SPD nennt das Vorhaben unzumutbar.
Die Pläne des Müllunternehmens Harmuth Entsorgung zur Wiederinbetriebnahme der firmeneigenen Verbrennungsanlage auf dem Econova-Gelände in Bergeborbeck stoßen in der Bürgerschaft der benachbarten Stadtteile und in der Politik auf erhebliche Vorbehalte. Das Vorhaben werde nicht unwidersprochen bleiben, sagte Peter Wallutis, Anwohner der Hafenstraße und als solcher in der Stadtteilkonferenz Vogelheim aktiv.
Nicht nur dort sind Anwohner hellhörig geworden. „Wir werden das wieder kritisch begleiten“, kündigt Klaus-Dieter Pfahl, Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins Dellwig/Gerschede, an.
Deutlicher wird die SPD. Sie bezeichnet die Müllverbrennung auf dem Econova-Gelände als eine Zumutung für alle Anwohner. „Die Lebensqualität der Stadtteile Bergeborbeck und Vogelheim würde durch ein solches Projekt erheblich gemindert und das wollen wir den Menschen im Stadtteil nicht zumuten“, ereifert sich Fraktionschef Rainer Marschan. Seine Fraktion lehne die Wiederinbetriebnahme deshalb ab.
4000 Bürger hatten im Genehmigungsverfahren Einwände vorgebracht
Die Stadtteilkonferenz und der Bürger- und Verkehrsverein hatten sich neben Umweltinitiativen und Sozialdemokraten bereits im Rahmen des Genehmigungsverfahrens, das Harmuth für die Verbrennung so genannter Sortierreste durchlaufen musste, vehement gegen die Abfallverbrennung auf dem Econova-Gelände ausgesprochen. 4000 Bürger brachten damals bei der Bezirksregierung Düsseldorf Einwände gegen den Betrieb der Anlage vor. Peter Wallutis reichte beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen Klage ein. Diese wurde allein deshalb nicht behandelt, weil sein Haus an der Hafenstraße zu weit entfernt ist vom Harmuth-Betriebsgelände an der Straße Am Stadthafen.
Wallutis hält es sehr wohl für denkbar, dass Bürger auch diesmal ihre Bedenken formulieren werden. Sollte es abermals auf eine Klage hinauslaufen, „werden wir dafür schon jemanden finden“. Nun, da Harmuth abermals eine Genehmigung anstrebt – diesmal für das Verfeuern von Industrie- und Klärschlämmen.
Harmuth will den Müllofen dafür wieder hochfahren, den das Unternehmen 2014 nach drei Jahren Laufzeit aus wirtschaftlichen Gründen außer Betrieb gesetzt hatte. Mittlerweile herrscht ein Mangel an Verbrennungskapazitäten, da der Gesetzgeber die Vorgaben für die Klärschlammbehandlung verschärft hat. Ab dem Jahr 2030 ist die landwirtschaftliche Entsorgung verboten. Land auf, Land ab werden derzeit deshalb so genannte Monoverbrennungsanlagen für die Klärschlamm-Verfeuerung gebaut. Erwünschter Nebeneffekt der Verbrennung: Phosphor lässt sich aus der Asche zurückgewinnen. Auch das schreibt der Gesetzgeber vor.
Anwohner fürchten mehr Lkw-Verkehr
Die Verbrennungsofen auf dem Betriebsgelände von Harmuth ist dafür nach Angaben des Unternehmens perfekt geeignet. Allein aufgrund der Hygieneverordnung müssten einige Umbauten vorgenommen werden.
Peter Wallutis bleibt skeptisch, nicht nur weil Klärschlamm Schadstoffe wie Medikamentenreste enthalte. „Bislang hat Harmuth auf seinem Gelände Sortierreste verbrannt. Also Stoffe, die ohnehin dorthin transportiert werden.“ Klärschlammtransporte bedeuteten hingegen zusätzlicher Lkw-Verkehr. Für den Essener Norden sei das eine weitere Belastung. Dabei gebe es doch aktuell positive Signale wie die Entwicklung nicht mehr benötigter RAG-Flächen unter dem Arbeitstitel „Freiheit Emscher“ oder der Bau des neuen Stadtquartiers Essen 51. Eine Klärschlammverbrennungsanlage, beklagt Wallutis, passe da nicht ins Bild.