Essen. . Das Entsorgungsunternehmen Harmuth will seine Verbrennungsanlage in Essen-Bergeborbeck wieder in Betrieb nehmen – um Klärschlamm zu verbrennen.

Das private Entsorgungsunternehmen Harmuth bereitet die Wiederinbetriebnahme seiner Müllverbrennungsanlage in Essen-Bergeborbeck vor. „Wir befinden uns in der Genehmigungsplanung“, bestätigte Geschäftsführer Stefan Strüngmann am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung. Läuft alles glatt im Genehmigungsverfahren, will der private Entsorger ab Ende kommenden Jahres auf dem Econova-Gelände Klärschlamm verbrennen. Laut Strüngmann plant das Unternehmen mit 50.000 Tonnen pro Jahr.

Harmuth hatte den Müllofen im Sommer 2014 nach nur drei Jahren Laufzeit stillgelegt. Ursprünglich wollte sich das private Entsorgungsunternehmen mit der eigenen Abfallverbrennung unabhängig machen von den großen Müllverbrennungsanlagen in Karnap oder Oberhausen. 14 Millionen Euro investierte der Entsorger in die notwendige Technik. Sinkende Preise machten den Betrieb jedoch unwirtschaftlich. Der Ofen, den Harmuth gebraucht im schwäbischen Dusslingen vom dortigen Zweckverband Abfallentsorgung erworben und mit neuer Rauchgasanlage und Steuerungstechnik ausgestattet hatte, wurde eingemottet. Nun soll er „aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden“, wie es Stefan Strüngmann formuliert.

Genehmigt ist bislang nur das Verbrennen von „Sortierresten“: Papier, Kunststoff, Textilien

Dafür ist zuvor ein erneutes immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich, heißt es bei der Bezirksregierung in Düsseldorf. Genehmigt ist bislang nur die Verbrennung so genannter „Sortierreste“ wie Papier, Kunststoff und Textilien – maximal 26.000 Tonnen pro Jahr. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde beabsichtigt Harmuth zukünftig Klärschlamm sowie Schlämme, beispielsweise aus der Aufarbeitung von Altöl und Ölabscheiderückständen zu verfeuern.

Insbesondere in der Verbrennung von Klärschlämmen sieht Harmuth ein lukratives Geschäftsmodell. Das Aufbringen auf Ackerflächen hat der Gesetzgeber erschwert. Freie Verbrennungskapazitäten werden benötigt. Der politisch beschlossene Ausstieg aus der Braunkohle dürfte die Nachfrage noch befeuern. Denn bislang werden Klärschlämme in Braunkohlekraftwerken mitverbrannt.

Harmuth rechnet wieder mit Einwänden aus der Bevölkerung

Der Müllofen auf dem Harmuth-Betriebsgelände sei durch seine stufenweise Wirbelschichtfeuerung für den gewünschten Zweck prädestiniert, sagt Stefan Strüngmann. Dennoch rechnet der Geschäftsführer auch diesmal mit zahlreichen Einwänden aus der Bevölkerung.

Zur Erinnerung: Vor der Inbetriebnahmen der Anlage im Jahr 2011 hatten 4000 Bürger im Rahmen des Genehmigungsverfahrens Einwendungen an die Bezirksregierung formuliert. Der Verbrennungsprozess des Müllofens wurde von der Aufsichtsbehörde online überwacht. Technische Probleme oder sonstige Auffälligkeiten während des Betriebes seien nicht aufgetreten, heißt es in Düsseldorf.

>>> INFO: FAMILIENUNTERNEHMEN KOOPERIEREN

Das Familienunternehmen Harmuth stammt aus der Nachbarstadt Mülheim, 2005 verlegte es seinen Sitz nach Essen. Auf dem Econova-Gelände in Bergeborbeck betreibt Harmuth ein 13.000 Quadratmeter großes Recyclingcenter.

Sollte die Bezirksregierung die Genehmigung für die Verbrennung von Klär- und Industrieschlämmen erteilen, will Harmuth die Anlage in Kooperation mit der Entsorgungsfirma Lobbe aus Iserlohn betreiben, ebenfalls ein Familienbetrieb.