Essen. . Besucher aus Kanada, Aussteller aus Indonesien - die Fans der Leitmesse „Spiel“ in Essen kommen aus aller Welt. Und es werden immer noch mehr.
„Die Bahn ist voll“, ruft ein Mitarbeiter am Gleis der U11 im Essener Hauptbahnhof und hebt abwehrend die Hände. Eine Geste ohne Sprachbarriere, alle bleiben stehen.Wer es in die U-Bahn geschafft hat, atmet auf, lacht, tauscht sich mit dem Fremden neben ihm aus, versucht den (noch) leeren Koffer möglichst komfortabel im Gang zu fixieren: „We did it.“ Auch wenn Essen sich generell der Mehrsprachigkeit rühmt – selten ist eine Bahn schon am frühen Morgen so von fremdsprachlichem Gewirr durchzogen. Alle wollen sie zur diesjährigen „Spiel“ in der Messe Essen.
„Wir haben drei Koffer mitgebracht“, erzählt Brian, der mit seinen Freunden Alissa und Chris aus Kanada für die Spielemesse angereist ist. „In der Bahn ist das natürlich unpraktisch, aber wir haben viele Aussteller auf der Liste, bei denen wir kräftig einkaufen wollen.“
Riesenandrang bei der Spielemesse in Essen
Schon am ersten Ausstellungstag ächzen ÖPNV und Messegelände unter den Besuchermassen. Dutzende Kräfte hat die Messe auf den umliegenden Straßen verteilt, um den Verkehr zu regeln. Sieben Hallen nimmt die Veranstaltung mittlerweile in Anspruch, das sind insgesamt rund 80.000 Quadratmeter, auf denen sich über 1100 Verlage verteilen. Dominique Metzler vom Veranstalter Friedhelm Merz Verlag rechnet mit einer erhöhten Besucherzahl – im letzen Jahr waren es rund 182.000 Menschen.
Gerade das internationale Publikum wächst laut Metzler konstant an: „Wir sind mittlerweile bei 70 Prozent internationalen Ausstellern. Besonders die südeuropäischen Länder mausern sich.“
Polen hat sich mit 48 Ständen auf der Messe etabliert, auch Korea, Frankreich und Dänemark stechen heraus und Indonesien präsentiert ein ganzes Arsenal an Spielen gebündelt an einem Stand.
Polen ist mit insgesamt 48 Ständen vertreten
„Wir sind schon zum zwölften Mal hier vertreten und die Resonanz ist großartig. Dies ist der größte und wichtigste Event der Welt für unsere Branche“, erklärt Ignacy Trzewiczek vom polnischen „Portal Games“-Verlag. Die Firma ist mit mehreren Spielen angereist, die fleißig angetestet werden dürfen. Alles ist auf Deutsch und Englisch zu kaufen, aber „es gibt viel mehr Abnehmer für die englischen Editionen. Wir haben definitiv das Gefühl, dass die internationale Kundschaft auf der Messe zunimmt“, sagt Trzewiczek. Am Großteil der Stände arbeiten mehrsprachige Helfer, die den Spielern und Kunden zur Seite stehen.
Lange sind die Zeiten vorbei, in denen Brettspiele nur noch von der älteren Generation am Küchentisch gespielt wurden – Firmenchefs und Spieldesigner sind die neuen Superstars der Szene. „Ich bin so aufgeregt, die Spielemacher zu treffen und sie nach einem Foto zu fragen“, erzählt Susan (28) aus Dänemark. „Das ist mir fast wichtiger, als Spiele zu kaufen.“
Besucher haben Koffer, Trolleys und riesige Taschen mit dabei
Die Messe ist an diesem Donnerstagvormittag gerade einmal zwei Stunden für das Publikum geöffnet, da sind Besucher schon schwer bepackt: Riesige Plastiktaschen hängen über Schultern, Koffer werden in den Gängen gepackt und Rucksäcke ächzen unter den Lasten.
Angela (26) und Michael (22) aus Italien sind dagegen noch sparsam unterwegs. „Wir haben 400 Euro für alle Tage dabei, aber jetzt schon 60 ausgegeben. Wir müssen uns ein bisschen zurückhalten und probieren einfach ganz viel aus.“ Für sie ist es das erste Mal auf der Messe und in Essen, Freunde hatten sie überredet. „Wir freuen uns auf vier verrückte Tage.“
Schon nach wenigen Stunden tragen die fleißigen Spieler ihre Erträge aus den Messe-Hallen heraus und wieder in die U-Bahn. Drei Freunde aus Japan bugsieren Tasche, Koffer und Trolley eher schlecht als recht in die Bahn: „Wir konnten nichts mehr tragen und bringen alles schnell ins Hotel. Dann geht’s wieder zurück. Wir sind noch lange nicht fertig.“
Noch bis Sonntag, 28. Oktober, läuft die Spielemesse. Die Türen der „Spiel“ öffnen sich täglich um 10 Uhr, Tageskarten kosten 13 Euro (Erwachsene), zehn Euro (Schüler, Studenten, Schwerbehinderte) und sieben Euro (Kinder bis zwölf Jahre).