Essen. . Tatort Friedhof: Unbekannte entwenden an der Grabanlage der Familie Scheidt Rohre und Säulen aus Kupfer. Hoher Schaden. Polizei sucht Zeugen.

Unbekannte Metalldiebe haben das Grab der berühmten Kettwiger Industriellenfamilie Scheidt geschändet und schweren Schaden angerichtet – dem Vernehmen nach in fünfstelliger Höhe.

Die imposante, gut hundert Jahre alte Grabanlage der Tuchmacher-Dynastie befindet sich auf dem Friedhof an der Brederbachstraße. Zweimal haben die Metalldiebe dort nach Polizeiangaben gewütet.

Zum ersten Mal verschafften sich die mutmaßlichen Diebe in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober zwischen 19 Uhr und frühmorgens 8 Uhr Zutritt zum Friedhof. Dort entwendeten sie am Scheidt’schen Familiengrab Kupfersäulen und Kupferrohre – „in nicht geringem Wert“, so die Polizei.

Die unbekannten Täter schlagen ein zweites Mal zu

Diese historische Aufnahme zeigt die Scheidt-Gruft im originalen Zustand.
Diese historische Aufnahme zeigt die Scheidt-Gruft im originalen Zustand. © OH

Das nächste Mal schlugen die Täter in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 17./18. Oktober, zu. Dieses Mal lag der Tatzeitraum zwischen 19 Uhr und 9 Uhr morgens. Der Verantwortliche habe abermals feststellen müssen, dass Säulen, Ketten und Rohre aus Kupfer gestohlen wurden. „Ich gehe jeden Morgen über den Friedhof und schaue nach dem Rechten“, berichtet Friedhofsverwalter Berthold Hackmann. „Als ich die Grabanlage sah, war ich entsetzt.“

1681 startete Godefridus Scheidt eine Tuchmacherei in Kettwig. Mehr als 300 Jahre prägten er und seine Nachfahren mit innovativem Unternehmertum den Stadtteil. Auch heute noch ist die Familie Scheidt in Kettwig sehr präsent. In den Scheidtschen Hallen zwischen Ringstraße und Kettwiger See, wo früher Wolle zu Kammgarn verarbeitet wurde, ist das KreativQuartier entstanden. Es sollen Büros, Werkstätten, Ateliers, ein Coworking Space, Gastronomie und Veranstaltungsbereiche entstehen. Nachfahren der Kettwiger Tuchmacher leben heute in den Vereinigten Staaten. Die in Kettwig ansässige Scheidt’sche Immobiliengesellschaft ist über den Vorfall informiert worden und hat Anzeige erstattet.

Vor Jahren wurden 40 bronzene Grablampen gestohlen

Auf diesem Bild wird sichtbar, dass die langen Kupferrohre und -säulen fehlen.
Auf diesem Bild wird sichtbar, dass die langen Kupferrohre und -säulen fehlen. © Socrates Tassos

„Diebstähle auf Friedhöfen haben in den letzten Jahren bedauerlicherweise drastisch zugenommen“, sagt Friedhofsverwalter Hackmann. Vor einigen Jahren seien auf dem Städtischen Friedhof in Kettwig mehr als 40 bronzene Grablampen und Vasen gestohlen worden.

Berthold Hackmann geht davon aus, dass die Täter am Scheidt’schen Grab eine Handsäge benutzt haben. Die Polizei bittet die Bevölkerung bei der Suche der Metalldiebe um Mithilfe. Wer hat in der letzten Zeit verdächtige Personen auf dem Friedhof gesehen, die möglicherweise die Grabstätten ausgekundschaftet haben? Wem ist sonst etwas Ungewöhnliches zur Tatzeit aufgefallen? Hinweise an das Kriminalkommissariat 34 unter 829-0.

>>> DIE SCHEIDTS HABEN KETTWIG GEPRÄGT

Die Scheidts haben Kettwig ähnlich geprägt, wie es die Krupps, Huyssens und von Waldthausens in Essen getan haben.

Bekannt ist in Kettwig auch die Villa Scheidt, die von Julius Scheidt (1813-1874) und seiner Frau Julie geb. Fuhrmann
(1814-1891) in Auftrag gegeben wurde. Seit 1958 nutzt die katholische Gemeinde St. Peter die Villa Julius Scheidt als Kindergarten. Nach einem Brand im Jahre 2000 wurde das Gebäude umgebaut.