Essen. Am katholischen Friedhof in Überruhr-Hinsel sind Vasen und Grablampen von rund 50 Gräbern gestohlen worden. Die Polizei sucht nach Zeugen.

„Diese Leute haben sich an denen vergriffen, die sich nicht mehr wehren können – den Toten“, sagt Detlev Marciniak von der Friedhofsverwaltung. Was am Wochenende auf dem katholischen Friedhof in Überruhr-Hinsel passiert ist, lässt die Verantwortlichen fassungslos zurück. Rund 50 Gräber sind nach Schätzungen der Polizei komplett verwüstet worden.

So haben Diebe den Friedhof in Überruhr-Hinsel zurückgelassen.
So haben Diebe den Friedhof in Überruhr-Hinsel zurückgelassen. © Friedrich Obst

Steine aus den Fundamenten der Ruhestätten seien herausgerissen worden und lagen am Montagmorgen über Wege und Wiesenflächen verteilt. Auf den Steinen standen etliche Grableuchten und Vasen aus Messing und Kupfer, die die Täter gestohlen haben. Die seien gut organisiert gewesen, meint die Polizei. Vermutlich mehrere Komplizen hätten die Gräber großflächig abgeräumt, die Vasen und Lampen an zentralen Punkten gesammelt und dann abtransportiert.

Sinnlose Diebstähle

Bisher ermittelt die Polizei wegen Diebstahl. André Ganser und Florian Obst sind Garten- und Landschaftsbauer der Firma Menzel und haben den verwüsteten Friedhof am Montag vorgefunden. „Es sah wirklich schlimm aus“, sagt Ganser. „Wir haben die Polizei informiert und nach der Spurensicherung angefangen, aufzuräumen.“

Jetzt klaffen in vielen der Grabstätten große Löcher. Über dieses skrupellose Verhalten können die beiden nur den Kopf schütteln. „Wir sind geschockt und traurig. Am schlimmsten ist es natürlich für die Angehörigen, die die Gräber jeden Tag mit viel Liebe pflegen und dieses Schlachtfeld vorfinden“, erklärt er weiter.





Weitere Diebstähle auf dem Friedhof

Neben den aktuellen Vorfällen vom Wochenende sei der Friedhof schon vor zwei Monaten S chauplatz für Diebstahl und Vandalismus geworden, erzählt André Ganser.

„Die Kupferverkleidung der Trauerhalle wurde fast komplett abmontiert und gestohlen“, sagt er. „Schon das war ein heftiger Vorfall. Aber den kompletten Friedhof zu verwüsten, ist neu.“

Ein schwacher Trost: einige der Lampen waren den Tätern wohl nicht wertvoll genug. Die hätten sie dann über den Friedhof verteilt und unachtsam liegen gelassen. „Alles, was noch übrig war, haben wir neben der Trauerhalle aufgestellt. Dort können die Angehörigen ihre Lampen und Vasen wiederholen.“

Detlev Marciniak ist Verwaltungsleiter der Pfarrei St. Josef und empfindet die Tat als „moralische Vollkatastrophe.“ Obwohl Diebstähle auf Friedhöfen kein neues Phänomen seien, ist der Vorfall in Überruhr ein neues Maß an Skrupellosigkeit: „Fälle dieser Größenordnung sind uns noch nie untergekommen. Seit Jahren werden aber immer mal wieder Blumen oder Metallteile gestohlen.“ Besonders die Sinnlosigkeit lässt die Verwaltung ratlos auf die Diebstähle blicken: „Wenn es mehrere Täter sind, die sich den Räuberlohn teilen und die Spritkosten decken müssen, dann lohnt es sich fast nicht. So viel ist der Stoff nicht wert. Es ist einfach unerklärlich grausam.“

Ratlosigkeit bei den Verantwortlichen

Dennoch wissen die Verantwortlichen nicht, was sie den Dieben entgegenstellen sollen. „Alarmanlagen sind unpraktikabel, Bewegungsmelder gehen bei jedem Hasen los, die Polizei kann nicht überall sein und über verschlossene Tore steigen motivierte Täter einfach drüber.“ Trotzdem wird das Thema am 12. September bei der nächsten Sitzung des Kirchenvorstandes behandelt.

Zusätzlich hat die Pfarrei eine Sammelanzeige bei der Polizei aufgegeben. Jeder Angehörige, der von dem Vorfall betroffen ist, kann weiterhin selbst Anzeige erstatten. Aufgrund der Unordnung kann sich Marciniak vorstellen, dass die Diebe bei ihrer Tat gestört worden sein. Auch die Polizei sucht Zeugen, die am Friedhof am Wochenende vom 24. bis zum 27. August etwas beobachtet haben. Diese melden sich bitte unter der Telefonnummer 0201/829-0.