Essen-Nordviertel. . Ein Workshop mit Vertretern der Anwohner und der Stadt sollte nach Alternativen und Kompromissen suchen. Doch die Fronten bleiben verhärtet.

Die Vonovia rückt auch nach einem Treffen mit den Gegnern ihrer Pläne nicht davon ab, auf dem Ostermannplatz im Eltingviertel eine viergruppige Kita zu errichten.

Daran änderte auch ein Workshop nichts, den Gerd Mahler (77) auf Wunsch des Wohnungsunternehmens moderiert hatte. Sein Fazit: „Es war der Versuch, verschiedene Interessen zusammenzubringen und gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der sich alle Beteiligten anfreunden können. Meiner Meinung nach ist uns das heute in Teilen gelungen“.

„Das würde für uns Bewohner bedeuten, dass wir den Platz nicht mehr nutzen können“, nennt Roland Wulftange, einer der Sprecher der Bürger, den Kern ihres Protests. Die Oase mit Spielplatz sei ein beliebter Treffpunkt im Eltingviertel.

Gibt es Ersatzflächen?

Die entscheidende Frage lautet: Gibt es eine Ersatzfläche für einen Kita-Neubau? Vielleicht, weil es am Ende der Zwinglistraße ein freies Grundstück gibt. Doch ob der Eigentümer überhaupt bereit ist, über einen Verkauf zu verhandeln, ist ungewiss.

Während Vonovia sagt, dass eine Kontaktaufnahme mit dem in Tel Aviv lebenden Geschäftsmann nicht möglich gewesen sei, steht Roland Wulftange mit einer Anwaltskanzlei in Verbindung. „Der Anwalt hat Interesse, hier etwas zu entwickeln und nach Essen zu kommen.“ Hier ist das Ende also offen.

Jugendamt drängt auf Neubau

Doch das Jugendamt der Stadt, so wurde im Workshop deutlich, drängt auf den Kita-Neubau. Birgit Hofemeister vom Info-Büro Familienpunkt verwies auf mehr als 300 Klagen nach einem Kita-Platz, und die Kita auf dem Ostermannplatz könne schnell realisiert werden und sei bereits für das Kindergartenjahr 2019 eingeplant. Jeder andere Standort würde einen Zeitverzug von bis zu vier Jahren bedeuten.

Und eine Kita in einem Mehrfamilienhaus einrichten, wie es auch Oberbürgermeister Thomas Kufen empfiehlt, kommt für Vonovia nicht in Frage. Man habe den Viktoriahof daraufhin überprüft, doch nicht nur das Baurecht spreche dagegen, sagt Ralf Feuersenger (Quartiersentwicklung): „Dafür würden acht bis zehn Wohnungen gebraucht. Das wäre Vernichtung von Wohnraum.“

Eltingplatz soll Verlust kompensieren

Der Verlust des Platzes als Kommunikationsort sei auch zu kompensieren. Denn nur wenige Schritte entfernt biete sich dazu der Eltingplatz, der frühere Marktplatz im Viertel, geradezu an. Außerdem, so merkt Architekt Wilhelm Hausmann an, entstehen durch Kitas soziale Bindungen, die nicht nur auf die Kinder beschränkt seien.

Selbst junge Mütter möchten den schattigen Platz behalten

Können junge Mütter von Säuglingen gegen den Bau einer Kindertagesstätte in unmittelbarer Nähe zu ihren Wohnungen sein? Ja, können sie. Corinna Brüggemann und Sandra Staszak sind die besten Beispiele. Beide wohnen mit Blick auf den Ostermannplatz und lehnen die Vonovia-Pläne vehement ab.

„Wo sollen denn unsere Kinder noch selbstständig spielen können, ohne Autoverkehr und in Sichtweite ihrer Eltern?“, fragen die beiden Freundinnen. Ihre Kinder haben sie bei Tagesmüttern untergebracht, doch selbstverständlich suchen sie auch nach einem Kita-Platz.

Spielmöglichkeiten vor der Haustür

„Ich habe mein Kind in mehreren Einrichtungen angemeldet, aber habe noch keine Zusage“, sagt Corinna Brüggemann. Vielleicht klappe es ja im RWE-Betriebskindergarten, der 20 Prozent seiner Plätze für Nicht-Belegschaftsmitglieder bereitstellen muss. Doch so oder so: Der Ostermannplatz müsse erhalten bleiben. Corinna Brüggemann verweist auf 288 Protest-Unterschriften, die Oberbürgermeister Thomas Kufen überreicht worden sind.

Sandra Staszak ist erst im vergangenen Jahr aus Holsterhausen ins Eltingviertel gezogen. „Eine Vonovia-Mitarbeiterin hat noch mit den guten Spielmöglichkeiten nahe unserer Wohnung geworben, von einer Kita war nicht die Rede. Ich fühle mich beschummelt“, sagt sie.

Kritik übt Corinna Brüggemann auch am Workshop: „Die Gespräche waren keineswegs konstruktiv, die Aussagen und Meinungen wurden durch den gut bezahlten Moderator untergraben! Man kam schlichtweg auf keinen gemeinsamen Nenner, die Argumente von uns Bewohnern stießen auf taube Ohren.“ Für das Eltingviertel befürchtet sie das Schlimmste: „Das wundervolle Quartier soll nun zu einem grauen, zugebauten Ort werden. Ein modernes Gebäude ohne Charakter soll entstehen, umgeben von Gebäuden mit dem Charme des 19. Jahrhunderts, mittendrin dann der moderne Neubauklotz.“