Essen. . Trompeter Victor Gerassimez und sein Sohn Alexej, einer der besten Schlagzeuger weltweit, spielen gemeinsam in der Essener Philharmonie.
Den Stolz über seinen so talentierten wie erfolgreichen Sohn kann Victor Gerrasimez nur schwer verbergen. „Er gehört mittlerweile zu den besten Schlagzeugern der Welt“, sagt er. Die Musikleidenschaft hat der 59-Jährige seinem Filius vererbt. Victor Gerrasimez spielt seit 36 Jahren Trompete bei den Essenern Philharmonikern. Für deren nächstes Konzert – mit Werken von Arvo Pärt, Kalevi Aho, Modest Mussorgski – stehen Vater und Sohn zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne.
Wie sein Vater Victor von klein auf wusste, dass er Trompeter wird, war auch für Alexej schon früh klar, dass Schlagzeug sein Instrument ist. „Ich habe schon als Vierjähriger mit Stöcken und Ess-Stäbchen auf Töpfen, Pfannen und anderen Gefäßen getrommelt, die ich in meinem Zimmer wie ein Schlagzeug aufgebaut hatte“, erzählt der 31-Jährige.
Sohn beginnt mit dem Unterricht in der Folkwang Musikschule
Damit brach er mit der Familientradition: Geige, Bratsche, Cello, Klavier und eben Trompete waren die angesagten Instrumente, die seine Eltern und die drei Geschwister spielten. Aber Schlagzeug? Das macht doch erst einmal nur Krach. So zumindest dachte Vater Victor. Aber nur ganz kurz. Dann hörte er seinen Sohn trommeln – und erkannte dessen große Begabung. Die förderte er konsequent, ermutigte ihn, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Da unterscheidet sich der musikalische Weg von Vater und Sohn: Denn Victor Gerassimez durfte zunächst nicht Trompete lernen. Erst mit 13 setzt er sich durch, kauft sich vom ersparten Geld sein erstes Blasinstrument.
Alexej beginnt dagegen als Sechsjähriger in der Folkwang Musikschule, studiert dann bei Peter Sadlo, wird von Stiftungen unterstützt und gewinnt zu Beginn seiner Karriere alle Preise beim Tromp Competition in Eindhoven, der renommierteste Schlagzeugwettbewerb überhaupt.
Als Solist in der ganzen Welt gefragt
Seit den Anfängen im Kinderzimmer ist seine Faszination und seine Begeisterung für das Schlagzeug ungebrochen: „Es öffnet immer wieder Türen für Klänge, die man mit keinem anderen Instrument erreichen kann“, sagt er. Außerdem verbinde der Rhythmus alle Völker und Kulturen, „Trommeln und Schlagzeuge gibt es in der ganzen Welt“.
In der ganzen Welt ist auch Alexej Gerassimez als Solist inzwischen unterwegs, spielt in großen Konzerthäusern mit namhaften Orchestern. Dem nicht genug, komponiert der gebürtige Essener, der inzwischen in Berlin lebt, eigene Stücke. „Noch gibt es zu wenig Werke für mein Instrument. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich das ändert, dass das Schlagzeug das Instrument des 21. Jahrhunderts wird und mit seiner Vielseitigkeit Violine und Klavier abhängt.“
Er spielt eine Komposition von Kalevi Aho
Sinfoniekonzert mit Gastdirigent Alexander Liebreich
Die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Gastdirigent Alexander Liebreich laden am morgigen Donnerstag, 27. September und am Freitag, 29. September, jeweils 20 Uhr, zum 2. Sinfoniekonzert in die Philharmonie ein.
Auf dem Programm stehen „Für Lennart in memoriam“ für Streichorchester (Komponist Arvo Pät), „Sieidi“ für Schlagzeug und Orchester (Komponist Kalevi Aho), und „Bilder einer Ausstellung“ von Modes Mussorgski in einer Orchesterfassung von Maurice Ravel.
Eine Einführung in die „Kunst des Hörens“ gibt es um 19.30 Uhr. Karten (17 - 41 Euro): 81 22-200 oder direkt im Ticketcenter, II. Hagen 2.
Eine Aussage, die er beim 2. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker untermauern wird: Dort spielt er „Sieidi“, eine zeitgenössische Komposition des Finnen Kalevi Aho für Schlagzeug und Orchester. „Eine Partitur mit 1000 Takten, die ich alle im Kopf haben muss“, sagt er und lacht. Kopf und Gefühl für das Konzert zusammenzubringen, nicht verkrampft spielen, sondern eins werden mit dem Rhythmus und dem Instrument – das beherrscht der frisch gebackene Vater wie kein anderer Multi-Percussionist.
Auf seinen Auftritt freut sich auch sein größter Fan: Der sitzt dabei nicht im Publikum, sondern begleitet ihn. „Ich kann es kaum erwarten“, sagt Victor Gerassimez.