Essen. . Die neuen Fahrradboxen funktionieren ohne Schlüsselübergabe, buchen lassen sie sich per App. 50 Radgaragen stehen. Dabei soll es nicht bleiben.
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran – auch im Radverkehr. Das jüngste Beispiel liefert dafür die Ruhrbahn. Die eröffnete am Donnerstag am Verkehrsplatz in Steele die ersten Fahrradboxen der Reihe „Dein Radschloss“. Der Clou: Die Fahrradgaragen lassen sich über die Ruhrbahn-App „Zäpp“ buchen. „Praktischer geht es für den Kunden kaum“, sagte Ruhrbahn-Vorstand Michael Feller und machte vor Ort gleich die Probe aufs Exempel.
Und so funktioniert’s: Die App aufs Smartphone herunterladen, „Fahrradboxen“ anklicken, nach einmaliger Anmeldung den gewünschten Standort aussuchen, eine Box wahlweise für einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr buchen und bezahlen. Die Miete beträgt ein Euro pro Tag, 90 Euro sind es für ein ganzes Jahr. Wenige Sekunden später erhält man einen Zugangscode, mit dem sich die Kiste öffnen lässt.
Die neuen Boxen stehen an sechs Verkehrsknotenpunkten
Im Vergleich mit den Standardboxen der Stadt Essen ist das ein Quantensprung. Wer einer der stadtweit 150 herkömmlichen Garagen nutzt, muss sich nicht nur im Rathaus registrieren, sondern den Schlüssel vor Ort entgegennehmen. Da macht die App Radfahrern das Leben leichter. Genau das ist das gemeinsame Ziel von Ruhrbahn und Stadt Essen – in Erwartung, dass mehr Menschen, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen.
Die neuen Radboxen stehen deshalb an der Mobilstation am S-Bahnhof Steele, wo Nutzer die Wahl haben zwischen Bus und Bahn und auch Carsharing. Weitere Boxen wurden an stark frequentierten Verkehrsknotenpunkten (siehe Info-Kasten) platziert. Und weil das Thema Sicherheit eine große Rolle spielt, angesichts von Preisen von mehreren tausend Euro für hochwertige Räder und E-Bikes, von denen immer mehr unterwegs sind, wurden die Boxen so weit wie möglich aufbruchsicher konstruiert. Die Außenhaut besteht aus zwei Millimeter dickem Stahlblech, von außen sind weder Schloss noch Scharniere zu sehen. Um die Tür mit Gewalt zu öffnen, bedarf es laut Hersteller einer Zugkraft von 150 Kilogramm.
Ingesamt 50 Boxen wurden bislang aufgestellt. „Wenn wir merken, die Nachfrage boomt, können wir nachrüsten“, sagt Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob.
Die Kosten dafür müsste die Stadt Essen dafür aber selbst übernehmen. Bislang blieb es bei einem Eigenanteil in Höhe von etwa 20 000 Euro, was zehn Prozent der Kosten entspricht. Den Löwenanteil trägt das Bundesverkehrsministerium, das dafür einen Wettbewerb ausgelobt hatte. Den Zuschlag bekam der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr stellvertretend für 14 Kommunen in NRW, die zuvor Interesse bekundet hatten.
14 Kommunen machen mit. Deren Radboxen sind miteinander vernetzt
Radboxen von „Dein Radschloss“ stehen bereits auch in Oberhausen, Hagen, Krefeld, Langenfeld und Mönchengladbach. Weitere Städte sollen in Kürze hinzukommen, darunter Bochum, Gelsenkirchen und Mülheim. Alle Radboxen sind miteinander vernetzt, lassen sich also über die Ruhrbahn-App buchen. Das ist praktisch für Berufspendler und alle, die vielleicht eine Radtour planen. Reservierungen im voraus sind allerdings nicht möglich, was vielleicht der einzige Schönheitsfehler ist.
<<< DIE STANDORTE
Die neuen Radboxen stehen an folgenden Stationen: S-Bahnhof Borbeck, S-Bahnhof Werden, S-Bahnhof Essen-West, Gemarkenplatz, Karlsplatz und S-Bahnhof Steele.
Die Boxen lassen sich über die Ruhrbahn-App „Zäpp“ buchen oder alternativ online über www.dein-radschloss.de.
Die Tagesmiete beträgt 1 Euro, pro Woche sind fünf Euro fällig, pro Monat 15 Euro. Die Jahresmiete beträgt 90 Euro.