Am Landgericht haben Kunden jetzt die Wahl zwischen ÖPNV, Leihfahrrad und Carsharing-Mobil. Das Angebot soll Bürger zum Umsteigen animieren.

  • Erste Mobilitätsstation an der Haltestelle „Landgericht“: ÖPNV, Leihfahrräder und Carsharing
  • Im September soll nächste Station am S-Bahnhof Steele eröffnen. Evag plant möglichst dichtes Netz
  • Kunden wünschten auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Mobiltät. Ein Anbieter, ein Ticket

Die Essener Verkehrs-AG (Evag) hat in Holsterhausen ihre erste „Mobilitätsstation“ in Betrieb genommen. An der Straßenbahnhaltestelle Landgericht können Kunden nun mit der Evag fahren, aufs Leihfahrrad umsteigen oder mit einem Carsharing-Fahrzeug davon brausen. Drei Verkehrsmittel an einem Ort, so lautet das Konzept, das zum umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel animieren soll. Wem das nicht genügt: Ein Taxi-Stand ist gleich gegenüber.

Was das angeht, „haben wir noch „Luft nach oben“, räumte Baudezernentin Simone Raskob ein. Bei der Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt 2017“ war Mobilität bekanntlich Essens Achillesferse. Nun will man Boden gut machen.

Weitere Stationen, u.a. in Steele, sind in Planung

Bereits im September soll am S-Bahnhof in Steele eine zweite Mobilitätsstation eröffnet werden. Weitere sind in Planung. „Aus der Bezirksvertretung II ist der Wunsch nach einer Station an der Florastraße an uns herangetragen worden, aus der Bezirksvertretung I der Bahnhof-Süd“, berichtet Georg Grindau, bei der Evag zuständig fürs Mobilitätsmanagement.

Das Ziel sei es, Mobilitätsstationen an möglichst vielen Orten in der Stadt einzurichten, so Grindau. Voraussetzung ist allerdings jeweils der Anschluss an eine stark nachgefragte ÖPNV-Linie. Außerdem müssen genügend potenzielle Nutzer in fußläufiger Nähe wohnen.

Bund beteiligt sich zu 50 Prozent an Mobilitätsstation

An der Haltestelle Landgericht sei beides gegeben. Wie das Angebot bei den Kunden ankommt wird fünf Jahre lang statistisch erfasst. Der Bund hat dies zur Bedingung gemacht und beteiligt sich dafür zu 50 Prozent an den Kosten für den Bau der Mobilitätsstation in Höhe von rund 60 000 Euro.

Die Evag sieht diese als einen bedeutenden Schritt auf ihrem Weg vom Nahverkehrsunternehmen zum Mobilitätsdienstleister. Busse und Bahnen bleiben das Rückgrat der Evag. Aber: „In der vernetzten Mobilität konkurrieren die Verkehrsträger nicht mehr miteinander, sie kooperieren und ergänzen den Öffentlichen Personen-Nahverkehr“, sagt Evag-Vorstand Michael Feller. Kunden wünschten sich eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Mobilität.

Mobilitätsangebote sollen über App buchbar sein

Damit ihnen der Verzicht aufs eigene Auto leichter fällt, will die Evag verschiedenen Mobilitätsangebote aus einer Hand anbieten, buchbar über eine App, möglichst nutzbar über nur ein Ticket wie das im Jahr der Grünen Hauptstadt eingeführte „Green Ticket“. Ein Shuttle-Service auf Abruf, wie ihn der VW-Konzern in Hamburg anbietet, könnte hinzukommen, so er denn auch in Essen ins Rollen käme, sagt Feller. Noch ist letzteres Zukunftsmusik.

>>> STADT PLANT HAUSHALTSBEFRAGUNG

Die Stadt will per Haushaltsbefragung herausfinden, wie viele Essener das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzen. Dies kündigte Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob an.

Die letzte belastbare Zahl datiert von 2011. Demnach beträgt der Radverkehrsanteil in Essen nur sechs Prozent. Bis zum Jahr 2035 soll er auf 25 Prozent steigen.