Essen. . Der Film „Mein Essen“ zeigt, dass die Bürger ihre Heimat lieben. Die Filmemacher stellen die Essener und ihre Geschichten in den Vordergrund.

Die Schurenbachhalde – ein Blick über das Ruhrgebiet, in Zeitraffer, es wird Tag, dann wieder Nacht. So beginnt der Film „Mein Essen“, den die Videogruppe „Netzwerk Film“ aus 104 Einsendungen aus dem gesamten Stadtgebiet produziert hat. Am Sonntag wurde er in der Lichtburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist eine besondere Hommage an eine Stadt mit Ecken und Kanten.

Die hunderten Schaulustigen erwartete kein Hochglanz-Imagefilm, sondern Authentizität und Pottromantik, die erfrischenderweise ohne Bergbaunostalgie auskommen. Mit dabei sind viele journalistische Beiträge, Mini-Dokumentationen sozusagen über besondere Menschen, Projekte, Ideen. Zu sehen ist beispielsweise Schlagersänger Andy Focks, der von einer großen Karriere träumt und parallel Klümpkes in einem Kiosk verkauft – so etwas gibt’s wohl nur im Pott.

Film bewegt sich auf den Spuren einer Blasmusik-Band

Der in vielerlei Hinsicht treffendste Satz des knapp 90-minütigen Films stammt von einem Mitglied der porträtierten Blasmusik-Band „Tuba Libre“: „Manchmal kommt man natürlich aus dem Takt, aber die Zuhörer merken das gar nicht, die denken, das gehört dazu – und irgendwie gehört das ja auch dazu.“ Es ist eine ungewollte metaphorische Charakterisierung der Stadt Essen, die weit entfernt davon ist, perfekt zu sein, aber genau dadurch zu ihrem Charme kommt. Viele Szenen des Films sind rein beobachtend, zeigen den Baldeneysee oder Zollverein, aber auch die verdreckten Hinterhöfe hinter den Lärmschutzwänden der A 40. Der Spagat zwischen mondänem Glanz und Schmuddelecken gelingt dank des diskreten, aber durchdachten Schnitts überraschend gut.

Die Industriekulisse verschwimmt am Ende des Films

Überhaupt ist es immer wieder die Autobahn, die sich wie ein roter Faden nicht nur durch Essen, sondern auch durch den Film zieht. Die menschlichen Geschichten haben die Filmemacher um dieses Leitmotiv herum positioniert. Dabei dürfen alle zu Wort kommen: Der Betrachter blickt Jugendlichen beim Tanzen zu wummernden Bässen ebenso über die Schulter wie den Senioren beim Stammtisch. „Die einzelnen Beiträge sind wie ganz viele kleine Liebeserklärungen an die Stadt Essen“, fasst OB Thomas Kufen, Schirmherr des Projektes, treffend zusammen.

Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) im Gespräch mit den Machern des Films.
Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) im Gespräch mit den Machern des Films. © Stefan Arend

Zum Schluss sieht der Zuschauer wieder die Schurenbachhalde – dieses Mal verschwimmt jedoch die Industriekulisse; übrig bleiben die Menschen. Ein starkes Statement.

Der Einsendeschluss für die Beiträge zum Film „Mein Essen“ war bereits im September letzten Jahres. Seitdem wurde der Film zusammengeschnitten. Von den 104 Einreichungen konnten allerdings nicht alle verwertet werden – oft aufgrund von mangelnder Tonqualität. Das Projekt wird unterstützt vom Verein Filmkunst und Kinokultur Essen, dessen Vorsitzende die Lichtburg-Chefin Marianne Menze ist.