Essen. Schüler des Burggymnasiums haben mit Originalquellen aus dem Stadtarchiv Geschichte selber recherchiert. Ein Schulprojekt mit Essener Bezug.
Brotmarken, Steckrübenwinter und Kriegsliebesdienst – was für Essener Kinder und Jugendliche im Ersten Weltkrieg beinahe schon Alltag war, ist für viele Schüler heutzutage unvorstellbar. Der Erste Weltkrieg und seine unmittelbaren Folgen auch hier im Ruhrgebiet scheinen weit weg.
Eine Erfahrung, die Geschichtslehrerin Brigitte Sternberg vom Burggymnasium im Unterricht gemacht hat: „Vorwissen zum Ersten Weltkrieg gibt es so gut wie keins. Auch über Stadtgeschichte ist erstaunlich wenig Wissen da.“ Grund genug für die Studienrätin im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen dem Gymnasium und dem Haus der Essener Geschichte in einem Projekt das Thema „Schule im Ersten Weltkrieg“ zu erarbeiten. Mit Quellenmaterial aus dem Essener Stadtarchiv konnten die Schüler so die Vergangenheit selbst recherchieren. „Anhand eines Bilds vom Kriegsgemüsegarten der Luisenschule konnten wir es auf einen lokalen Bezug runterbrechen“, so Sternberg. Geschichte zum Anfassen vor der eigenen Klassenzimmertür. Für Monika Josten, im Haus der Essener Geschichte für die Bildungsarbeit zuständig, eine gute Herangehensweise: „Schüler werden anders berührt, wenn sie Gesichter zu Geschichten haben.“
„Der Erste Weltkrieg fällt genau in die Zeit der Sommerferien“
Etwa das von Lehrerin Marie Werth. Sie unterrichtete an der von Mädchen besuchten Luisenschule und beteiligte sich besonders intensiv am Liebesdienst. Zahlreiche Dankesschreiben an sie dokumentieren, dass die von Schülerinnen zusammengetragenen Hilfsgüter im ostpreußisch-russischen Grenzgebiet zum Einsatz kamen. Oder die Geschichte von Hans Gummert. Der Abiturient aus Essen fiel bereits am 30. Oktober 1914. In einer Gedenkschrift erinnern seine Eltern an den jungen Mann.
Neben der besonderen Vermittlung ermöglicht auch der zeitliche Rahmen des Projekts eine intensive Erarbeitung von Lehrergebnissen: Als Zusatzkurs in der Jahrgangsstufe 12 läuft das Projekt drei Stunden in der Woche über einen Zeitraum von gut einem halben Jahr. So ist eine Vertiefung des Stoffs möglich, die der normale Lehrplan nicht zulässt.
Denn dem Geschichtsunterricht bleiben in der Mittelstufe lediglich zwei Stunden in der Woche. Innerhalb von drei Schuljahren soll die Historie von der Steinzeit bis zum Fall der Mauer 1989 durchgesprochen werden. Für viele Epochen bleibt da nur wenig Zeit. „Der Erste Weltkrieg fällt genau in die Zeit der Sommerferien“, so Sternberg.
Konzeption übernahmen die Schüler eigenverantwortlich
Der Umgang mit echten historischen Quellen birgt aber auch Frustrationspotential, wie Monika Josten erklärt: „Der Umgang mit der Deutschen Schrift ist für Schüler nicht leicht. Doch mit entsprechender Vorbereitung ist es wie ein Rätsel zu lösen.“
Die Konzeption der Präsentation von Tafeln und Originalen übernahmen die Schüler eigenverantwortlich. Dies bedeutet ein zeitlicher und inhaltlicher Druck, den sie bis dahin in der Schule noch nicht erlebt haben, der aber einen Ausblick auf das Studium gibt. „Das Projekt ermöglicht besondere Erfahrungen für die Schüler.“
Alle weiteren Folgen des Projekts finden Sie auf unserer Collage: