Essen. . Die Essener Historikerin Ute Schneider hat den Erster Weltkrieg in Seminaren behandelt. Mit einem Kurs besuchte sie die Kriegsorte an der Westfront.
Ypern, Peronne, Verdun – die großen Schlachtfelder der Westfront des Ersten Weltkriegs liegen hunderte Kilometer von Essen entfernt. Fast genau so fern ist vielen Studenten der Universität Duisburg-Essen die Weltkriegszeit von 1914 bis 1918, wie Professorin Ute Schneider vom Historischen Institut erklärt: „Für viele ist der Erste Weltkrieg so weit weg wie die Kreuzzüge.“ Das mache sich vor allem in falschem Vorwissen bemerkbar. „Ich bin manchmal schon erschrocken, was für Bilder aus den Medien reproduziert werden.“ Umso wichtiger sei es in Veranstaltungen, Studenten neben den historischen Gegebenheiten auch einen kritischeren Blick auf die Gegenwart zu vermitteln.
Dazu orientiert sich Schneider auch an aktuellen oder aufkommenden Debatten, wie etwa 2014, als Werke wie „Die Schlafwandler“ von Christopher Clark oder „Die Büchse der Pandora“ von Jörn Leonhard die Frage nach der Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg neu aufwarfen und diskutierten. Auch zum Sommersemester 2017 hatte die Professorin den kommenden 100. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass genommen, um über die Neuordnung Europas nach dem Weltkrieg zu sprechen. „Im Vorfeld haben solche Themen immer eine erhöhte Aufmerksamkeit“, so Schneider. Eine Aufmerksamkeit, die der Hochschullehrerin auch 2014 zuteilwurde.
Kamerateam begleitet Exkursion
Neben einer Vorlesung zum Thema Erster Weltkrieg bot Schneider damals auch ein Seminar mit begleitender Exkursion zu den ehemaligen Schlachtfeldern der Westfront an. Fünf Tage fuhren die Hochschullehrerin und ihre Studenten Museen, Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfe in Belgien und Frankreich an, immer begleitet von einem WDR-Kamerateam, das eine Dokumentation drehte.
Denn die Exkursion war eine Besonderheit, wie Schneider erzählt: „Es war eine ganz besondere Situation, weil wir mit insgesamt drei Universitäten gefahren sind.“ Neben Essener Studenten waren auch Düsseldorfer und Frankfurter Studenten und deren Professoren an der Exkursion beteiligt. „Im Vorfeld gab es einige Bedenken, ob wir ein Kamerateam mitnehmen wollen, aber nach einigen Überlegungen haben wir uns dafür entschieden.“ Herausgekommen ist eine Dokumentation, die die Atmosphäre der Fahrt und der Orte gut eingefangen habe, so die Professorin, und die für viel Aufmerksamkeit auch für das Historische Institut gesorgt hat. „Ich bin erstaunlich oft angesprochen worden.“
„Studierende haben oft die Toten nicht im Kopf“
Für Studenten seien Exkursionen eine gute Gelegenheit, ihr Studiengebiet Geschichte vor Ort zu erleben, meint Schneider. „Studierende haben oft die Toten nicht im Kopf. Für sie ist es genauso Papier wie andere Themen auch und deshalb erstmal fern. Dabei findet Geschichte immer an Orten statt.“
Umso erstaunter ist sie, dass Exkursionen bei Geschichtsstudenten in Essen nicht besonders beliebt seien: „Ich habe keine richtige Erklärung dafür, warum so wenig Interesse besteht. Die wenigen Studierenden, die mitgefahren sind, haben immer von einer tollen Erfahrung gesprochen.“ Die einzige Erklärung, die die Professorin dafür hat: Während bei fremdsprachlichen Studiengängen Exkursionen von vornherein mitgedacht werden, ist das bei geschichtlichen Themen nicht unbedingt der Fall.
Alle weiteren Folgen des Projekts finden Sie auf unserer Collage: