Essen-Gerschede. . Die Siedlergemeinschaft „Gimkenshof“ hat bewegte Zeiten hinter sich. Heute ist die Siedlung ein Schmuckstück im Essener Norden.

Ob es noch einmal solch eine lange Nacht wird wie im Jahr 1963, als die Siedlergemeinschaft Gimkenhof in Gerschede ihr 25-jähriges Bestehen beging? Damals, an dem ersten Augustsamstag, „erfreute man sich an Musik und Tanz bis zum Wecken“, notierte einst der Chronist. Vielleicht geht es diesmal nicht ganz so lange, wenn die 413 Siedlerinnen und Siedler nun vom 14. bis 16. September das 80-jährige Bestehen ihrer Gemeinschaft auf dem Kirchplatz an der St. Paulus-Kirche feiern,

Siedlergemeinschaften hatten nicht immer den besten Ruf, wurden eher belächelt. „Die Bemühungen um die Gemeinschaft wurden als Vereinsmeierei bezeichnet“, erinnert Wolfgang Glade, 1. Vorsitzender der benachbarten Siedlergemeinschaft Gerschede 1932, in seinem Grußwort an die Nachbarn. Doch der frühere Superintendent kennt ihre heutige Bedeutung: „Die Siedlungshäuser sind gerade bei jungen Familien sehr begehrt. Sie wissen, dass neben Kindergärten, Grundschulen und Kirchengemeinden überschaubare Einheiten erlebbar sind.“

Zwischen Düppenberg und Triftstraße

Blick in den Gerschermannweg aus Sicht von der Ackerstraße.
Blick in den Gerschermannweg aus Sicht von der Ackerstraße. © Ulrich von Born

Geplant wurde die Siedlung zwischen Düppenberg und Triftstraße bereits seit 1927. Es dauerte zehn Jahre, bis die ersten 136 Familien am 24. September 1938 Richtfest feiern konnten. Obwohl die Nazis mit der Planung nichts zu tun hatten, mussten sich die künftigen Bewohner vom inzwischen entstandenen „Reichsheimstättenamt“ die „Eignung für Kleinsiedler“ bescheinigen lassen. Drei Jahre später hatten die Neu-Gerscheder mit ihrer Muskelkraft dann 227 Häuser errichtet. Viele der Männer waren schon längst im Krieg und fehlten deshalb bei den Bauarbeiten.

Dass das zehnjährige Bestehen erst nach elf Jahren, also 1949, gefeiert wurde, wirkt wie eine närrische Idee. Doch so kurz nach der Währungsreform war 1948 niemandem wirklich zum Feiern zumute. Das änderte sich jedoch in den folgenden Jahren auf den Karnevalsfeiern im – längst abgerissenen – Vereinslokal „Flora Kißmann“, später in der Hansemann-Schule, der heutigen Gesamtschule Borbeck. Erst vor elf Jahren, als hohe Kosten sowie das Rauch- und Alkoholverbot aufs Gemüt schlugen, endete das jecke Treiben. Allerdings gibt es Überlegungen des neuen Vorsitzenden Hans-Werner Nitz, den Karneval in der Seniorenbegegnungsstätte Ackerstraße wieder aufleben zu lassen.

Ebenso hat sich der Vorstand mit Claudia Polzuch vorgenommen, wieder mehr für die Kinder zu tun.

Irgendwie närrisch finden die Gerscheder jedoch die Forderung der Stadt, für die Gartengrundstücke der Mittelhäuser Straßenreinigung und Winterdienst bezahlen zu müssen. Vor Gericht zogen sie allerdings den Kürzeren.

Nun hoffen die Siedler, sich wenigstens bei der Erneuerung der Wasser- und Abwasserleitungen mit der Stadt einigen zu können.

>>>>>Gebaut auf den Äckern des Gimkenhofs

Namensgeber der Siedlung ist der Gimkenhof in Gerschede, auf dessen Äckern gebaut wurde.

Die heute zur Siedlung gehörenden 248 Häuser stehen an Ackerstraße, Bieberweg, Engersgau, Gerschermannweg, Neuwiedweg, Rengsdorfer Heim, Raiffeisenweg, Wiedbach und Wilmsweg.