Essen. . Mit dem Handy ins Museum: App informiert im Museum Folkwang über Herkunft und Erwerbszeitraum der Sammlungsstücke aus aller Welt.

Die Fliese aus dem Iran, die Mumienmaske aus Ägypten, die Bügelflasche aus Peru – in der Sammlung von Karl Ernst Osthaus sind Objekte aller Kulturen und Epochen zu finden. „Weltweit sammeln“ war das Motto des Begründers der grandiosen Folkwang-Sammlung. „Weltweit sammeln“ ist auch der Titel der aktuellen Präsentation im goldschimmernden Ausstellungs-Helm des Museum Folkwang, wo die vielfältige Auswahl antiker, europäischer und nichteuropäischer Objekte nun auf besondere Weise erkundet werden kann. Der Ausstellungsbesuch mit dem Handy ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.

Denn wie schon bei den letzten Sammlungs-Präsentationen beherbergen die über 200 gläsernen Vitrinen, die sich wie Bienenwaben zur offenen Halbkugel formen, wieder Objekte aus ganz unterschiedlichen geografischen Regionen und Epochen. Mit der Museums-App kann man sich die einzelnen Exponate im Ausstellungsraum direkt aufs Handy holen und mehr über Herkunftsort und Erwerbszeitraum erfahren. Zwei Kriterien, nach denen die kostbaren Ausstellungsstücke diesmal systematisch arrangiert wurden, erklärt Sonja Pizonka, die die Handyführung auch als spannendes Experiment bezeichnet. Es bietet neben der Schaulust an hauchfeinen Teeschalen aus der Edo-Zeit, kostbaren Masken aus Zentralafrika und frühen Gebrauchsgefäßen aus Ägypten auch einen imposanten Einblick in die schier grenzenlose Sammlungstätigkeit des Hagener Fabrikantensohnes Karl-Ernst Osthaus, dessen Bestände schon zu damaliger Zeit Zeitgenossen beeindruckten: „Er hat die besten Modernen, auch alte Sachen, viel Ägyptisches, Griechisches, Indisches, Gotisches und Italienisches. Wir waren ganz jeck, wie man hier sagt“, wird der Maler August Macke zitiert.

Internationalität und Weltoffenheit

Von Hagen in die ganze Welt: Sechs Helm-Ebenen zeigen in den zueinander versetzten Waben die geografischen Räume Afrika, Ostasien, Westasien, Europa und Amerika, die die Osthaus-Sammlung umfasst. Neben der geografischen Schichtung sind die Objekte außerdem nach dem Zeitraum ihres Erwerbs arrangiert, vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre. Figuren aus Ozeanien ergänzen die Präsentation außerhalb des Helms.

So wird die Schau einmal mehr zum Beleg der ungeheuren Internationalität und Weltoffenheit Karl Ernst Osthaus’, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Länder des damaligen Osmanischen Reichs bereiste und dabei sogar den Plan eines islamischen Museums verfolgte. 1910 war der Bestand der Objekte so groß, dass er sogar als wichtigster privater Leihgeber einer Ausstellung von „Meisterwerken muhammedanischer Kunst“ in München auftrat. Im Helm sieht man einige frühe Ankäufe, den Messing-Löwen aus Armenien oder die feingeblasene Glasflasche aus dem Irak oder Iran (9. - 10. Jahrhundert.), die filigrane Statuette aus Syrien (2. Jahrtausend v. Chr.), die 1966 in die Sammlung kam und das Handfragment aus Marmor, über dessen Geschichte man bis heute wenig weiß.

So dokumentiert die Präsentation auch das Ergebnis langjähriger Provenienzforschung, die Sonja Pizonka zusammen mit Kuratorin Isabel Hufschmidt verfolgt. Osthaus’ weltweite Sammellust ist heute eben auch Forschungsaufgabe – und ein Hingucker im Kunst-Helm.