Echte kubanische Handarbeit: „Los Carpinteros“ schreinern dem Museum Folkwang eine spektakuläre Kunst-Wabe für die Schätze der Osthaus-Sammlung. Das strahlende Gebilde wird in den nächsten fünf Jahren wechselnde Stücke zeigen.
Auf den ersten Blick wirkt das Werk wie ein unbekanntes Flugobjekt, das in den Weiten des Museums Folkwang gelandet ist, geheimnisvoll leuchtend, angefüllt mit Kunstschätzen aus einer fernen Zeit. Afrikanische Holzmasken und chinesische Ritualgefäße finden in dieser faszinierenden Mischung aus Kunst-Kokon, Skulptur und Vitrine ebenso selbstverständlich zueinander wie ein chinesisches Räuchergefäß oder eine türkische Fliese aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Das Werk strahlt über Jahre
Und die, die den wunderbaren Exponaten der Osthaus-Sammlung diesen spektakulären, hölzernen Schau-Raum gebaut haben, nennen sich ganz unprätentiös „Die Schreiner“. „Los Carpinteros“ heißen sie in der Heimat des kubanischen Künstlerkollektivs. Und als die Herren Dagoberto Rodríguez Sánchez und Marco Antonio Castillo Valdés ihre spektakuläre Installation gestern in Museum Folkwang vorstellten, da fanden sich noch manche Vergleiche für diese riesige, lichterglänzende Kunst-Wabe oder eben den „Helm“ wie „Los Carpinteros“ das Werk nennen.
Knapp viereinhalb Meter wächst es in die Höhe, ragt zehn Meter in den Raum und besteht aus 211 gläsernen Vitrinen, die zwar eine ruhige Gleichmäßigkeit ausstrahlen, in Größe und Neigung aber doch alle unterschiedlich sind. Eine handwerkliche und konzeptionelle Herausforderung für das kubanische Künstlerkollektiv, das mit seinen Arbeiten von Hong-Kong bis Madrid gefragt ist. Der mit Unterstützung der RWE Energie angeschaffte „Helm“ für das Museum Folkwang ist dabei auch ein Meisterwerk in Sachen Nachhaltigkeit. Fünf Jahre lang soll das spektakuläre Halbrund im Folkwang leuchten und im halbjährlichen Wechsel mit neuen, alten Schätzen der Osthaus-Sammlung bestückt werden, als glänzende Verbindung zwischen Folkwang-Geschichte und Gegenwart.
Denn so wie „Die „Schreiner“ ihre Arbeit zwischen Objekt und Ausstellungsarchitektur, zwischen freier und angewandter Kunst angelegt haben, passen sie perfekt zum Osthaus’schen Sammlungsansatz. Und schließlich ist der „Helm“ auch ein leuchtend-schöner Gegenentwurf zum traditionellen White-Cube, zum weißen, begrenzten Museumsraum. Die einübten Wahrnehmungsregeln werden hier buchstäglich auf den Kopf gestellt. Den „Helm“ nämlich kann man von allen Seiten und Richtungen betrachten – und wird dabei auch noch selbst zum Schauobjekt.