Essen. Fehlende Markierungen, zerstörte Infotafeln: Der vor einem Jahr eingeweihte Baldeneysteig wirkt längst vernachlässigt. Nun sollen Konzepte her.
Vor knapp einem Jahr weihte die Stadt den Baldeneysteig ein, der rasch zum wohl bekanntesten und beliebtesten Projekt der Grünen Hauptstadt wurde. Dazu trug maßgeblich die durchgehende, wenn auch teils noch improvisierte Beschilderung bei, die es erlaubte, ohne Karte loszugehen und trotzdem nach 27 Kilometern anzukommen – ohne Suchstress und der Gefahr des Verlaufens. Mittlerweile wurden aber so viele Wegezeichen geklaut, dass der Steig streckenweise nur noch für Ortskundige oder sehr findige Wanderer problemlos zu laufen ist. Oberbürgermeister Thomas Kufen hat die Grünverwaltung jetzt angewiesen, klare Verantwortlichkeiten zu erarbeiten, um Markierungen zu ersetzen und die sonstige Pflege des Rundwanderwegs zu gewährleisten.
Schon im vergangenen Herbst, also wenige Wochen nach der Eröffnung, begann der Schwund bei den Markierungen. Der Wunsch nach einem Souvenir und Lust auf Vandalismus dürften dabei ursächlich gewesen sein. In Fischlaken waren es sogar vereinzelt Anwohner, die durch illegales Abmontieren verhindern wollten, dass Wanderer an ihren abgeschiedenen Grundstücken vorbeilaufen und ihre Ruhe stören.
Obwohl bereits im Herbst 2017 mehrfach öffentlich auf die Missstände hingewiesen wurde und das Grüne-Hauptstadt-Büro Nachmarkierungen anmahnte, geschah so gut wie nichts. Ergebnis: Vor allem im Heisinger Teil des Baldeneysteigs und im Bredeneyer Kruppwald gingen immer mehr Wanderzeichen ersatzlos verloren, und das gerade an Abzweigungen, wo sie besonders unentbehrlich sind.
Umweltdezernentin Raskob verweist auf Wartungsvertrag mit Sauerländischem Gebirgsverein
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Umweltdezernentin Simone Raskob schob gestern die Verantwortung für die Versäumnisse auf den Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), mit dem die Stadt einen Wartungsvertrag habe. Tatsächlich hat die SGV-Abteilung Kupferdreh unter ihrem Vorsitzenden Martin Velling sich zwar stark bei der Grundausschilderung des Steigs engagiert, jedoch kaum für Ersatz gesorgt – auch nicht nach Aufforderung durch das Grüne Hauptstadt-Büro, wie dessen früherer Leiter Ralph Kindel betont. Laut NRW-Gesetz obliegt dem SGV die Markierung von Wanderwegen, was die Pflege des Projekts für die Stadt nicht leichter macht. SGV-Chef Martin Velling war gestern telefonisch nicht zu erreichen.
An schönen Tagen ziehen hunderte Wanderer über den Steig - und stehen oft ratlos an Abzweigungen
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Die Vernachlässigung ist bedauerlich, denn noch immer ziehen an schönen Tagen hunderte Wanderer allein oder in Gruppen über den Steig, angelockt auch durch das Versprechen einer guten Markierung. Dann aber stehen sie vielfach ratlos an Abzweigungen. Dem Oberbürgermeister ist es offenbar ein Anliegen, dass der längst sogar überregional gute Ruf des Steigs in Wandererkreisen nicht leidet. „Ich behalte das persönlich im Auge“, erklärte er gestern auf Anfrage.
Raskob zufolge wird die Stadt wo immer möglich mit Sprühfarbe verloren gegangene Wanderzeichen ersetzen und habe damit schon begonnen. Anders als genagelte oder geklebte Schilder können gesprühte Markierungen nicht entwendet werden.
Offenbar ist es auch Kufens Intervention zu verdanken, dass eine bereits vor Wochen zerstörte Informationstafel zum Baldeney-steig gestern morgen von der Grünflächenverwaltung endlich geborgen wurde. Kufen will die aktuellen Probleme nutzen, um das Zuständigkeitsgestrüpp am Baldeneysee zu lichten. „Verschiedene Pflegebezirke sind für den See zuständig, das müssen wir ändern“, so der OB.