Essen. . Die Treppe zur Schützenbahn, wenige Schritte vom überwachten Rheinischen Platz entfernt, hat sich offenbar zum neuen Dealer-Brennpunkt entwickelt

Die Anfang letzten Jahres errichtete Videoüberwachung am Rheinischen Platz wird von Drogendealern dreist unterlaufen. Verschiedene Geschäftsleute rund um den Pferdemarkt berichten übereinstimmend, dass sich die Treppe am Lampengeschäft – zwischen Viehofer Straße und Schützenbahn – zu einem neuen Brennpunkt entwickelt hat. Die nächste Überwachungskamera ist nur höchstens zehn Schritte davon entfernt, kontrolliert aber genau in entgegengesetzter Richtung. Makaber, aber wahr: Ein Graffiti-Künstler hat an der „Dealer-Treppe“ ein gelbes Logo aufgesprüht mit dem unübersehbaren Hinweis: „Buy drugs here – Kaufe Drogen hier“.

Die Polizei wiederum ist von der Trickserei der Dealerszene nicht überrascht. „Die Situation ist uns bekannt, wir gehen dagegen vor“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Kollegen der so genannten Präsenzgruppe würden dort gezielt Streife gehen.

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Geschäftsleute rund um den Pferdemarkt und in der Viehofer Straße zeichnen hingegen ein düsteres Bild. „Die Dealer, meistens Farbige, verkaufen hauptsächlich harte Drogen wie Heroin und Crystal Meth“, behauptet ein Verkäufer. Junkies würden sich gleich an der Schützenbahn den Schuss setzen. Ein Kaufmann gibt zu Protokoll, dass die Geschäfte ungeniert „am helllichten Tag und auf offener Straße“ abgewickelt würden.

Verkäufer verfolgen Dealer auf eigene Faust

Sobald der Konsument bezahlt hat, würde der Dealer den meist im Mund versteckten „Bubble“ aushändigen. Dieses Kügelchen, oft in dünne Folie eingewickelt, ist eine gängige Konsumeinheit. Bei einer Polizeikontrolle wird es einfach heruntergeschluckt.

Geschäftsleute haben die Drogengeschäfte auf ihrem Handy festgehalten. Es gibt nicht nur Fotos von Dealern, sondern auch Videos. Ein anderer Verkäufer berichtet, dass er einmal auf eigene Faust einen Dealer verfolgt hat. Ein riskantes Vorgehen, von dem die Polizei strikt abrät. Was die Geschäftsleute verstört: Die Dealer fühlten sich in der Viehofer anscheinend so sicher, dass sie sich ungestört in den Imbiss- und Grillbuden der Fußgängerzone niederließen.

„Seit drei Monaten ist es wieder schlimm“

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Als die Videoüberwachung im Januar 2017 am Rheinischen Platz scharf gestellt wurde, sei die Treppe zur Schützenbahn hin schon einmal Dealer-Brennpunkt gewesen. „Dann gab es Razzien und es war wieder ruhig“, sagt ein Verkäufer, der das Viertel seit Jahren gut kennt. „Seit drei Monaten ist es auf der Treppe wieder schlimm, von morgens bis abends.“

Die Polizei betont, die „operativen und verdeckten Maßnahmen vor Ort“ fortsetzen zu wollen. In einer Großstadt wie Essen lasse sich der Drogenhandel aber nicht komplett verhindern.