Essen/Duisburg. Ein Mann (28) aus Duisburg soll in Essen eine Domina (62) erdrosselt haben. Laut Anklage soll er zudem nach der Tat noch ein Feuer gelegt haben.

Höflich nennt er seine Personalien, aber dann schweigt der Duisburger Yasin Ö. vor dem Essener Schwurgericht. Dort sitzt der 28-Jährige seit Freitag, weil die Staatsanwaltschaft dem früheren Studenten der Wirtschaftsinformatik einen Mord vorwirft. Heimtückisch soll er am 17. Februar eine 62 Jahre alte Essenerin erdrosselt haben, die im Stadtteil Frohnhausen ein Domina-Studio betrieb. Nur wenige Stunden nach dem Mord soll Yasin Ö. zudem zwei Zimmer im Haus seiner Eltern im Duisburger Stadtteil Marxloh angezündet haben.

Im Ermittlungsverfahren hatte Yasin Ö. noch mehr gesprochen. Die Brandstiftung bei seinen Eltern hatte er damals nach anfänglichem Leugnen eingeräumt. Er sei das schwarze Schaf der Familie, hatte er der Polizei erzählt, und habe durch das Feuer Aufmerksamkeit erregen wollen.

Den Mord dagegen bestritt er entschieden. Er sei allerdings am Tag der Tat zu der Domina gefahren, um als Kunde mit ihr weitere Termine zu besprechen. Doch jetzt sagt sein Verteidiger Timo Scharrmann: „Er wird keine Angaben machen.“

Tote Domina lag unter einem größeren Kleiderbündel

Erst zwei Tage nach dem Mord war die 62-Jährige in ihrem Studio gefunden worden. Sie lag begraben unter einem größeren Kleiderbündel. Schnell war dem Rechtsmediziner klar, dass sie erdrosselt wurde.

Es hört sich wie ein Krimi an, was die Ermittlungsbehörden an belastenden Indizien gegen Yasin Ö. zusammengetragen haben. Die Handys der Getöteten waren zwar verschwunden, über ihre Verträge fand die Polizei aber heraus, mit wem sie in den letzten Tagen gesprochen hatte. Einer davon war Yasin Ö., einer ihrer Kunden. Er gab gegenüber der Polizei auch zu, am 17. Februar bei ihr in Essen gewesen zu sein, um neue Phantasien zu besprechen, die er mit der Domina bei späteren Treffen verwirklichen wolle.

Polizei fand schwarzen Strick in einer Altpapiertonne in Düsseldorf

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Das Haus an der Kerckhoffstra§e 53 in Essen Frohnhausen am Dienstag , 20. Februar 2018 , im Dachgescho§ ist ein Sado Maso Studio, dort wurde eine Hure ermordet, im EG ist eine Dšner / Pizzabude fŸr den kleinen Hunger , Foto:  Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Von Jörg Maibaum und Martin Spletter

Außerdem erzählte er seinen Tagesablauf vom 17. Februar, lieferte so ein Alibi. Allerdings brach es schnell zusammen. Hinzu kam, dass die Essener Kripo mittlerweile vom Duisburger Brand wusste und dass er an jenem Tag nachmittags vom Düsseldorfer Flughafen seine Eltern abgeholt hatte. Dazu passte, dass ein Anwohner in der Nähe des Flughafens in einer Altpapiertonne eine Handtasche mit dem Ausweis der getöteten Prostituierten gefunden hatte. Das Haus lag an seinem mutmaßlichen Weg zum Flughafen.

Ebenfalls in der Tonne fand sich ein Laptop der Getöteten und ein schwarzer Strick. Die Polizei war nach Untersuchungen schnell sicher, dass mit diesem Strick die 62-Jährige erdrosselt worden war. Auch DNA-Spuren an anderen Gegenständen belasten den Angeklagten. Unter seinem Bett im Elternhaus fanden die Beamten auch noch ein Handy der Ermordeten.

28-Jähriger soll Spielsucht und Schulden haben

Der 28-Jährige, der jetzt schweigt, hatte sich im Leben nicht zurechtgefunden. Vor allem die Spielsucht bereitete ihm Probleme. Schulden soll er angesammelt, sein Studium nie ordentlich betrieben haben. Seine Ehefrau, die offenbar auf Vermittlung seiner Eltern aus der Türkei kam, soll sich von ihm ebenfalls finanziell ausgenommen gefühlt und ihn mittlerweile verlassen haben.

Elf Verhandlungstage hat das Essener Schwurgericht für den Fall angesetzt, am 31. August geht es weiter.