Essen. . Die Arbeiten an der Messe Essen werden aller Voraussicht nach pünktlich im Herbst 2019 abgeschlossen sein. Ein Baustellenbesuch.
Während Großprojekte andernorts regelmäßig aus dem Ruder laufen, geht der Umbau der Messe planmäßig voran. Nach jetzigem Stand werde man die Arbeiten wie vorgesehen Ende September 2019 abschließen, sagt Architektin Annette Heydorn die das Bau-Team der Messe leitet.
„Wir sind im Zeitplan und auch im Kostenrahmen. Man muss jeden Tag kämpfen, dass das so bleibt“, betont Heydorn. Auch bei der Qualität habe man keine Abstriche machen müssen. „Hier wird nichts zusammengehauen.“ Manche Schnittstelle zwischen altem und neuem Bereich werde aber erkennbar bleiben. Ein kompletter Neubau war durch einen Bürgerentscheid verhindert worden. Die Messe musste sich mit einem Teilumbau für 88,6 Millionen Euro bei laufendem Betrieb begnügen.
„Nach einer unruhigen Zeit im Vorfeld haben wir intensiv an einem Turnaround gearbeitet und schon viele neue Formate gewonnen, die wir sonst nicht herbekommen hätten“, sagt Messe-Chef Oliver P. Kurth. Wohl auch weil das Messe-Ensemble nun klarer gegliedert und transparenter ist und trotz des Abrisses der unbeliebten Doppelstockhallen die gleiche Gesamtfläche hat.
Die Dachdecker beginnen die Arbeit um vier Uhr früh
Die Dachdecker haben um vier Uhr morgens angefangen und bewegen sich auf ihren Feierabend zu, als an diesem heißen Dienstag unsere Leser-Gruppe in der Messe Essen eintrifft. Es ist zehn Uhr und die Sonne auch im Foyer spürbar. „Ich versichere Ihnen, es ist nicht überall so warm wie hier“, sagt der Messe-Chef zur Begrüßung. „Es wird noch wärmer.“
Aus Kostengründen laufe außerhalb des Messebetriebs die Klimaanlage nicht; sonst sei das Gebäude selbstredend klimatisiert, erklärt Architektin Annette Heydorn. Die Teilnehmer der Führung können sich an der Bar im Foyer mit Getränken versorgen und erstmal das neue Raumgefühl auf sich wirken lassen. Sie alle haben schon Messen besucht und kennen den alten geduckten Eingangsbereich. Das neue Entree ist weitläufig, hell und „ansehnlich“, finden nicht nur Ulrike und Thomas Koch.
Halle halbiert: hier Baustelle – da Messegeschäft
Ein optisches Highlight sei das weit auskragende Vordach, das nebenbei gewährleistet, dass Besucher auch bei Regen trockenen Fußes von der U-Bahn-Station in die Messe gelangen. Das alte Foyer aber sei nicht verschwunden, sondern umbaut, sagt die Architektin. Denn die abgespeckten Planungen für die Messe sehen bekanntlich den Erhalt alter Bauteile vor. Das berge wie jede Baumaßnahme im Bestand besondere Tücken, zumal der Messebetrieb ja weiterlaufe.
Eine Idee davon, wie das aussieht, bekommen die – inzwischen mit Helmen und Warnwesten ausgestatteten – Leser beim Rundgang durch die Hallen. Da stehen sie in der Halle 6, die neuerdings stolze 11 5000 Quadratmeter misst. Zur Messe „Mode Heim Handwerk“ habe man die Halle halbiert: hier „Winterzauber“ – dort Baustelle.
Messehallen sind nun aufgereiht wie an der Perlenkette
Weichen mussten die alten Doppelstockhallen, weil kein Aussteller noch die oberen Etagen nutzen wollte. Da man gleichzeitig schon großflächige Veranstaltungen wie die Sportmesse Fibo verloren hatte, durfte die Gesamtfläche von gut 110 000 qm nicht schrumpfen. „Wir haben um jeden Quadratmeter Ausstellungsfläche gekämpft“, sagt Heydorn. Etwa indem man die Küche aus einer Halle ins Restaurant verlegte. Und dort sei der „Charme einer provisorisch möblierten Mensa“ nun einer Lounge-Atmosphäre gewichen.
Mehr Licht, mehr Weite, mehr Klarheit – das gilt für den Gesamtumbau. Die Grugabrücke hat man aus ihrem braunen Korsett befreit, mit viel Glas ein filigranes Gebilde geschaffen. Ohnehin ist zwischen Messe und Grugahalle eine großartige Blickachse hin zum Grugapark entstanden. Eine Blickachse, die freilich auch in Zukunft bei Hauptversammlungen mit Zelten vollgestellt wird: Auch das ein Preis der abgespeckten Planung.
Wolfgang Müller aus Holsterhausen, der gern die Motorshow besucht, wünscht sich mehr Hinweise durch den Hallen-Dschungel. Architektin Heydorn kann ihn beruhigen: Die Orientierung werde in Zukunft viel leichter, der Dschungel gelichtet: Es werde nur noch acht Hallen geben (es waren doppelt so viele), „aufgereiht wie an einer Perlenkette“, alle Türen in einer Flucht. Wie resümiert Thomas Koch: Nach vielen Diskussionen sei das Ergebnis sehr gelungen.
>>> ANFANG MIT 5000 QUADRATMETERN FLÄCHE
1913 gründen private Gesellschafter die Gewerbeschau Essen GmbH an der heutigen Norbertstraße mit 5000 m² Ausstellungsfläche. 1971 wird die Messegesellschaft Essen gegründet. 1990 hat die Messe 90 000 m², heute sind’s 110 000 m².
Nach dem Umbau gibt es ein besseres Raumkonzept mit nur acht Hallen. Dann kann man den südlichen und nördlichen Bereich unabhängiger nutzen. Seit Baustart habe man 30 Veranstaltungen gewonnen, sagt Messe-Sprecherin Daniela Mühlen.
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