Essen. . Mitten in Essen steht das Mal Wachsames Hähnchen. Es soll an gefallene Essener Schützen erinnern. Denkmal wurde 1933 auf Kurienplatz versetzt.

An einem der zentralsten Orte in der Essener Innenstadt wird bis heute an den Ersten Weltkrieg erinnert. „Die Essener Schützen ihren Gefallenen 1914-1918“ steht auf dem Denkmal Das Wachsame Hähnchen, das seit 1933 auf dem heutigen Kardinal-Hengsbach-Platz zwischen Kennedyplatz und Essener Dom steht.

Trotz seiner zentralen Lage fristet das Denkmal heute eher ein Schattendasein und auch der damalige Aufstellungsgrund, die Erinnerung an die gefallenen Schützen im Ersten Weltkrieg, ist heute kaum noch präsent.

Das Motiv geht auf eine Sage zurück

Das Motiv des Denkmals geht auf eine alte Essener Sage zurück, bei der ein Hahn die Stadt vor einer Räuberbande bewahrte (siehe Zweittext). Seitdem, so die Legende, ist das wachsame Hähnchen das Wappentier der Essen Schützen, erzählt Werner Fischer, erster Vorsitzender des Essener-Schützen-Vereins 1390. „Das Hähnchen ist das Wahrzeichen der Essener Schützen. Es findet sich noch immer in unserem Wappen wieder.“

Aufgestellt wurde das Denkmal auf Initiative der Essener Schützen. Pläne für ein eigenes Schützendenkmal hatte es bereits schon einmal 1910 gegeben. Auch damals war das Hähnchen als Motiv in Betracht gezogen worden. Umgesetzt wurden die Pläne aber nie, spätestens mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurden sie verworfen.

Bei der Enthüllung war der Kornmarkt gut gefüllt

© Kerstin Kokoska

Erst 1929 kam das Thema wieder auf die Agenda. Bei einer Generalversammlung wurde die Aufstellung beschlossen und die Stadt Essen um einen geeigneten Platz für das Denkmal gebeten. Bereits wenige Wochen später stand der Kornmarkt als Ort fest. Als im Februar 1930 schließlich die Entwürfe für das Denkmal veröffentlicht wurden, war es nicht mehr als Schützenmal, sondern als Gefallenendenkmal geplant.

Zur feierlichen Enthüllung am 1. Juni 1930 war der Kornmarkt gut gefüllt. Abordnungen der einzelnen Schützenvereine versammelten sich nach einem Gottesdienst auf dem Platz und zogen anschließend in einer Parade auf den Burgplatz.

Denkmal zog auf den Kurienplatz

Bereits 1933 war den Schützen der Kornmarkt aber nicht mehr schön genug. Bei einer Begehung im Oktober baten sie um die Versetzung des Denkmals auf den Kurienplatz in direkter Nachbarschaft zum Essener Dom, was im April des Folgejahres auch durchgeführt wurde.

Seine Vergoldung erhielt das Hähnchen schließlich 1936. Oberbürgermeister Theodor Reismann-Grone ließ das Tier mit dem Edelmetal verzieren, weil die Stadt eine ausgeglichene Bilanz vorlegen und gleichzeitig sogar alte Verbindlichkeiten abbauen konnte.

Über Nacht war das Denkmal verschwunden

Essener Schützenverein 1390.
Essener Schützenverein 1390. © Sebastian Konopka

Letzmalig groß in öffentlicher Erscheinung war das Denkmal 1978. Damals war es über Nacht plötzlich verschwunden. Für den Umbau des Kurienplatzes war das Denkmal abgebaut und bei einer Mülheimer Firma eingelagert worden. Der damalige Oberbürgermeister Horst Katzor bemerkte aber, dass das Verschwinden des Denkmals zu großem Bedauern bei den Essenern geführt hatte.

Im März 1979 bezog das Hähnchen schließlich einen Platz vor dem damaligen Kleinen Rathaus am Kennedyplatz, was aber nur als Übergangslösung vorgesehen war, bevor es – sogar frisch vergoldet – im Oktober 1980 seinen angestammten Standort auf dem Kurienplatz zurückerhielt.

Regelmäßig wurde das Denkmal als Erinnerungsort durch die Schützen genutzt, wie Werner Fischer erzählt. Bei Kreisfesten legten die Schützen Kränze in Erinnerung an ihre verstorbenen Schützenbrüder nieder, zuletzt 1995. „Das Hähnchen ist immer noch unser Denkmal. Aber mittlerweile hat sich der Sinn des Denkmals gewandelt. Es ist Gedenkort für alle verstorbenen Schützen aus Essen“, so Fischer.

>>> Wie die Legende vom Hähnchen entstand

Zu einer Zeit, als Essen noch ein kleines Städtchen war, mit verwinkelten Gassen, einer Stadtmauer, aber ohne Straßenbeleuchtung, da drohten ständig Gefahren. Überraschende Feuerbrünste konnte verheerende Auswirkungen haben und nachts war die Stadt vor Überfällen räuberischer Banden nie sicher.

An einem heißen Sommertag, so die Legende, feierten die Essener Bürger die Hochzeit der Tochter des Bürgermeisters. Nach der Trauung ging die Feier in den Schankstuben der Stadt bis tief in die Nacht weiter. Auch der Nachtwächter und der Turmbläser, die eigentlich für die Sicherheit zuständig waren, hatten ordentlich mitgefeiert.

Die Schützen griffen zu den Waffen

Eine Räuberbande wollte die Gunst der Stunde nutzen. Während die ganze Stadt schlief, machten sie sich mit Enterhaken an der Stadtmauer zu schaffen. Ein alter Hahn bemerkte die ungewohnten Geräusche und beschwerte sich mit einem lauten „Kickerikiii“. Davon aufgeweckt, entdeckten die Essener Bürger die Räuber schnell. Die Schützen griffen zu den Waffen und vertrieben die Eindringlinge noch rechtzeitig aus der Stadt. Das Hähnchen soll als Dank sein restliches Leben in Freiheit verbracht haben.

Alle weiteren Folgen des Projekts finden Sie auf unserer Collage:

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