Essen. . Aus dem Warnstreik am Uniklinikum Essen soll ab Montag ein längerer Streik werden. Der Klinikchef erklärt, welche Auswirkungen das haben wird.

Deutlicher geht es kaum: Fast 97 Prozent der Verdi-Mitglieder, die abgestimmt haben, haben sich für einen unbefristeten Streik am Universitätsklinikum ausgesprochen. Ab Montag werde der Arbeitskampf nahtlos an den Warnstreik anschließen, kündigt die Gewerkschaft Verdi an. Wir erklären, was das für die Patienten bedeutet.

Während des Warnstreiks wurden sieben Stationen geschlossen. Werden es noch mehr?

„Nein“, sagt Prof. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Essen. Es sei zwar so, dass an sieben Stationen die Türen abgeschlossen seien und die Betten leer stehen, doch eine mit Verdi getroffene Notdienstvereinbarung gebe auch bei einem länger andauernden Streik Planbarkeit. „Mehr Stationen werden nicht geschlossen.“

Wie sollten sich Patienten verhalten, die in den nächsten Wochen Termine in der Uniklinik haben?

Sie sollten sich unbedingt informieren, ob ihre Eingriffe oder Behandlungen stattfinden können. Dazu hat das Krankenhaus eine Streik-Hotline eingerichtet: (0201) 723–6555 ist werktags von 7 bis 18 Uhr besetzt. „Die Stationen versuchen von sich aus, jeden Patienten zu informieren. Aber es kann nicht garantiert werden, dass es in jedem Fall gelingt“, so Werner.

Seit Juni gab es immer wieder Warnstreiks. Standen schon Patienten vor der Tür und wurden wieder zurückgeschickt?

Davon geht der Ärztliche Direktor aus. „Das lässt sich bei einer so langen Streikzeit kaum vermeiden und ist für Patienten extrem belastend.“ An der Uniklinik gibt es eine Clearingstelle, die bei Konflikten darüber entscheidet, was mit einem Patienten passiert. Ob eine OP beispielsweise wegen des Streiks verschoben werden kann. Notfälle werden weiter operiert.

Springen die anderen Krankenhäuser nun ein?

„Das ist aus zwei Gründen schwer“, sagt Jochen A. Werner. Zum einen gebe es in den anderen Häusern wegen der Urlaubszeit ebenfalls Engpässe, zum anderen biete ein Universitätsklinikum Leistungen an, die andere nicht leisten können. Der Ärztliche Direktor nennt beispielsweise die Behandlung bestimmter Tumorerkrankungen oder von einigen Dialysepatienten. „Wir besitzen einen Versorgungsauftrag für sehr spezielle Krankheitsbilder.“

An welchen Stellen macht sich der Streik noch bemerkbar?

Nach Werners Ansicht gefährdet der Streik auch Lehre und Forschung. „Wenn Operationssäle geschlossen werden, ist die studentische Arzt-Ausbildung nicht mehr sichergestellt“, sagt er. Zudem könnten wichtige patientennahe klinische Studien nicht mehr durchgeführt werden.

Wie können personelle Engpässe in der Pflege beseitigt und Mitarbeiter entlastet werden, damit nicht weiter gestreikt werden muss?

Die Gewerkschaft Verdi fordert mindestens 200 neue Pflegekräfte für den Standort Essen. Werner aber sagt, dass der Vorstand der Universitätsmedizin Essen schon vor zwei Jahren beschlossen habe, 150 zusätzliche Stellen aufzubauen. Diese hätten bis heute nicht alle besetzt werden können, „weil qualifizierte Fachkräfte fehlen“. Der Klinikchef hofft darauf, dass das „Smart Hospital“ schnell in Gang kommt. Das bedeutet: Computer übernehmen Teile der Arbeit. Es gibt eine digitale Patientenakte, die auf Knopfdruck alle wichtigen Informationen bereithält, und elektronische Visitenwagen. Medikamente werden mechanisch bestellt und ausgeliefert. „Die Pflegekräfte hätten mehr Zeit für den Patienten und würden entlastet.“