Essen-Steele/-Bergerhausen. . Unter der Westfalenstraße verlegen Arbeiter auf den letzten Teilstücken Rohre für den neuen Kanal. Fertigstellung voraussichtlich Ende 2018.

Die unterirdischen Bauarbeiten sind abgeschlossen, nun werden die Rohre an der Westfalenstraße weiterhin in offener Bauweise erneuert: Drei Kolonnen arbeiten zeitgleich auf der Großbaustelle, auf der seit August 2016 eine insgesamt 1,4 Kilometer lange Abwasserleitung verlegt wird. Rund zwei Jahre sollte die Maßnahme der Stadtwerke dauern, die sich um einige Monate verzögern wird. Grund sind viele alte Leitungen sowie der mitunter felsige Boden.

Bauleiterin ist Melanie Schütte von den Stadtwerken
Bauleiterin ist Melanie Schütte von den Stadtwerken © Stefan Arend

An mehreren Stellen ist aktuell die Asphaltdecke geöffnet und die Erde ausgehoben. Große Stahlplatten sichern die Seitenwände ab. In bis zu sechs Metern Tiefe schließen die Bauarbeiter die Rohre an. Ein Baggerfahrer lässt dafür die tonnenschweren und 2,50 m langen Rohr-Abschnitte hinab. Es ist das letzte Drittel der offenen Bauweise auf der Baustelle, das jetzt fertiggestellt wird.

Rohre mit bis zu 160 cm Durchmesser

Wenn die Baumaßnahme abgeschlossen ist, dann liegen unter der Westfalenstraße zwischen der Kunstwerkerstraße und Am Deimelsberg Rohre, die einen Durchmesser von 70 bis 160 Zentimetern haben. Beim alten Kanal waren das etwa 30 Zentimeter. „Notwendig wurde die Erneuerung, da das Abwasser nicht mehr in die Ruhr geleitetet werden darf, sondern komplett durch den Kanal fließen soll“, erklärt Melanie Schütte (45). Die Diplom-Ingenieurin von den Stadtwerken ist als Bauleiterin verantwortlich für den Kanalbau an der Westfalenstraße.

Dort sind sämtliche Arbeiten, die in der geschlossenen Bauweise – also

In ca. drei Metern Tiefe arbeiten Stefan Schlebusch (hinten) und Nico Nowak, der den Laserschirm hält, mit dem er das Abwasserrohr ausrichtet.
In ca. drei Metern Tiefe arbeiten Stefan Schlebusch (hinten) und Nico Nowak, der den Laserschirm hält, mit dem er das Abwasserrohr ausrichtet. © Stefan Arend

unterirdisch – erfolgten, erledigt. Es waren etwa 700 Meter des Kanals, die rund zehn Meter tief unter die Erde mussten, um nicht mit der Hauptversorgungsleitung für den Essener Süden zu kollidieren. Dafür wurden etwa elf Meter tiefe Schächte ausgehoben. Bei dem unterirdischen Vortriebsverfahren hat dann eine entsprechende Maschine den Weg für das riesige Rohr vorbereitet, das stückweise in diesen Tunnel geschoben wurde. Dabei sei alles reibungslos verlaufen, „die Maschine hat sich zum Glück nicht im Fels verkeilt“, sagt die Bauleiterin zu den unterirdischen Arbeiten.

Felsen erschweren Arbeiten

Durch den Felsboden wühlt sich die Fräse mit den Diamantzähnen
Durch den Felsboden wühlt sich die Fräse mit den Diamantzähnen © Arend

Jetzt erschweren Felsen aber die Arbeiten in Höhe Am Deimelsberg, da der Bagger diese Schichten nicht per Schaufel ausheben kann. „Das ist schon extrem, da muss die Fräse mit ihren Diamantzähnen durch“, erklärt Melanie Schütte. Der harte Felsboden sowie zahlreiche Altleitungen, die in keinem Plan verzeichnet gewesen seien, hätten auch ihren Zeitplan durcheinander gewirbelt.

Nun geht es unter anderem um einen Lückenschluss zwischen den Hausnummern 35 und 60. Parallel laufen Arbeiten an einem Teilstück in Richtung Steele, später folgen einige Hausanschlüsse und sämtliche Rinneneinläufe – und dann war’s das mit der Großbaustelle Westfalenstraße. Zumindest ist dann der Hauptkanal fertig, bevor der neue Straßenbelag kommt.

Dann können die Autofahrer aufatmen, für die ein Teilstück der Westfalenstraße bereits Anfang Mai freigegeben worden ist. „Eine Fahrspur in jede Richtung muss ohnehin immer befahrbar sein“, sagt die Bauingenieurin, die weiß, dass solche zeitintensiven Baustellen den Autofahrern mitunter viel Geduld abverlangen. Ein Vorurteil könne sie aber ausräumen: „Wenn kein Bauarbeiter zu sehen ist, heißt das nicht, dass da niemand arbeitet“, sagt sie lächelnd und verweist auf Kollegen in die Tiefe.

>>DIE BEIDEN BAUWEISEN

Die Arbeiten bei der Kanalbaumaßnahme an der Westfalenstraße liefen jeweils zur Hälfte ober- und unterirdisch. Von beiden Seiten kommend liefen beide Bauweisen zeitweise parallel.

Klassisch sei die offene Bauweise, während die unterirdische Vorteile für den Verkehr mit sich bringe, erklärt Bauleiterin Melanie Schütte.