Essen. . In der alten Luisenschule ist das Haus der Essener Geschichte untergebracht. Hier lagern zehn Regalkilometer Achivgut, auch zum Ersten Weltkrieg.

In der ehemaligen Luisenschule am Ernst-Schmidt-Platz lagert ein Schatz – ein historischer Schatz. Denn dort ist das Stadtarchiv untergebracht, das die Erinnerungen von Essen sammelt.

Es ist nicht nur für das Vermächtnis der städtischen Verwaltung zuständig, sondern übernimmt auch private Sammlungen und anderes Archivgut, an dem ein öffentliches Interesse besteht. „Das Archiv ist für die papierne Überlieferung der Vergangenheit da“, sagt Archivleiter Klaus Wisotzky. Dazu zählen neben Akten und Amtsbüchern auch Urkunden, Chroniken und Vereinsunterlagen. Insgesamt belaufen sich die Bestände des Archivs auf etwa zehn Regalkilometer, eine Strecke von der Innenstadt bis nach Kettwig.

Nur punktuelle Überlieferung möglich

Auch zum Ersten Weltkrieg lassen sich im Essener Archiv Quellen finden, wobei diese Übermittlung beschränkt ist. „Eigentlich müsste es mehr Material zu der Zeit geben“, erzählt der Amtsleiter. Allenfalls eine punktuelle Überlieferung der Kriegsjahre sei möglich. Denn häufig stehe der einseitige Blick der damaligen Verwaltung im Vordergrund. Und auch Zeitungsartikel dieser Zeit sollten mit Vorsicht genossen werden, denn sie unterlagen der Zensur. Trotzdem lasse sich anhand der Akten die Zeit teilweise rekonstruieren. Etwa, wie Lebensmittel verteilt werden sollen oder wie Schulen damit umgehen müssen, dass Lehrer statt im Klassenzimmer an der Front waren.

Feldpostkarten geben Einblicke

Die Alltagsprobleme der einfachen Bevölkerung kämen dort oft zu kurz. Umso erfreulicher sei es, so Wisotzky, dass Feldpostkarten, Fotos und Tagebücher einen Einblick in den Alltag der Menschen geben können. „Es sind oft kleine Eintragungen, die viel aussagen über die Zeit“, erklärt der Archivar.

Vollständig ist die Quellenlage aber nicht: „Archivüberlieferung ist immer eine gestörte Überlieferung.“ Gestört, weil Verluste bei Unterlagen durch Zerstörungen oder geplante Entsorgungen nicht mehr zu ersetzen sind. Die Akten, die zwischen 1923 und 1925 entstanden sind, seien etwa im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

2000 Anfragen im Jahr

Als Forschungsgegenstand ist der Erste Weltkrieg im Archiv nur einer unter vielen. „Die Anfragen, die wir bekommen, umfassen eine große Breite“, erklärt Wisotzky, „mediale Hypes wie etwa 2014 zum 100. Jahrestag des Krieges bekommen wir nicht mit.“ Etwa 2000 Anfragen erreichen das Archiv pro Jahr. Hinzu kommen rund 1800 Benutzungen im Lesesaal. Darunter hauptsächlich Familienforscher, Historiker, aber auch Schüler und Studenten.

Gerade bei jungen Menschen sei das Wissen zum Ersten Weltkrieg aber nicht groß. Denn oftmals komme der Erste Weltkrieg im Unterricht zu kurz und werde vom Zweiten Weltkrieg überdeckt. Dabei seien es gerade die Folgen des Ersten Weltkriegs, die maßgeblich zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führten, so Wisotzky. Ältere Essener hingegen hätten noch ein besseres Wissen zur Bedeutung des Ersten Weltkriegs für Essen. Und auch im Ausland sei die Stadt ein Begriff: „Essen ist dort immer noch als Kanonenstadt des Reiches bekannt.“

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