Essen-Borbeck. . Mit elf Umdrehungen pro Minute ist etwa die Herzchenbahn des Borbeckers Patrick Hüsgen ab Freitag einer der Stars auf dem historischen Jahrmarkt.

Nur noch einmal schlafen, dann ist wieder Zeit für die gute alte Kirmes. Seit einigen Jahren ist der historische Jahrmarkt ein fester Bestandteil des Borbecker Schlossparkfests, und auch diesmal werden nicht nur die Liebhaber alter und vor allem originaler Fahrgeschäfte und Büdchen vom kommenden Freitag, 27. Juli, bis zum Sonntag drauf wieder viel zu sehen bekommen. Die meisten der Schausteller sind längst da, haben aufgebaut und ihre Läden, wie sie das nennen, auch mächtig rausgeputzt. Kein Wunder, denn „das Auge isst mit“.

Einer, für den der Jahrmarkt im Grunde schon heute losgehen könnte, ist Patrick Hüsgen, in Altenessen lebender Borbecker Junge und Schausteller vom Scheitel bis zur Sohle. Vor fast 48 Jahren wurde er im Philippusstift geboren, „und schon als Kind bin ich immer an dem Geschäft rumgelaufen“.

Berg- und Talbahn, Baujahr 1957

Mit Geschäft oder Laden meint Hüsgen die wunderschöne Herzchenbahn, eine Berg- und Talbahn, die noch heute die Menschen verzaubert. 1957 wurde sie in Wesel von Hand angefertigt, irgendwann kam sie in den Besitz von Hans und Inge Derks, zwei in Schaustellerkreisen über Jahrzehnte bekannte Gesichter und rein zufällig auch noch Hüsgens Großeltern.

Einmal von der Kirmes geküsst, war für Patrick Hüsgen schnell klar: „Das will ich auch machen.“

Die Schlosserlehre riss ihn nicht mehr vom Hocker, so dass er eines guten Tages alles auf die Schaustellerkarte setzte. Vom Opa übernahm Hüsgen die Herzchenbahn, mit der er seit nunmehr 15 Jahren im gesamten Ruhrgebiet unterwegs ist. Auch, um die Tradition fortzusetzen.

Im Winter macht er auf dem Essener Weihnachtsmarkt in Kräuterbonbons, nicht selten ist er auch mit dem „Babyflug“ auf Tour, einem Kinderkarussell, das Anfang der 70er-Jahre gebaut wurde und für historische Jahrmärkte wie den in Borbeck im Grunde noch zu neu ist.

Eröffnung am Freitag um 18.30 Uhr

Seine große Liebe jedoch gehört dieser Berg- und Talbahn, die sich mit einer „Höchstgeschwindigkeit“ von elf Umdrehungen in der Minute wohltuend abhebt von den immer schneller und greller werdenden modernen Fahrgeschäften, die es ansonsten so gibt.

Dienstag ist er vorgefahren im Schlosspark, Mittwoch wurde aufgebaut. „Ich kenne jede Schraube beim Vornamen“, versichert Patrick Hüsgen glaubhaft. Was auch sein muss, denn bei der Bauabnahme am Freitag vor Eröffnung des Schlossparkfestes um 18.30 Uhr muss alles seine Ordnung haben. „Das ist ja auch in unserem Sinne“, er tue alles dafür, dass seine Gäste ein sicheres und angenehmes Erlebnis haben.

Autoselbstfahrer oder Holz-Riesenrad von 1902

So nach und nach trudelten am Mittwoch auch die anderen Schausteller ein, die sich auf dem historischen Jahrmarkt präsentieren. Richard Müller mit seinem Autoselbstfahrer. Oder Werner Feldmann aus Hennef, der eines der schönsten Holz-Riesenräder des ganzen Landes betreibt. 13 Meter hoch, gebaut 1902 in der legendären Karussellfabrik Fritz Bothmann in Gotha. Von Hand betrieben, wie das damals so war, wird das Riesenrad zwar heute nicht mehr, ansonsten aber ist alles wie früher.

So wie bei Hüsgens Herzchenbahn. Dass hier und da mal eine Macke ausgebessert, ein Brett getauscht oder einer der Reifen gewechselt werden muss: geschenkt. „Nach Borbeck hab ich drei Wochen Pause“, sagt der 47-Jährige. „Aber erst danach.“

>>100 JAHRE SCHAUSTELLERVERBAND

2019 feiert der Schaustellerverband Essen/Ruhrgebiet sein 100-Jähriges. Daher findet der70. Delegiertentag desin Berlin ansässigen Deutschen Schaustellerbundes vom 30. Januar bis zum 1. Februar in der Messe Essen statt. In diesem Rahmen veranstalten die Essener zudem die „Interschau 2019“, Europas größte Schaustellerfachmesse.