Essen. . Viele Prüfungstermine fallen aus und werden verschoben, beklagen die Essener Fahrschulen. Der Grund: Personalmangel beim TÜV Nord.

Die Stimmung in den Fahrschulen liegt zwischen Wut und Verzweiflung: Seit Monaten bekommen die Essener Fahrschulen beim zuständigen TÜV Nord nicht genügend Plätze für die praktische Fahrprüfung. „Es ist eine Katastrophe. Prüfungen werden abgesagt und verschoben“, klagt Michael Gans, Inhaber der Fahrschule Das Team GmbH.

Für die Fahrschüler bedeutet das, dass sie länger brauchen, um den Führerschein zu machen. Gans hat derzeit 100 Fahrschüler, die die Prüfung ablegen könnten. Beispiel: Zehn Plätze, die er für den 8. August angemeldet hatte, bekommt er nicht. „Das heißt, die anderen 90 muss ich auch weiter nach hinten schieben. Die Kunden sind dann zurecht verärgert. Aber wir können nichts dafür“, sagt er.

Fahrschulbesitzer: „Die Situation ist grausam“

Er ist mit seinem Ärger nicht allein. Auch Fahrschulbesitzer Wolfgang Hermanski spricht deutliche Worte: „Die Situation ist grausam. Auch wir bekommen nicht die Zahl an Prüfungsplätzen, die wir brauchen. Für uns gibt es dadurch keine Planungssicherheit.“

Franz-Josef Malzewski nennt das Problem beim Namen: „Beim TÜV Nord gibt zu wenige Prüfer. Seit Anfang 2017 geht das nun schon so“, sagt Malzewski, der in Essen eine gleichnamige Fahrschule besitzt und gleichzeitig im Fahrlehrerverband Nordrhein für den Bezirk Essen zuständig ist. Es habe auf Verbandsebene schon mehrere Gespräche mit dem TÜV Nord gegeben. „Uns wurden immer wieder Verbesserungen versprochen, die aber nicht kamen.“

TÜV Nord ist für die Abnahme der Fahrprüfungen zuständig

Das Problem: Die Fahrschulen sind abhängig vom TÜV Nord, der alleinig als Prüforganisation für die Abnahme der Fahrprüfungen zuständig ist. Dort versucht man auch nicht, das Problem klein zu reden, räumt die Personalnot durchaus ein. „Wir hatten vor einigen Jahren unsere Personalplanung der prognostizierten demografischen Entwicklung angepasst“, sagt ein Sprecher des TÜV Nord. Allerdings kam es anders. Die Zahl der Führerscheinprüfungen hat zugenommen. 2017 erhöhte sie sich um zehn Prozent, im ersten Halbjahr 2018 um weitere 5,3 Prozent.

Ablauf einer praktischen Prüfung

Für den Führerschein Klasse B dauert die Prüfung insgesamt 45 Minuten. Generell muss der Prüfling über Strecken innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften fahren. Zuvor erfolgt jedoch noch eine Sicherheitskontrolle. Hierbei überprüft der Fahrschüler u.a.: Licht, Reifen und Bremsen. Anschließend erfolgt die korrekte Einstellung von Lenkrad, Sitz, Kopfstützen und Spiegel.

Während der Prüfungsfahrt müssen Prüflinge drei Grundfahr-Aufgaben bewältigen. Zum Beispiel ein Wendemanöver, rückwärts einparken und eine Gefahrbremsung durchführen.

Nicht bestanden heißt es u.a.: beim Nichtbeachten einer roten Ampel, der Vorschriftzeichen wie dem Stoppschild oder dem Überholverbot. K.O.-Kriterien sind auch eine dem Verkehr nicht angepasste Geschwindigkeit, fehlerhaftes Abstandhalten, zu spätes Bremsen, zu langes Zögern an Kreuzungen oder Straßeneinmündungen und Fehler bei der Fahrzeugbedienung.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: Viele wollen einen Motorrad-Führerschein machen. Zweitens: Es gibt in den Prüfungen mehr Teilnehmer, die durchfallen und somit ein zweites oder drittes Mal antreten. Drittens: Mit der Flüchtlingswelle ist die Zahl der so genannten Umschreiber gestiegen. Um ihren ausländischen Führerschein anerkannt zu bekommen, müssen sie die Theorie- und Praxisprüfung machen. Viele würden, statt einige Fahrstunden zu nehmen, gleich in die Prüfungen gehen – und dann häufig durchfallen, heißt es.

TÜV Nord schiebt Termine vor sich her

Der TÜV Nord hat nach eigenen Angaben reagiert. Es soll jetzt mehr Samstag-Termine geben, zusätzliche Prüfer würden gerade ausgebildet. „Ich gehe davon aus, dass sich die Situation im September deutlich verbessern wird und der Berg an Terminen, die wir vor uns herschieben, dann langsam abgebaut ist“, so der Sprecher des TÜV Nord.