Essen. Immer mehr Prüflinge rasseln durch in Praxis und Theorie. TÜV und Fahrlehrer sehen unterschiedliche Gründe - die meisten liegen beim Prüfling.
Immer mehr Fahrschüler rasseln durch die Fahrprüfungen - ob Theorie oder Praxis. In allen Führerscheinklassen ist im vergangenen Jahr jeder Dritte in der Theorie durchgefallen. Die praktische Prüfung schafften ebenfalls mehr als 28 Prozent nicht. Und die Zahlen steigen seit mehreren Jahren an.
Was läuft das schief? Für Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, ist die Entwicklung klar: "Diese Zahlen haben mich überhaupt nicht überrascht",. Der Hauptgrund für diese Tendenz ist für ihn eindeutig: "Wer einen ausländischen Führerschein hat und in Deutschland fahren möchte, kann bei uns direkt in die Führerscheinprüfung gehen. Er muss lediglich bei einem Fahrlehrer vorstellig werden, der mit ihm die praktische Prüfung durchführt." Der Prüfling muss vorher also keine Theoriestunde besuchen oder eine Fahrstunde nehmen.
"Dringend die Ausbildung anpassen"
Die Regel besteht so schon länger. Zum Problem geworden sei sie erst, weil in jüngerer Zeit immer mehr Ausländer in Deutschland ihre Fahrerlaubnis erwerben möchten. Eine Anpassung der Prüfung hält von Bressensdorf daher auch nicht für notwendig - die sei nicht schwerer oder leichter als früher: "Anpassen sollten wir aber dringend die Ausbildung": Denn wer im Ausland unter ganz anderen Verkehrbedingungen die Fahrerlaubnis erworben hat, der könne natürlich nicht auf Anhieb auch sicher durch den deutschen Straßenverkehr chauffieren.
Rainer Camen, Pressesprecher vom TÜV Nord, betont dagegen, dass ihm keine Zahlen vorliegen, an denen er die von Bressensdorf geschilderte Problematik klar festmachen könnte. "Für die höhere Durchfallquote kann ein Wust von Veränderungen verantwortlich sein: Der Verkehr ist zum Beispiel schwieriger geworden" und viele viele Fahrschüler seien wahrscheinlich auch deshalb sehr nervös bei der Prüfung.
Nicht mehr Verkehrsregeln als zuvor
Weil die Theorieprüfung nur noch am Computer abgelegt werden kann, sei auch der Lernaufwand größer. Denn hier muss der Prüfling neben den Fragen und Bildern auch Verkehrssituationen in Videos richtig deuten. "Bei den Bögen hätten die Schüler irgendwann gewusst: Das blaue Auto auf dem Bild hat Vorfahrt. Wenn die Bilder auf dem Computer dann aber anders aussehen, sind manche verunsichert, weil sie nicht die Regel, sondern das Bild auswendig gelernt hatten." (ausprobieren können Sie den Test übrigens hier). Zusätzliche Regeln im Straßenverkehr seien in den vergangenen Jahren nicht hinzu gekommen.
Die Theorieprüfung können Fahrschüler übrigens in zwölf weiteren Sprachen ablegen - unter anderem auf Kroatisch, Türkisch oder Arabisch.