Essen. Kaum zur Hälfte vorüber bringt es der Sommer 2018 in Essen auf eine stattliche Zahl von Sonnentagen. Der Natur macht die Dürre zu schaffen.

Voll besetzte Liegewiesen in den Freibädern und gut frequentierte Eisdiesen - geht es nach Essens Schülern, kann es in puncto Wetter mit dem Sommer 2018 ruhig so weitergehen. Denn die großen Ferien haben gerade erst begonnen und ein Ende der sonnenverwöhnten Trockenphase ist laut Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erst mal nicht abzusehen.

„Es ist gut möglich, dass in der kommenden Woche der Rekordsommer von 1959 noch übertroffen wird“, sagt Bernd Hussing, Meteorologe bei der Essener Niederlassung des DWD. Damit bezieht er sich weniger auf außergewöhnlich hohe Temperaturen, zumal 30 Grad bislang noch nicht überschritten wurden, als vielmehr die Zahl der sonnigen Tage ab 25 Grad aufwärts. Da bringt es 2018 bereits auf 39 Tage.

Zahl der Sonnentage liegt nur knapp unter der des Jahrhundertsommers 1959

Zum Vergleich: Im Jahrhundertsommer von ‘59 waren es 47 Sommertage, während der Sommer 2003 mit 46 Tagen jenseits der 25-Grad-Marke es immerhin auf Platz 2 brachte. Eine Begleiterscheinung des Klimawandels, wie Hussing mit etwas Statistik ausführt: Lag die Mitteltemperatur zwischen 1910 und 1950 noch bei 7,8 Grad, kletterte sie von 1950 bis heute auf durchschnittlich 9,3 Grad. Tendenz steigend. „Die Erderwärmung schreitet deutlich voran. Das ist einfach ein Fakt“, so Hussing.

Zu einer Aussage über den gesamten klimatologischen Sommer, der nunmehr erst zur Hälfte vorüber ist, will der Meteorologe sich dennoch nicht hinreißen lassen. Auch sei die Wetterstation im Essener Süden nicht unbedingt repräsentativ für das gesamte Ruhrgebiet. Zum Wochenende steige derweil die Wahrscheinlichkeit für eine kleine Abkühlung in Form von Schauern und Gewitter.

Kulturen müssen aufgrund der Hitze viel früher als üblich geerntet werden

Begrüßen dürften dies vor allem die Landwirte in Essen und Umgebung, wie Marilena Kipp, Sprecherin des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) bestätigt: „Die Hauptauswirkung der Trockenheit für die Landwirte besteht darin, dass manches Erntegut schon viel früher geerntet wurde als üblich wie zum Beispiel die Gerste. Normalerweise ist die erst Ende Juli fällig.“ Probleme gebe es vor allem mit Kulturen, die jetzt noch auf dem Feld sind wie etwa Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln. „Die müssen wir zurzeit sehr intensiv bewässern und das kostet natürlich.“ Auf den Regen sei die Landwirtschaft jetzt dringend angewiesen, da als Futtermittel benötigte Ernteausfälle teuer zugekauft werden müssten.

Wasser brauchen neben der Landwirtschaft auch die Baumbestände im gesamten Stadtgebiet, betont Eckhard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga. Besonders gefährdet durch die Trockenheit seien rund 3000 Jungbäume, die nach dem Sturmtief „Ela“ neu gepflanzt wurden und noch nicht so tief verwurzelt sind, um sich selbst versorgen zu können.

„Bei älteren, tiefer verwurzelten Bäumen kann man beobachten, dass die Blätter sich aufrollen“, erklärt Spengler. „Das ist quasi ein Selbsthilfe-Mechanismus der Natur, um im Blattwerk Wasser zu sparen. Dazu braucht ein Baum allerdings ein ausreichendes Wurzelwerk, was bei den Jungbäumen noch nicht gegeben ist.“

Stadt ruft Bürger weiter zur Bewässerung auf

Die Tankwagen des städtischen Fachbereichs Grün und Gruga sind aktuell im Dauereinsatz. Ihren Appell an die Essener Bürger, in diesen Tagen öfters selbst zur Kanne zu greifen und die Bäume im öffentlichen Raum zu gießen, hält die Stadt aufrecht. Auch der Essener Ratsherr Rolf Fliß (Grüne) mahnt: „Man muss mittlerweile schon eher von einer Dürre als von einer Sommerhitze sprechen.“ Allein im Krupp-Park seien nach seiner Beobachtung bereits gut 100 Bäume eingegangen. Ein junger Straßenbaum koste zwischen 800 und 1200 Euro.