Essen. Obwohl der Weiterbau der Autobahn A 52 verkehrlich dringend nötig wäre, hat sie keine Chance mehr auf Realisierung. Den Streit hält keiner durch.

Der Weiterbau der A 52 ist eines der großen Dauerthemen der Essener Politik, etwas abwertend könnte man von einem ziemlich langweiligen Gassenhauer reden. Seit mindestens 40 Jahren wird das Für und Wider mal mehr, mal weniger heftig diskutiert, konkret vorangekommen ist der Autobahn-Lückenschluss allerdings zu keinem Zeitpunkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das so bleibt, ist groß.

Bauliche Mega-Projekte dieser Art in die komplexen Strukturen von Großstädten einzupflanzen, ist seit den späten 1970er Jahren aus der Mode gekommen. Wo es doch versucht wurde, etwa mit „Stuttgart 21“, sind die Ergebnisse nicht so, dass man Hurra schreien möchte. Standards, Vorschriften und Einspruchsmöglichkeiten sind vielfältig geworden. Zeitachse und Kosten solcher Vorhaben laufen regelmäßig vollkommen aus dem Ruder.

Früher konnten Autobahnen noch durch die Stadt geschlagen werden, obwohl sie enorme Schäden anrichteten

In früheren Zeiten konnten die A 40 und der Südteil der A 52 noch ohne viel Federlesens durch die Stadt geschlagen werden, obwohl beide Autobahnen enorme Schäden im städtischen Gefüge und – im Fall A 52 – auch in der Grünsubstanz anrichteten.

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Wer kennt beispielsweise noch den Kruppschen Waldpark unterhalb des Krupp-Krankenhauses, der ebenso gnadenlos planiert wurde wie viele Häuser dem Abriss zum Opfer fielen. Tunnel? Von wegen. Als Preis des automobilen Fortkommens nahmen dies fast alle Bürger und Anwohner hin. Kritik, die es eh kaum gab, wurde abgebügelt und als fortschrittsfeindlich gebrandmarkt.

Von Lippenbekenntnissen, etwa in der CDU, sollte sich keiner täuschen lassen

Seit dem Siegeszug des grünen Denkens hat sich da einiges geändert, nicht nur bei den Bürgern. Von Lippenbekenntnissen, etwa in der langjährigen A 52-Partei CDU, sollte sich keiner täuschen lassen. Nie und nimmer stehen die Essener Christdemokraten die harten Diskussionen durch, die unvermeidlich sind, wenn man eine sieben Kilometer lange Autobahn gegen den Willen vieler Bürger und gegen kampagnenfähige Parteien und Initiativen beschließen wollte.

Dass im Essener Norden – anders übrigens als im Süden – fast die Hälfte der Autobahn im Tunnel verlaufen würde, dürfte am Protest nicht viel ändern – und die baulichen Schwierigkeiten dank der heutigen Standards sogar erheblich erhöhen. Nein, über den A 52-Weiterbau, soviel Ehrlichkeit muss sein, ist die Zeit vermutlich hinweggegangen.

Der Nord-Süd-Verkehr in Essen bleibt katastrophal – und das wird wohl auch so bleiben

Das heißt nur leider nicht, dass dieser Autobahn-Abschnitt nicht notwendig wäre. Im Gegenteil: Selten hat es in diesem Land sieben Kilometer Straße geben, die unter verkehrlichen Aspekten derart logisch sind und dessen Fehlen so schmerzt. IHK und Unternehmerverband haben noch einmal klar gemacht, dass der Nord-Süd-Verkehr in Essen eine Katastrophe ist – für die Wirtschaft, aber auch für viele Anwohner, die unter den übervollen Durchgangsstraßen leiden. Und jeder Autobahn-Kilometer, der derzeit aus den Richtungen Gladbeck und Velbert an die Stadt Essen angeflanscht wird, vergrößert das Problem.

Was könnte eine Lösung sein, außer der, die nach heutigem Stand nicht durchsetzbar ist? Ich sehe keine.