Essen. . Die „Wasserpest“ breitet sich auf dem Baldeneysee immer weiter aus. Die „Ernte“ der Mähboote hat das Rekordjahr 2016 bereits übertroffen.

Wäre da nicht dieses monotone Tuckern des 150-PS-Dieselmotors – der Arbeitsplatz von Björn Vos könnte nicht idyllischer sein. Der Blick über den Baldeneysee ist jedenfalls fantastisch. Doch die Idylle trügt. Unter der Wasseroberfläche sprießt die Elodea, im Volksmund auch als Wasserpest bekannt, wie nie zuvor. Damit den Wassersportlern nicht alsbald der Spaß vergeht, dreht Björn am Steuer seines Mähbootes Runde um Runde auf dem See und – soviel steht bereits fest – fährt in diesem Jahr eine Rekordernte ein.

Seit Mitte Juni lässt der Ruhrverband den Baldeneysee abmähen. In der vergangenen Woche hat das Boot eines holländischen Verleihers Verstärkung bekommen durch ein größeres und leistungsstärkeres Mähboot, das der Wasserversorger in Italien aufgetan hat. Der Aufwand ist offensichtlich erforderlich. 60 prallvolle Container wurden bereits vom Hafen des Ruhrverbandes am Hardenbergufer abtransportiert, der Inhalt, dessen Geruch ans Wattenmeer bei Ebbe erinnert, in einer Kompostieranlage verwertet.

„Das entspricht 400 bis 450 Tonnen Mähgut“, rechnet Sprecher Markus Rüdel vor. Die Menge aus dem Rekordsommer 2016, als weite Teile des Sees zugewachsen waren, wäre damit bereits erreicht, ja sogar übertroffen. Damals kamen bis zum Saisonende etwas mehr als 400 Tonnen zusammen.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden lediglich 200 Tonnen gemäht und abgefahren. Der Ruhrverband hat die Schlagzahl in Kooperation mit der Stadt also erhöht. Das Mähboot der Holländer ist im Zweischichtbetrieb von 6 bis 22 Uhr im Einsatz. Das Boot des Ruhrverbandes fährt eine zusätzliche Schicht. Rund 320 Arbeitsstunden sind so bereits zusammengekommen.

Die Elodea holt auf. Und wie!

Noch im Frühjahr hatte der Ruhrverband mit einer entspannten Mähsaison gerechnet. Der Winter war vergleichsweise kalt, das würde den Pflanzenwuchs bremsen, so die Erwartung. Ein Trugschluss, wie sich seit einigen Wochen zeigt. Die Elodea holt auf. Und wie! Interessanterweise sprießt diesmal ausschließlich die Wasserpest. Im vergangenen Sommer holte das Mähboot noch einen Pflanzenmix aus dem See.

Björn Vos steuert sein Boot in Richtung Regattastrecke. Wo die Elodea wächst, lässt sich aus dem Steuerstand nur erahnen. Die Wasserpest schießt mal hier, mal dort an die Oberfläche. Anders als auf dem Kemnader See: Dort sieht sich der Schiffsführer einem dichten Pflanzenteppich gegenüber, berichtet Vos. „Das ist, als würde man ein Stück Kuchen rausschneiden“, beschreibt er die Mahd.

„Es bleibt ein Kampf gegen Windmühlen“

Auf dem Baldeneysee geben Schwäne und andere Wasservögel einen Hinweis auf den Wildwuchs; der bietet ihnen reichlich Nahrung. Björn Vos senkt die Schneidemesser ab, bis zu einer Tiefe von 2,30 Metern säbeln die Messer die Pflanzen ab. Für die Flachwasserzone reicht das allemal. Am Hardenbergufer ist der See kaum einen Meter tief, zur Fahrrinne hin, dem alten Ruhrlauf, fällt der Untergrund auf 4,50 Meter ab.

Die abgeschnittenen Pflanzen landen in einem Fangkorb, eine Walze befördert die Beute in den offenen Laderaum, wo Björn Bettray mit einem Bagger Platz schafft, bis der Kahn voll ist. 30 Kubikmeter pro Fahrt kommen so zusammen – eineinhalb mal so viel wie die „Manati“ fasst, das zweite Mähboot des Ruhrverbandes, das auf der Kemnade im Einsatz ist. Mit Hilfe des Baggers an Bord geht auch das Entladen schneller. Das neue Boot sei effizienter, sagt Markus Rüdel. Dennoch: „Es bleibt ein Kampf gegen Windmühlen.“