Essen. . Eine Frau aus Bredeney will die Notfalldose in Essen bekannt machen. Zeitgleich bringt das Rote Kreuz eine ähnliche Idee nach vorne.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu Butter, Yoghurt und Gemüse lagert Christa Commandeur neuerdings eine kleine Dose, die das Zeug zum Lebensretter hat. Der Behälter ist so groß wie ein Marmeladenglas. Er ist im Flaschenfach der Kühlschranktür des Haushalts in Bredeney verstaut. So soll es sein, hier steht die Dose richtig. Notfalldose ist darauf zu lesen – und dieser Name trifft es ziemlich gut. Falls Christa Commandeur eines Tages etwas zustoßen sollte und sie ärztliche Hilfe benötigt, finden die Retter in der Dose wichtige Infos.
Die Idee bei einem Besuch am Mittelrhein kennengelernt
Wer sollte im Notfall informiert werden? Welche Medikamente nimmt der Patient? Welche Vorerkrankungen gibt es? Also Angaben, die Helfern vorliegen sollten, damit sie besser auf den Gesundheitszustand reagieren können. Die 74-jährige Essenerin ist weit entfernt davon, ein Notfall zu werden. Sie sprüht vor Energie, aber sie sorgt eben gerne vor. Sie hat die Notfalldose bei einem Besuch einer Freundin am Mittelrhein kennengelernt und mit in ihre Heimat gebracht. Nun möchte sie die Dose in Essen bekannter machen: „Das ist eine so einfache und effektive Idee. Bei meiner Freundin in Oberwesel macht die ganze Stadt mit. Das müsste doch in Essen auch möglich sein“, sagt Christa Commandeur.
Wie es der Zufall will: Während sie privat Reklame für die Notfalldose macht, wird ein ähnliches Projekt zeitgleich vom Deutschen Roten Kreuz in Essen im großen Stil eingeführt. Das DRK hat eine eigene Dose entworfen, diese heißt Rotkreuzdose und unterscheidet sich nur farblich von der Notfalldose. Die eine ist weiß-grün, die andere rot-weiß. Der Inhalt ist identisch.
„In der Kühlschranktür kann die Dose schnell gefunden werden“
Es gibt Formulare, auf denen Besitzer die erforderlichen Angaben machen und obendrein zwei Aufkleber, die gut sichtbar in der Wohnung angebracht werden und Rettern im Notfall direkt auffallen sollten. Darauf steht der Hinweis, dass sich im Kühlschrank so eine Dose befindet. Doch warum ausgerechnet im Kühlschrank? „Den hat jeder und in der Tür kann die Dose schnell gefunden werden“, sagt Christa Commandeur.
Das Essener DRK verbreitet seine Rotkreuzdose seit Mai in der Stadt. „Zunächst haben wir Bürgern, die sich neu für unseren Hausnotruf anmelden, eine Dose zur Verfügung gestellt“, sagt Christian Krebber, Referatsleiter des DRK-Hausnotrufdienstes in Essen. Inzwischen werde aber auch bei Seniorenveranstaltungen wie den Kino-Nachmittagen in der Lichtburg dafür geworben. Wer Interesse an einer Dose hat, könne sich beim Roten Kreuz melden, eine Anmeldung beim Hausnotruf-Service sei nicht erforderlich.
Rettungsdienste werden informiert
Die Idee scheint nicht nur im kleinen Oberwesel am Mittelrhein gut anzukommen, sondern auch mitten im Ruhrgebiet. Christian Krebber schätzt, dass sich seit dem Projektstart vor wenigen Wochen schon „500 bis 600 Essener so eine Dose in den Kühlschrank gestellt haben“. Auch in anderen Städten sei diese Aktion gestartet worden.
Jetzt müssen nur noch die Rettungsdienste wissen, dass sie bei Notfällen zu Hause wichtige Unterlagen im Kühlschrank finden können. In Essen sei es so, dass die DRK-Retter die Dosen-Aktion bereits kennen. Am Mittwoch sollte bei einem Treffen der Arbeitsgemeinschaft Essener Rettungsdienste die Aktion auch allen anderen vorgestellt werden, also unter anderem der Feuerwehr und den Johannitern. Doch das Treffen musste verschoben werden.