Essen-Kray. . Stadt Essen stellt PCB-Messergebnisse von 2017 vor und hebt Verzehrempfehlung für Gemüse teilweise auf. 2016 schloss die Firma, die als Verursacher galt.
Die PCB-Belastung in Kray ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken. Das haben Messungen aus dem Jahr 2017 ergeben, teilt die Stadt mit, die die Ergebnisse nun vorstellt. An 13 von insgesamt 18 Messstellen im Umfeld der ehemaligen Firma Richter, die für die Belastung verantwortlich gemacht wurde, weisen die gemessenen Werte im Vergleich zur üblichen Belastung im Ruhrgebiet keine erhöhten Werte mehr auf. Daher werden auch die Gebiete, in denen bestimmtes Gemüse nicht gegessen werden sollte, deutlich eingeschränkt.
Jahrelang sorgten die Shredder-anlagen der Firma Richter mit ihren beiden Standorten an der Joachimstraße und an der Rotthauser Straße für Sorgen bei den Menschen, große Protestaktionen und einen enormen Widerstand der Bürgerinitiative gegen Giftshredder. 2016 schloss das Unternehmen den Recyclingbetrieb. Der Stadtteil blieb aber im Jahr darauf wegen der bestehenden Luftbelastung durch PCB weiterhin im Blick der Behörden. Dazu zählen die Bezirksregierung Düsseldorf, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) sowie das städtische Umweltamt. Auch im kommenden Jahr will das LANUV die Messpunkte (bis auf die vier südlichen Messstellen) erneut kontrollieren und untersuchen. Zur Überprüfung der Schadstoffbelastung werden Grünkohlproben untersucht, weil dieser wegen seiner großen Blattoberfläche als Bioindikator eingesetzt wird.
PCB wird vor allem über Nahrung aufgenommen
Da PCB zu 90 Prozent über die Nahrung aufgenommen wird, empfahlen die Behörden den Anwohnern (rund 1800 Haushalten) wie Kleingärtnern in den betroffenen Gebieten, Grünkohl und andere Blattgemüse wie Endivie, Spinat und Mangold höchstens zweimal in der Woche zu essen.
Nach den aktuellen Ergebnissen ist der Bereich, in dem diese Verzehrempfehlung weiterhin gilt, deutlich geschrumpft. Diese Empfehlung betrifft jetzt noch die unmittelbare Umgebung der Messpunkte, an denen erhöhte PCB-Werte gemessen wurden. Diese Punkte liegen in den Kleingartenanlagen Bonifacius-Joachim, Essen Kray e.V. und an den Straßen Kruckenkamp, Bonifaciusring und Am Mechtenberg (westlicher Bereich). Im östlichen Bereich der Straße Am Mechtenberg – unter anderem in den dort betriebenen Acker- und Gartennutzungen – wurden laut Stadt keine erhöhten PCB-Werte festgestellt.
Bürger, die sich mit Blick auf ihre Gesundheit individuell beraten oder untersuchen lassen möchten, können sich jedoch weiterhin an das Gesundheitsamt der Stadt wenden. Die betont aber gleichzeitig, dass keine Gesundheitsgefahr bestehe. Der Aufenthalt im Freien sei unbedenklich: für Erwachsene und Kinder.
Initiative besteht auf Bodengutachten
Die Bürgerinitiative „Gegen Giftschredder in Kray“ (BI) freue sich mit den Anwohnern über diesen Erfolg des gemeinsamen jahrelangen Kampfes für Umwelt und Gesundheit im Stadtteil, kommentiert Sprecher Dietrich Keil die Ergebnisse. Da es aber verbleibende, stark verringerte Belastungen in Nähe des Betriebsgeländes gebe, für die offenbar sogenannte diffuse Quellen (z.B. Stäube) verantwortlich gemacht würden, bestehe die Initiative darauf, gründliche Bodengutachten erstellen zu lassen. Das Gelände müsse zudem entsprechend auf Kosten der Verursacher saniert werden, um auch diese Quellen zu minimieren.
„Das schleppt sich leider hin“, sagt Dietrich Keil und stellt fest: „Das fast schlagartige Absinken der PCB-Belastung der Krayer Außenluft seit der Stilllegung wirft ein Licht auf einen fatalen Irrtum der Behörden.“ Bis 2016 hätten diese trotz Kritiken und Forderungen der BI daran festgehalten, dass die diffusen Quellen die Hauptursache für die PCB-Belastung seien und nicht die Abgase der Schredderanlagen selbst. Erst exakte Messungen der Abgase direkt an den Kaminen der Anlagen hätten das widerlegt. Dietrich Keil: „Sie führten dann zu ihrer Schließung und jetzt zu diesem positiven Ergebnis. Das hätte man früher haben können.“
>>DIE ZUKUNFT DER KRAYER BETRIEBSGRUNDSTÜCKE
Als Hauptverursacher der hohen PCB-Belastung steht der Recyclingbetrieb der Firma Richter im Fokus der Behörden, kündigt die Stadt an.
Nachdem die Firma mittlerweile den gesamten Betrieb an beiden Standorten stillgelegt habe, sei die weitere Nutzung der beiden Betriebsgrundstücke jedoch noch unklar. Die vorhandenen Genehmigungen der Firma Richter behalten drei Jahre nach der tatsächlichen Stilllegung ihre Gültigkeit und können – bis auf die Shredderanlagen – wieder aktiviert werden.
Die Stadt hat im März 2017 einen Aufstellungsbeschluss für die Überplanung des Gebietes „Bonifaciusstraße/ Rotthauser Straße/ Bahnstrecke Kray-Nord-Gelsenkirchen-Rotthausen“ und am 6.7. 2017 für den Bereich „Joachimstraße/ Rotthauser Straße“ gefasst. Ein Ziel sei es, wohngebietsverträgliches Gewerbe anzusiedeln und stark emittierende Betriebe und Anlagen wie Bauhöfe, Schrottplätze und Recyclingbetriebe auszuschließen.